Im letzten Monat des alten Jahres präsentiert sich der Arbeitsmarkt in und um Koblenz unterschiedlich: Während sich die Lage in der Stadt sogar etwas entspannt, steigt die Arbeitslosigkeit im Landkreis an.
3.503 arbeitslose Koblenzerinnen und Koblenzer zählten die Statistiker Ende Dezember. Das sind 36 weniger als im Monat zuvor und 30 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag zum Jahresende bei 5,6 Prozent und entspricht jener des Vorjahres. Im Vergleich zum Vormonat liegt sie um 0,1 Punkt niedriger
Im Landkreis stieg die Arbeitslosigkeit im Dezember dagegen um 113 auf 3.882 an. Gegenüber 2021 ist dies sogar eine Steigerung um 434. Die Arbeitslosenquote liegt mit derzeit 3,3 Prozent um 0,1 Punkte höher als im November und um 0,4 Punkte höher als vor einem Jahr.
Dass die Arbeitslosigkeit im Winter steigt, ist nichts Besonderes, da viele Betriebe in der kalten Jahreszeit pausieren – entweder weil sie bei Eis und Schnee nicht arbeiten können oder weil sie, wie einige gastronomische Betriebe, die Saison beenden und sich in die Winterpause verabschieden. Dass dies bereits vor dem Weihnachtsgeschäft zu einem deutlichen Anstieg führt, ist eher ungewöhnlich.
Die Erklärung für den frühen Anstieg sucht Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, denn auch nicht allein in saisonalen Strömungen. „Die große Differenz vor allem zum Vorjahr lässt sich zum größten Teil mit dem Zuzug ukrainischer Flüchtlinge erklären“, schildert der Regionalchef der Arbeitsverwaltung. „Der Rest lässt sich überwiegend durch den sehr frühen und harten Wintereinbruch erklären, der viele witterungsabhängige Betriebe gezwungen hat, vorübergehend die Arbeit einzustellen.“
Dass der „Ukraine-Effekt“ sich in Koblenz kaum in der Statistik abbilde, sei damit zu erklären, dass in der Stadt bereits viele Zugewanderte Sprachkurse absolvierten und in dieser Zeit nicht als arbeitslos gelten. „Da Sprachkenntnisse eine wichtige Voraussetzung für eine gelungene Integration in Arbeit sind, sind wir zuversichtlich, dass diese Menschen nach dem Ende ihrer Qualifikation zügig in Jobs vermittelt werden können, statt in die Arbeitslosigkeit zurückzukehren.“
Denn auch wenn die Menschen aus der Ukraine sich derzeit auf die Arbeitslosenstatistik auswirken, sieht Schmidt in ihnen nach wie vor keine anhaltende Belastung für den Arbeitsmarkt. „Selbst wenn der größte Teil dauerhaft bleiben sollte, schätzen wir die Integrationsmöglichkeiten nach einer Anlaufphase, in denen Sprachkenntnisse vertieft und Abschlüsse anerkannt werden müssen, als hoch ein. Die Zuwanderung könnte sogar einen Teil des bestehenden hohen Fachkräftebedarfs abdecken.“
Der Ukraine-Krieg selbst bedrohe die Weltwirtschaft und damit den Arbeitsmarkt dagegen sehr wohl. Vor allem, weil diese Krise auf andere – wie Corona und Ahrflut - folge. Gemessen daran zeige der Arbeitsmarkt sich nach wir vor erstaunlich robust.
Knapp 550 zusätzliche Stellenangebote wurden dem Arbeitgeberservice im letzten Monat des alten Jahres aus Stadt und Kreis gemeldet. Insgesamt registriert die Arbeitsagentur damit 3.622 offene Stellen in der Region. Das sind sogar 118 mehr als vor einem Jahr.
Wie es in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen wird, könne angesichts der vielfältigen, unkalkulierbaren Faktoren zurzeit niemand sagen, betont Frank Schmidt. „Wenn wir einen typischen Saisonverlauf voraussetzen, steigt die Arbeitslosigkeit in den nächsten zwei Monaten an, weil manche Unternehmen je nach Wetterlage noch einmal pausieren müssen und die Tourismusbranche sich ohnehin in der Winterpause befindet. Spätestens in den Wochen vor den Osterferien laufen die Geschäfte dann wieder und die Arbeitslosigkeit geht deutlich zurück. Inwiefern die großen Weltereignisse einen solchen Verlauf beeinflussen werden, lässt sich allerdings nicht vorhersagen.“