Im letzten Monat des alten Jahres verzeichnet der Landkreis Cochem-Zell einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit: Im Dezember stieg die Zahl der arbeitslosen Menschen um 189 auf 1.453 an. Gegenüber dem Vorjahr waren das sogar 278 Arbeitslose mehr. Die Arbeitslosenquote lag zum Jahresende bei 4,3 Prozent und damit um 0,5 Punkte höher als im November. Im Dezember 2021 lag die Quote bei 3,5 Prozent.
Dass die Arbeitslosigkeit im tourismusgeprägten Landkreis Cochem-Zell in der kalten Jahreszeit deutlich höher ist, ist nichts Besonderes, da viele gastronomische Betriebe sich in die Winterpause verabschieden. Dass dies bereits vor dem Weihnachtsgeschäft zu einem deutlichen Anstieg führt, passt hingegen nicht unbedingt ins saisonale Weltbild.
Die Erklärung für den frühen Anstieg sucht Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, denn auch nicht allein in saisonalen Strömungen. „Die große Differenz vor allem zum Vorjahr lässt sich zum größten Teil mit dem Zuzug ukrainischer Flüchtlinge erklären“, schildert der Regionalchef der Arbeitsverwaltung. 234 Menschen aus dem Kriegsland sind im Dezember mehr registriert worden als im vergangenen Jahr. „Rechnen wir diese Größe aus der Statistik heraus, bleiben nur noch rund 40 Personen, die diesmal mehr gemeldet sind als 2021. Das lässt sich schon durch den sehr frühen und harten Wintereinbruch erklären, der viele witterungsabhängige Betriebe gezwungen hat, vorübergehend die Arbeit einzustellen.“
Auch wenn die Menschen aus der Ukraine sich derzeit deutlich auf die Arbeitslosenstatistik auswirken, sieht Schmidt in ihnen nach wie vor keine anhaltende Belastung für den Arbeitsmarkt. „Selbst wenn der größte Teil dauerhaft bleiben sollte, schätzen wir die Integrationsmöglichkeiten nach einer Anlaufphase, in denen Sprachkenntnisse vertieft und Abschlüsse anerkannt werden müssen, als hoch ein. Die Zuwanderung könnte sogar einen Teil des bestehenden hohen Fachkräftebedarfs abdecken.“
Der Ukraine-Krieg selbst bedrohe die Weltwirtschaft und damit den Arbeitsmarkt dagegen sehr wohl. Vor allem, weil diese Krise auf andere – wie Corona und Ahrflut - folge. Gemessen daran zeige der Arbeitsmarkt sich nach wir vor erstaunlich robust.
Zwar wurden im Dezember „nur“ 59 – und damit halb so viele – Stellen wie im Vorjahr aus dem Landkreis gemeldet. Aber auch das dürfte zumindest teilweise dem überraschenden Wintereinbruch geschuldet sein. Insgesamt sind bei der Arbeitsagentur aus der Region zum Jahresende dennoch 421 offene Stellen gemeldet.
Wie es in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen wird, könne angesichts der vielfältigen, unkalkulierbaren Faktoren zurzeit niemand sagen, betont Frank Schmidt. „Wenn wir einen typischen Saisonverlauf voraussetzen, steigt die Arbeitslosigkeit in den nächsten zwei Monaten an, weil manche Unternehmen je nach Wetterlage noch einmal pausieren müssen und die Tourismusbranche sich ohnehin in der Winterpause befindet. Spätestens in den Wochen vor den Osterferien laufen die Geschäfte dann wieder und die Arbeitslosigkeit geht deutlich zurück. Inwiefern die großen Weltereignisse einen solchen Verlauf beeinflussen werden, lässt sich allerdings nicht vorhersagen.“