Der Arbeitsmarkt im Landkreis Cochem-Zell scheint einmal tief durchzuatmen und sich auf eine „normale“ Saison vorzubereiten: Die Zahl der arbeitslosen Menschen ging im April um 245 auf 1.037 zurück. Vor einem Jahr waren 446 Frauen und Männer mehr arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,1 Prozent und damit um 0,7 Punkte niedriger als im März und um 1,3 Punkte niedriger als im April 2021.
Auch die Nachfrage am Stellenmarkt passt zur typischen nachwinterlichen Belebung: 98 zusätzliche Stellenangebote wurden dem Arbeitgeberservice in den letzten vier Wochen gemeldet. Insgesamt registriert die Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen damit aus dem COC-Kreis 584 offene Stellen.
„Alles weist darauf hin, dass vor allem Gastronomie und Hotellerie entlang der Mosel damit rechnen, dass die lange Corona-Krise hinter ihnen liegt. Und tatsächlich lässt die Lust der Deutschen auf Urlaub im eigenen Land diese Erwartung durchaus realistisch erscheinen“, erläutert Agenturleiter Frank Schmidt.
Dennoch wisse man, dass die Rahmenbedingungen derzeit alles andere als normal seien. Mit dem Krieg in der Ukraine, der Frieden und Wohlstand der ganzen Welt gefährde, sei der nächste Krisenfall bereits eingetreten. „Auch wenn er sich noch nicht in konkreten Zahlen niederschlägt. Aber wie überall auf der Welt beobachtet auch die regionale Wirtschaft mit angehaltenem Atem, wie sich die Lage weiterentwickelt. Niemand kann im Moment vorhersagen, wie stark sich Flüchtlingswellen, Versorgungsengpässe und Embargos auf die Weltwirtschaft auswirken werden.“ Dennoch sei es beruhigend und ermutigend, wie stabil die Region sich derzeit präsentiere.
Eines der wichtigsten Hilfsmittel für den Arbeitsmarkt war in den letzten beiden Jahren die Kurzarbeit. Derzeit werden allerdings nur noch wenige neue Anträge gestellt. So waren es in den zurückliegenden Wochen nur noch 5 Betriebe, die für 30 Beschäftigte Kurzarbeit anzeigten. Im Jahr zuvor zeigten zur gleichen Zeit 37 Unternehmen für 138 Beschäftigte Kurzarbeit an. Seit Pandemiebeginn gab es insgesamt 1.418 Anzeigen für insgesamt 11.112 Beschäftigte.
Deutlich stärker von den Unsicherheiten der letzten Jahre ist der Ausbildungsmarkt gezeichnet. Neben Corona und Flut tragen auch der demografische und der digitale Wandel zur Verunsicherung bei. 221 junge Menschen aus dem COC-Kreis meldeten sich seit Beginn des aktuellen Ausbildungsjahres im Oktober bei der Berufsberatung, um sich bei der Berufswahl unterstützen zu lassen. Ihnen stehen 467 Ausbildungsangebote von regionalen Betrieben gegenüber. Vor zwei Jahren, also gerade zu Beginn der Corona-Pandemie und den sich daraus entwickelnden Einschränkungen, waren im April 329 Jugendliche und 375 Stellenangebote registriert.
„Es wird tatsächlich immer schwieriger, junge Menschen und Arbeitgeber zeitnah zusammenzubringen“, räumt Frank Schmidt ein. „Vor allem bei den Jugendlichen scheint es eine Tendenz dazu zu geben, erst einmal abzuwarten. Doch das bringt nichts, die Herausforderungen bleiben. Wer den Anschluss nicht verpassen will, muss deshalb – trotz allem – Entscheidungen treffen. Nicht warten, sondern starten!“
Die Berufsberaterinnen und -berater seien sich ihrer Verantwortung in dieser Situation bewusst, betont Schmidt.
„Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern versuchen wir auf vielfältige Weise, jungen Menschen in dieser komplizierten Phase ihres Lebens bei der Orientierung zu helfen. Wir können nur immer wieder appellieren, diese Angebote wahrzunehmen.“
Termine bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur können auch kurzfristig unter der Hotline 0261 – 405 444 vereinbart werden. Die Beratung ist kostenlos.