Geflüchtete Menschen schnell und möglichst nachhaltig auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren, ist das Ziel des von Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiierten „Job-Turbo“. Der Aufgabe, arbeitslose Frauen und Männer mit Fluchthintergrund in Beschäftigung zu bringen, stellt sich das Jobcenter im Kreis Plön bereits seit Jahren erfolgreich und freut sich über die politische und gesellschaftliche Aufmerksamkeit und damit auch Unterstützung bei diesem wichtigen Thema.
„Um unsere Kräfte in der Region zu bündeln und uns voll auf die Aufgabe geflüchtete arbeitslose Menschen mit Betrieben aus Kiel und Plön zusammenzubringen konzentrieren zu können, wurde gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Kiel und dem Jobcenter der Landeshauptstadt Kiel ein ‚Job-Turbo-Team‘ gegründet“, erklärt Fulko Wedemeier, Integrationsfachkraft im Jobcenter Kreis Plön, die Rolle der am neuen „Job-Turbo“ beteiligten Partner.
Zum Jahresende waren 728 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine arbeitsuchend registriert. 255 Frauen und Männer von ihnen waren arbeitslos und 473 von ihnen waren nicht arbeitslos. Ein Großteil dieser Menschen – nämlich 363 befand sich zu diesem Zeitpunkt in Qualifizierungsangebote wie zum Beispiel einem Integrationskurs.
„Hier liegen noch nach Beendigung der entsprechenden Qualifizierungen Potenziale, die dem lokalen Arbeitskräftebedarf ganz im Sinne des Job-Turbo zu Gute kommen können“, sagte Thomas Bohse, Pressesprecher, von der Agentur für Arbeit Kiel zur arbeitsmarktlichen Einordnung.
Ein gutes Beispiel, wie es funktionieren kann, ist die Vermittlung von Valentyn Nechypurenko. Der 46-Jährige aus Chalovske – südlich von Charkiw - ist im Juni 2022, wenige Wochen nach Ausbruch des Krieges, nach Deutschland gekommen. In der Ukraine hat er von 1995 bis 1998 eine schulische Ausbildung zum Industriemeister absolviert. Die Übersetzung des Nachweises ist beantragt, eine entsprechende Anerkennung des Abschlusses in Deutschland steht aber noch aus.
Vor der Flucht hat Valentyn Nechypurenko rund 10 Jahre als CNC-Dreher in der Ukraine gearbeitet. Von April bis Ende November 2023 nahm er an einem Integrationskurs zum Spracherwerb bei der Volkshochschule in Kiel teil, der mit dem B1-Zertifikat abschloss. Rund einen Monat später schlug das Jobcenter Valentyn Nechypurenko vor, an einer Maßnahme des Trägers Team Arbeit in Plön teilzunehmen.
„Die Chancen auf eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt können durch die Teilnahme an so einem durch einen von uns beauftragten Maßnahmeträger steigen“, führt Fulko Wedemeier aus. „Dennoch müssen wir natürlich im Vorfeld schauen, ob alles passt und wir auch wirtschaftlich handeln. Im Fall von Herrn Nechypurenko war es auf jeden Fall der richtige Weg. Herrn Erbt von Team Arbeit ist es in kurzer Zeit – ganz im Sinne des ‚Job-Turbo‘ – gelungen, einen Betrieb zu finden, der Herrn Nechypurenko trotz noch nicht perfekter Sprachkenntnisse eine Chance gegeben hat. Das ist großartig“, freut sich Wedemeier über die gelungene Zusammenarbeit des vom Jobcenter Kreis Plön beauftragten Trägers Team Arbeit und der S & H Feinwerktechnik GmbH & Co. KG in Schwentinental.
Mit dem sozialversicherungspflichtigen Job bei dem Schwentinentaler Betrieb setzt Valentyn Nechypurenko seine in der Ukraine ausgeübte Tätigkeit in einem ihm bekannten beruflichen Terrain fort. Dennoch machen es andere Maschinen und Arbeitsabläufe, aber auch ein erhöhter Aufwand bei der Betreuung im Betrieb notwendig, zu prüfen, ob ein Einarbeitungszuschuss durch das Jobcenter Kreis Plön gewährt wird.
„Wir sind der Überzeugung, dass das auch im Fall von Valentyn Nechypurenko gut angelegtes Geld wäre und wir ihm damit eine nachhaltige und dauerhafte Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt ermöglichen“, so Wedemeier abschließend.
Hintergrundinfos
- Thorsten Erbt von Team Arbeit Personalberatung GmbH kümmert sich darum, durch intensive Gespräche mit Betrieben im Kreis Plön Menschen mit Fluchthintergrund in Arbeit zu bringen. Der Träger arbeitet im Auftrag des Jobcenters Kreis Plön. Die Abstimmung zwischen Träger und Jobcenter verläuft engmaschig im Sinne des Integrationserfolges.
- Die Firma S & H Feinwerktechnik GmbH & Co. KG wurde im Jahr 2011 gegründet. Im Juni 2021 übernahm Christopher Martin die Firma von Frank Schreiner. Der Betrieb hat 10 Mitarbeiter, darunter zwei Frauen. Es wird im Mehrschicht-Betrieb an Fräs- und Drehmaschinen gearbeitet. Vorrangig werden Kleinserien gefertigt. Zu den Kunden gehören u.a. IBAK, Rheinmetall und KVP. Die Auftraggeber schätzen die kurzen Wege und damit auch die schnelle Auftragsbearbeitung. Valentyn Nechypurenko wird erst einmal als Helfer im Bereich der CNC-Dreh-Maschinen und im Lager eingesetzt. In der Ukraine werden zwar ähnliche Maschinen westlichen Typs genutzt, die Handbücher zum Programmieren der Maschinen stehen aber im Betrieb von Christopher Martin ausschließlich in deutscher Sprache bereit.