Der Arbeitsmarkt in und um Koblenz ist, typisch für den ersten Monat eines Jahres, im Wintermodus: 3.807 arbeitslose Menschen zählten die Statistiker der Arbeitsagentur Koblenz-Mayen Ende Januar in der Stadt – 304 mehr als im Dezember und 89 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote steigt damit um 0,5 Punkte auf 6,1 Prozent. Zum Jahresbeginn 2022 lag sie bei 6 Prozent.
Im Landkreis stieg die Arbeitslosigkeit in den ersten Wochen des neuen Jahres um 519 auf 4.401 an. Im Vorjahr waren 474 Frauen und Männer weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,8 Prozent – das sind 0,5 Punkte mehr als im Vormonat und im Vorjahr.
„Zum üblichen winterbedingten Anstieg der Arbeitslosenzahlen wirkt sich diesmal der Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine deutlich auf die Statistik aus“, erklärt Thomas Becker, stellvertretender Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. Tatsächlich stehen in Koblenz dem Plus von 89 Arbeitslosen (im Vergleich zum Vorjahr) sogar 105 arbeitslos gemeldeten Ukrainerinnen und Ukrainer gegenüber, die es zum Jahresbeginn 2022 nicht gab. Im Landkreis entfällt knapp zwei Drittel des Zuwachses auf ukrainische Kriegsflüchtlinge.
Dies führt auch dazu, dass sich die höhere Arbeitslosigkeit nicht nur in den Agentur-Zahlen niederschlägt, was bei der saisonbedingten und vorübergehenden Winterarbeitslosigkeit in der Regel der Fall ist. Auch die Jobcenter, seit letztem Sommer die erste Anlaufstelle der Ukraine-Geflüchteten, spüren die Mehrbelastung deutlich.
Zwar werde dieses Phänomen nicht wie die regelmäßig Winterarbeitslosigkeit mit Schnee und Eis verschwinden, betont Becker. Ein nachhaltiges Problem sieht er in der Integration der meisten Kriegsflüchtlinge jedoch nicht. „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sie sich nach Spracherwerb und Anerkennung ihrer Qualifikationen ziemlich schnell in den Arbeitsmarkt vermitteln lassen. Im Angesicht des hohen Fach- und Arbeitskräftebedarfs sind diese Menschen vielen Arbeitgebern sogar hoch willkommen – vorausgesetzt, sie wollen überhaupt dauerhaft bleiben.“
Wie sich der Ukraine-Krieg auf die Weltwirtschaft und damit auch auf den regionalen Arbeitsmarkt auswirken werde, sei hingegen weiter eine große Unbekannte. „Fest steht aber, dass die Belastung umso größer wird, je länger er andauert.“
Dem Arbeitgeberservice wurden im Januar 447 zusätzliche offene Stellen aus der Region gemeldet. Insgesamt registriert die Arbeitsagentur damit in Stadt und Landkreis 3.638 Stellenangebote, das sind 124 mehr als vor einem Jahr.
Eine Prognose für die nächsten Monate sei nach wie vor kaum möglich, betont Becker. „Betrachten wir nur den üblichen Saisonverlauf, könnte die Arbeitslosigkeit je nach Witterung in den nächsten Wochen noch einmal leicht ansteigen, bevor sie mit milderen Temperaturen und der Vorbereitung vieler Gastronomen auf das Ostergeschäft wieder deutlich zurückgeht. Wie sich die weltweiten Risiken auf den Arbeitsmarkt auswirken werden, ist dagegen nicht kalkulierbar.“