Der Frühling präsentiert sich in diesem Jahr ein wenig zögerlich, und das gilt auch für die saisonübliche Belebung am Arbeitsmarkt wie ein Blick in die monatliche Statistik der Agentur für Arbeit zeigt. Zwar ging die Zahl der arbeitslosen Menschen im Landkreis Ahrweiler innerhalb von vier Wochen um 84 auf 2.433 zurück. Gegenüber dem Vorjahr ist das aber noch immer ein Plus von 106. Die Arbeitslosenquote liegt damit nach wie vor bei 3,6 Prozent, das sind 0,3 Punkte mehr als im Mai 2022.
Dem Arbeitgeberservice wurden in den letzten vier Wochen 97 zusätzliche Stellen aus dem Landkreis gemeldet. Damit liegen der Arbeitsagentur insgesamt 797 Stellenangebote aus dem Ahrkreis vor – 105 weniger als vor einem Jahr.
„Mit der Frühjahrsbelebung ist es in diesem Jahr ähnlich wie beim Wetter“, erklärt Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. „Es ist nicht richtig schlecht, aber der ganz große Wurf ist es bislang auch nicht.“ Andererseits entspreche dies durchaus der Stimmung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. „Man hält den Atem an und ist gespannt, ob und wie sich die Krisen der Welt auf den Arbeitsmarkt auswirken werden. Zumindest kann bislang von einem großen Einbruch keine Rede sein. Die Richtung führt, wenn auch zögerlich, bergauf.“
Ohnehin bilde der flutgeschädigte Landkreis Ahrweiler derzeit eine Ausnahme, denn der durch Kriegsflüchtlinge hervorgehobene Ukraine-Effekt komme hier kaum zum Tragen, weil nach wie vor keine Ukrainerinnen und Ukrainer in die Region zugewiesen würden. „Wer trotzdem an der Ahr untergekommen ist, hat private Kontakte hierher.“
Regionale Besonderheiten zeigen sich auch beim Blick auf den Ausbildungsmarkt, Drei Monate bevor die meisten Ausbildungsverhältnisse Anfang September starten, weist die Statistik 511 Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber und 435 entsprechende Stellenangebote aus, die der Agentur für Arbeit für dieses Ausbildungsjahr aus dem Ahrkreis gemeldet wurden. „Übriggeblieben“ sind davon Ende Mai jeweils rund die Hälfte, nämlich 260 junge Leute und 268 Ausbildungsstellen. Das Besondere: Es gibt damit, zumindest rechnerisch, fast so viele Bewerberinnen und Bewerber wie Angebote. In den Nachbarkreisen ist dieses Verhältnis deutlich weniger ausgeglichen - und zwar zu Lasten der Ausbildungsbetriebe.
Allerdings könne man aufgrund der reinen Zahlen ohnehin nicht vorschnell von einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Stellenangeboten und Interessierten ausgehen, warnt Agenturleiter Schmidt. Zum einen sei der Ahrkreis auch bei der Ausbildung eine klassische Auspendlerregion. „Außerdem zeigt die Erfahrung, dass ein Teil der jungen Leute, die sich bei uns melden, am Ende doch ein Studium beginnt, weiter zur Schule geht oder sich etwa für eine Auszeit entscheidet.“ Die grundsätzliche Entwicklung, dass den Ausbildungsangeboten immer weniger Interessentinnen und Interessenten gegenüberstehen gelte deshalb auch an der Ahr.
Umso wichtiger sei es, junge Leute nicht deshalb zu verlieren, weil ihnen die Orientierung auf dem immer komplizierteren Arbeitsmarkt misslinge. Die Arbeitsagentur investiere viel, um sie bei der Berufsorientierung zu begleiten und den Kontakt zwischen Arbeitgebern und potenziellem Nachwuchs zu vereinfachen – allem voran durch die klassische Berufsberatung, die überdies auch noch kostenlos sei und auf die deshalb niemand verzichten sollte.
„Aber es gibt auch immer mehr zusätzliche Angebote: Etwa die Freiluftmesse Azubispots, die die Arbeitsagentur gemeinsam mit Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer organisiert. Sie findet in diesem Jahr am 7. Juli erstmals auch im Kurpark in Bad Neuenahr statt.“
Nähere Informationen und Kontakt zur Berufsberatung: 02651 – 950 333.