Die Arbeitslosigkeit in und um Koblenz ist im Juli leicht gestiegen. Die Statistiker zählten zum Monatsende in der Stadt 3.880 arbeitslose Frauen und Männer, das sind 6 mehr als vier Wochen zuvor. Vor einem Jahr waren noch 127 Personen weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote bleibt wie im Juni bei 6,1 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 6 Prozent.
Im Landkreis Mayen-Koblenz ist die Zahl der Arbeitslosen in den vergangenen vier Wochen um 103 auf nun 4.312 angestiegen. Vor einem Jahr waren 528 Menschen weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote liegt Ende Juli bei 3,7 Prozent und damit einen Prozentpunkt höher als im Juni. Vor einem Jahr lag die Quote bei 3,2 Prozent.
„Dass die Arbeitslosigkeit zu Beginn der großen Ferien leicht ansteigt, ist nicht ungewöhnlich“, erklärt Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. „Obwohl Fachkräfte überall händeringend gesucht werden, finden nicht alle, die ihre Ausbildung in den letzten Wochen beendet haben, sofort eine Anschlussbeschäftigung. Viele pausieren auch deshalb, weil sie zum Beispiel ein Studium anschließen wollen und nun die Zeit bis zum Semesterbeginn überbrücken müssen. Diese jungen Menschen melden sich dann erst einmal arbeitslos.“
Das führe zum so genannten kleinen Sommerloch und sei ein so bekanntes wie vorübergehendes Phänomen. „Spätestens im Oktober, wenn der Betrieb an den Hochschulen wieder startet, geht auch die Arbeitslosigkeit zurück.“
Der relativ hohe Anstieg zum Vorjahr sei damit allerdings nicht zu erklären, räumt Schmidt ein. „Zum einen verbergen sich hinter diesem Wert die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die nach Abschluss ihrer Deutschkurse in die Jobcenter zurückkehren und auf eine Beschäftigung hoffen, die die meisten von ihnen sicherlich relativ zügig finden werden.“ Es zeichne sich darüber hinaus aber ab, dass auch andere Faktoren dazu beitragen, dass die Akteure am Arbeitsmarkt sich ungewöhnlich zurückhaltend zeigten. „Ob Pandemie und Jahrhundertflut, weltweite Lieferengpässe, der anhaltende Krieg in der Ukraine, Verunsicherung durch Energiewende und technische Umwälzungen oder Inflation und Zinsentwicklung: Viele Arbeitgeber halten sich derzeit mit Einstellungen zurück.“
Positiv wertete der Agenturchef vor diesem Hintergrund die Stellenentwicklung: 499 offene Arbeitsplätze meldeten die Betriebe aus der Region dem Arbeitgeberservice in den letzten vier Wochen – immerhin 55 mehr als im Monat zuvor. Insgesamt zählt die Arbeitsagentur damit in Stadt und MYK-Kreis 3.549 offene Stellen. Das seien zwar 160 weniger als im Vorjahr, was aber auch an einer hohen Vermittlungsrate im abgelaufenen Monat liege.
Spannend ist wenige Wochen vor Start der meisten Ausbildungsverhältnisse auch der Blick auf den Ausbildungsmarkt. Laut Statistik gelten Ende Juli 527 der ursprünglich gemeldeten 1.650 jungen Menschen, die mit Hilfe der Berufsberatung nach einer Stelle suchten, als unversorgt. Ihnen gegenüber stehen im Agenturbezirk 871 unbesetzte Ausbildungsplätze. Gemeldet waren 2.302.
„Wie immer gehen wir davon aus, dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage noch weiter auseinanderklafft, da viele junge Leute uns erfahrungsgemäß erst mit Verzögerung darüber informieren, dass sie fündig geworden sind, lieber studieren wollen oder erst mal eine Auszeit nehmen“, erklärt Frank Schmidt. In jedem Fall gebe es für diejenigen, die tatsächlich noch auf der Suche sind, reichlich Auswahl. „Angesichts des großen Fachkräftebedarfs in den meisten Branchen gibt es noch in fast allen Berufen offene Stellen.“
In der Berufsberatung gehe es aber nicht allein darum, junge Leute und Betriebe zusammenzubringen, betont der Agenturleiter. Auch der Berufsorientierung komme eine immer größere Bedeutung zu. „Gerade in einer Welt, in der sich Berufsbilder in rasender Geschwindigkeit verändern und es beinahe unendliche Möglichkeiten gibt, brauchen junge Menschen Unterstützung, um den für sie passenden Berufseinstieg zu erkennen. Deshalb sollte am besten niemand auf die kostenlose Unterstützung unserer Beraterinnen und Berater verzichten.“
Kontakt zur Berufsberatung: 0261 – 405 444 oder 02651 – 950 333.