Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist im Landkreis Cochem-Zell in den letzten vier Wochen um 171 auf 1.428 gesunken. Vor einem Jahr waren sogar noch 174 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,2 Prozent und damit um 0,5 Punkte unter der des Vormonats. Vor einem Jahr lag die Quote bei 4,8 Prozent.
Dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen wurden innerhalb der letzten vier Wochen 97 neue Stellen aus dem COC-Kreis gemeldet. Damit liegen der Agentur 566 Stellenangebote aus der Region vor.
„Nachdem die Arbeitslosigkeit an der Mosel, anders als in den Nachbarkreisen, bereits im Februar gesunken war, setzt sich der Trend im März ungebremst fort“ erklärt Agenturleiter Frank Schmidt. Vor allem gebe es im Landkreis keine Zunahme der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr. „Was die absolute Ausnahme ist.“ Zurückzuführen ist das laut Schmidt vor allem auf die starke touristische Ausrichtung der Region.
„Das lässt Beschäftigung und Arbeitslosigkeit einerseits saisonal stark schwanken. Andererseits profitieren Gastronomie und Hotellerie seit einiger Zeit stark von der gestiegenen Beliebtheit bei Urlaubern aus Deutschland und benachbarten europäischen Ländern. Die Wirtschaftsflaute, die derzeit fast ganz Deutschland fest im Griff hat, wirkt sich in Cochem-Zell – zumindest was die reinen Zahlen betrifft - kaum aus.“
Dennoch sei der Landkreis keine Insel der Glückseligen, an der der allgemeine Umbruch am Arbeitsmarkt vorbeigehe, betont Frank Schmidt. „Die Tatsache, dass immer mehr qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand wechseln, verschärft das Fachkräfte-Problem – auch in der Gastronomie. Gleichzeitig sorgen technischer und digitaler Wandel in den meisten Branchen dafür, dass sich Berufsfelder verändern, was zu enormen Verwerfungen bei Arbeitsmarktstrukturen, aber auch zu großer Unsicherheit bei Arbeitgebern und Beschäftigten führen kann.“
So komplex wie die Ursachen dieser Entwicklung seien auch die Herausforderungen, die sich für die verschiedenen Akteure ergeben. „Zum einen muss fachliches Wissen rechtzeitig gesichert werden, damit es nicht gemeinsam mit den künftigen Rentnerinnen und Rentnern den Betrieb verlässt. Zum anderen müssen Arbeitgeber und Beschäftigte bereit sein, sich immer wieder auf neue Entwicklungen einzulassen.“ Der berufliche Wandel sei kein Prozess, der irgendwann abgeschlossen ist. Neuerungen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz würden dafür sorgen, dass schnelle Veränderungen und die dadurch notwendigen Anpassungen zu einer festen Größe am Arbeitsmarkt der Zukunft werden. „Darauf müssen sich alle möglichst früh einstellen, damit sie mithalten können.“ Die Arbeitsagentur helfe mit einem breiten und fundierten Beratungsangebot. „Auch über längere Zeiträume.“
Dass es für viele Betriebe schon heute schwierig ist, ausreichend Nachwuchs zu finden, bestätigen die aktuellen Zahlen zum Ausbildungsmarkt: Ein halbes Jahr vor dem Start der meisten neuen Ausbildungsverhältnisse Anfang September sind Angebot und Nachfrage auch im Landkreis Cochem-Zell keinesfalls ausgewogen, erklärt der Agenturleiter. So kamen seit Beginn des Ausbildungsjahres im Oktober bislang 217 Bewerberinnen und Bewerber zur Berufsberatung, um sich bei der Suche nach einer Lehrstelle unterstützen zu lassen. Im selben Zeitraum meldeten Arbeitgeber 300 Ausbildungsangebote.
Ende März gelten noch 123 junge Menschen als unversorgt - ihnen stehen 206 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. „Es ist üblich, dass junge Frauen und Männer, die sich für eine betriebliche Ausbildung interessieren am Ende doch lieber studieren oder erst einmal eine Auszeit einlegen. Die Schere zwischen Ausbildungsangebot und Nachfrage wird sich deshalb in den nächsten Monaten sogar noch weiter öffnen.“
Den Wunsch vieler Jugendlicher, weiter zur Schule zu gehen oder zu studieren, kann Frank Schmidt durchaus verstehen. „Wenn es das ist, was zu ihren Stärken passt und sie zu ihrem Traumberuf führt. Die Formel, dass höhere akademische Abschlüsse automatisch in besseren Jobs enden, stimmt jedoch längst nicht mehr. In Industrie und Handwerk bieten sich durch zielgerichtete Qualifizierungen nach der Ausbildung oft sogar die besseren Chancen mit ebenso guten Verdienstmöglichkeiten. Deshalb mein Rat: Lieber eine Ausbildung, die Spaß macht, als ein Studium, durch das man sich quälen muss.“