Die Sommerferien haben in diesem Jahr spät begonnen. Das dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass der regionale Arbeitsmarkt etwas später ins saisonale „Sommerloch“ gefallen ist und nun ein wenig länger dort festhängt: Die Arbeitslosigkeit im Landkreis Cochem-Zell ist im August um 122 auf nun 1.281 gestiegen. Vor einem Jahr waren allerdings 23 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote steigt um 0,4 Punkte auf 3,8 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 3,9 Prozent.
„Ein großer Teil der Menschen, die in den letzten Wochen arbeitslos wurden, sind junge Leute um die 20 Jahre. Die meisten von ihnen haben ihre Ausbildung gerade beendet und wurden nicht von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen – oder hatten einfach andere Pläne, wie ein Auszeit oder ein Studium“, erklärt Thomas Becker, stellvertretenden Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, und betont, dass es sich dabei um ein bekanntes, saisonbedingtes Phänomen handelt. „Die meisten dieser jungen Leute werden in den nächsten Wochen entweder eine neue Stelle antreten oder studieren. Aus unserer Statistik werden sie dann spätestens im Oktober wieder herausfallen.“
Deutlich früher dürfte das bei Lehrern und anderen Beschäftigten von Schulen der Fall sein, die über die Sommerferien arbeitslos wurden und immerhin rund ein Drittel der aktuellen Steigerung ausmachen. Sie meisten von ihnen haben sich schon jetzt wieder abgemeldet, da mit dem Beginn der Schule in der nächsten Woche auch sie wieder in Lohn und Brot sind.
Allein mit dem saisonalen auf und ab lasse sich der aktuelle Anstieg allerdings nicht gänzlich erklären, räumt Becker ein und verweist auf die Entwicklung der letzten Monate. „Wir stellen ja schon seit geraumer Zeit fest, dass der Arbeitsmarkt angesichts der vielen Belastungen, denen er sich etwa durch Corona-Folgen, Lieferengpässe oder Ukrainekrieg ausgesetzt sieht, auch bei uns ins Stocken geraten ist.“ Allerdings bewege sich die Arbeitslosigkeit bei einer Quote von 3,8 Prozent noch immer auf vergleichsweise niedrigem Niveau.
Positiv bewertet der stellvertretende Agenturchef die Stellenentwicklung: 171 offene Arbeitsplätze meldeten die Betriebe aus der Region dem Arbeitgeberservice in den letzten vier Wochen – deutlich mehr als im Vormonat, was für August nicht unbedingt üblich sei. Insgesamt zählt die Arbeitsagentur im Landkreis 602 offene Stellen. Dies zeige, dass Unternehmen trotz aller Skepsis weiter auf der Suche nach Fachkräften seien.
Nächste Woche starten die meisten der neuen Azubis in ihr erstes Lehrjahr. Doch es gibt auch Jugendliche, die weiter auf der Suche sind – und das bei aus ihrer Sicht günstigsten Voraussetzungen, denn auch viele Ausbildungsstellen sind noch unbesetzt. So stehen laut Statistik im COC-Kreis zum Monatsende 57 unversorgten Bewerbern 90 offene Ausbildungsplätze gegenüber.
Das Vermittlungsgeschäft der Berufsberatung laufe deshalb weiter, sagt Thomas Becker. „Solange der Stoff der Berufsschule nachholbar ist, vermitteln wir. Wer noch auf der Suche sei, solle sich deshalb schnell bei den Berufsberaterinnen und Berufsberatern melden. „Sie helfen dabei, sich auf dem Ausbildungsmarkt zu orientieren und sie wissen, welche Arbeitgeber noch in diesem Herbst Nachwuchs suchen.“
Kontakt zur Berufsberatung 0261 – 405 444.