Immer häufiger suchen geflüchtete Menschen aus der Ukraine im Umfeld ihrer Zufluchtsorte nach einer Arbeitsstelle. Das macht sich auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt bemerkbar: So stieg die Arbeitslosenzahl in Koblenz im Juni um 13 auf 3.458 an. Üblich ist zu dieser Jahreszeit ein Rückgang. Allerdings lagen die Werte im Corona-Juni 2021 dennoch um 565 höher. Die Arbeitslosenquote bleibt bei 5,5 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 6,5 Prozent.
Ähnlich ist die Lage im Landkreis Mayen-Koblenz, wo die Arbeitslosigkeit um 7 auf 3.525 angestiegen ist. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um 485. Die Arbeitslosenquote liegt wie im Vormonat bei 3 Prozent und damit um 0,4 Prunkte niedriger als im Juni 2021.
„Ohne die Kriegsflüchtlinge, die sich nun verstärkt bei den Jobcentern melden, wären die Zahlen wie zu dieser Zeit des Jahres üblich zurückgegangen – wenn auch nicht so stark wie in den Vor-Corona-Jahren“, erklärt Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. Seit Anfang Juni sind die Jobcenter in den allermeisten Fällen erste Anlaufstelle für die vor dem Krieg geflohenen Menschen aus der Ukraine.
Laut Statistik sind zum Monatsende in Koblenz 144 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet – etwa doppelt so viele wie im Mai und gut vier Mal so viele wir vor einem Jahr. Ähnlich sieht es im Landkreis aus, wo zum Monatsende 100 Flüchtlinge aus der Ukraine arbeitslos gemeldet sind. Das sind 74 mehr als vier Wochen zuvor und 93 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt sind 589 erwerbsfähige Ukraine-Flüchtlinge in der Stadt und 311 im MYK-Kreis registriert.
Dennoch bereite der Zuzug der Ukrainerinnen und Ukrainer ihm keine großen Sorgen, betonte Schmidt. „Sie sind häufig sehr gut ausgebildet und damit gut vermittelbar.“ Lediglich die formellen Hürden – etwa die Anerkennung ausländischer Abschlüsse – könnten die Dinge verzögern.
Doch auch wenn die Integration ukrainischer Menschen in den deutschen Arbeitsmarkt ein vergleichsweise kleines Problem darstellt, der Krieg selbst tut dies nach Ansicht des Agenturleiters nicht. „Schon die enormen Energiepreis-Steigerungen haben gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Wie stark uns Corona nach den Sommerferien wieder in seinen Bann schlagen wird, ist noch völlig unklar. Und auch die Folgen der Flutkatastrophe sind an der Ahr längst noch nicht überwunden. Das bedeutet, dass die Risiken immer größer statt kleiner werden. Wir können deshalb nicht davon ausgehen, dass 2022 ein normales Arbeitsmarktjahr wird. Die Frage ist eher, wie stark und wie nachhaltig die Belastungen sein werden.“
Dass der Arbeitsmarkt grundsätzlich aufnahmefähig ist, zeigt der Blick auf den Stellenmarkt. Aus Stadt und Landkreis wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur in den letzten vier Wochen 537 zusätzliche freie Stellen gemeldet. Damit liegen derzeit 3.765 Stellenangebote aus der Region vor – 626 mehr als vor einem Jahr.
Auf den Endspurt bereitet sich der Ausbildungsmarkt vor: Die meisten Ausbildungsverträge, die in diesem Jahr geschlossen wurden, sehen den Einstieg der Nachwuchskräfte im August oder September vor.
Obwohl die Ausgangslage vor allem für die Jugendlichen Bewerber günstig ist, waren Ende Juni von den 1.450 jungen Leuten aus Stadt und Landkreis, die sich seit Beginn des Ausbildungsjahres Anfang Oktober bei der Agentur meldeten, noch 521 unversorgt. Von den 2.088 aus der Region gemeldeten Stellen sind noch 1.094 unbesetzt.
Damit, so Schmidt, gebe es für alle Bewerber*innen – auch für jene, die sich womöglich noch gar nicht gemeldet haben – gute Aussichten auf einen Ausbildungsstart in diesem Jahr. Die Berufsberatung bemühe sich jedenfalls, noch möglichst viele Jugendliche und Betriebe zusammenzubringen. „Nach zwei Corona-Jahren, die teilweise gravierende Auswirkungen auf den Schulunterricht und die Berufsorientierung hatten, ist die Verunsicherung bei vielen jungen Leuten groß. Umso wichtiger ist es, dass sie sich möglichst schnell beraten lassen.“
Termine bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur können auch kurzfristig unter der Hotline 02651 – 950 333 oder 0261 – 405 444 vereinbart werden. Die Beratung ist kostenlos.