Der Frühling präsentiert sich in diesem Jahr ein wenig zögerlich, und das gilt auch für die saisonübliche Belebung am Arbeitsmarkt. Zwar ging die Zahl der arbeitslosen Menschen im Landkreis Cochem-Zell innerhalb von vier Wochen um 84 auf 1.236 zurück. Gegenüber dem Vorjahr ist das aber noch immer ein Plus von 285. Die Arbeitslosenquote liegt damit derzeit bei 3,6 Prozent, das sind 0,3 Punkte weniger als im April, aber 0,8 Punkte mehr als im Mai 2022.
Dem Arbeitgeberservice wurden in den letzten vier Wochen 76 zusätzliche Stellen aus dem Landkreis gemeldet. Damit liegen der Arbeitsagentur insgesamt 475 Stellenangebote aus dem COC-Kreis vor – 65 weniger als vor einem Jahr.
„Mit der Frühjahrsbelebung ist es in diesem Jahr ähnlich wie beim Wetter“, erklärt Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. „Es ist nicht richtig schlecht, aber der ganz große Wurf ist es bislang auch nicht.“ Andererseits entspreche dies durchaus der Stimmung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. „Man hält den Atem an und ist gespannt, ob und wie sich die Krisen der Welt auf den Arbeitsmarkt auswirken werden. Zumindest kann bislang von einem großen Einbruch keine Rede sein. Die Richtung führt, wenn auch zögerlich, bergauf.“
Ohnehin ist der größte Teil des Zuwachses gegenüber dem Vorjahr auf Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zurückzuführen. Immerhin 181 der im Mai arbeitslos Gemeldeten kommen ursprünglich aus der Ukraine. Vor einem Jahr waren es gerade mal 8. Der größte Teil des Zuwachses gegenüber 2022 erkläre sich schon dadurch, betont Schmidt.
Verschärft wird die statistische Lage dadurch, dass viele dieser Menschen in den letzten Wochen ihre Deutschkurse abgeschlossen haben, dem Arbeitsmarkt nun wieder zur Verfügung stehen – und somit als Arbeitslose gezählt werden. Das halte er allerdings für ein vorübergehendes Phänomen, erklärt der Agenturleiter. „Die allermeisten Ukrainerinnen und Ukrainer haben sehr gute Chancen, schnell auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen. Vor allem, nachdem sie ihre Sprachkenntnisse verbessert haben. Wir sind ja längst in einer Situation, wo jede potenzielle Fachkraft bei den Betrieben hochwillkommen ist.“
Spannend ist zu dieser Zeit des Jahres immer auch der Blick auf den Ausbildungsmarkt. Drei Monate bevor die meisten Ausbildungsverhältnisse Anfang September starten, weist die Statistik 224 Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber und 403 entsprechende Stellenangebote aus, die der Agentur für Arbeit für dieses Ausbildungsjahr aus dem COC-Kreis gemeldet wurden. „Übriggeblieben“ sind davon Ende Mai 113 junge Leute und 187 Ausbildungsstellen.
Tatsächlich könne das Verhältnis von Bewerberinnen und Bewerbern zu offenen Stellen in der Realität sogar noch viel weiter auseinanderliegen, vermutet Frank Schmidt. „Die Erfahrung zeigt, dass ein Teil der jungen Leute, die sich bei uns melden, am Ende doch ein Studium beginnt, weiter zur Schule geht oder sich etwa für eine Auszeit entscheidet.“ Grundsätzlich bestätigen die Zahlen laut Schmidt die Entwicklung, dass den Ausbildungsangeboten immer weniger Interessentinnen und Interessenten gegenüberstehen.
Umso wichtiger sei es, junge Leute nicht deshalb zu verlieren, weil ihnen die Orientierung auf dem immer komplizierteren Arbeitsmarkt misslinge. Die Arbeitsagentur investiere viel, um sie bei der Berufsorientierung zu begleiten und den Kontakt zwischen Arbeitgebern und potenziellem Nachwuchs zu vereinfachen – allem voran durch die klassische Berufsberatung, die überdies auch noch kostenlos sei und auf die deshalb niemand verzichten sollte. „Aber es gibt auch immer mehr zusätzliche Angebote: Etwa die Freiluftmesse Azubispots, die die Arbeitsagentur gemeinsam mit Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer organisiert. Sie findet in diesem Jahr erstmals nicht nur in Koblenz, sondern auch in Mayen und Bad Neuenahr statt.“
Nähere Informationen und Kontakt zur Berufsberatung: 02651 – 950 333 (Mayen) und 0261 – 405 444 (Koblenz).