Die Arbeitslosigkeit ist an der Ahr im Mai leicht angestiegen: Laut Arbeitsagentur Koblenz-Mayen zählten die Statistiker zum Monatsende im Landkreis 2.652 arbeitslose Menschen – 26 mehr als im April und 219 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt wie im Vormonat bei 3,8 Prozent. Im Mai 2023 lag sie bei 3,6 Prozent.
Dem Arbeitgeberservice der Agentur wurden innerhalb der letzten vier Wochen 152 neue Stellen aus dem Ahrkreis gemeldet. Damit liegen der Agentur derzeit 756 Stellenangebote aus der Region vor.
„Die sachte Frühjahrsbelebung der letzten Monate ist damit vorläufig gestoppt. Die Lücke zum Vorjahr hat sich wieder vergrößert“, erklärt der stellvertretende Agenturleiter Thomas Becker. Zwar sei der Arbeitsmarkt trotz vielfältiger Krisen noch immer erstaunlich robust und es könne für die aktuelle Entwicklung durchaus vielfältige Gründe geben – etwa das überaus regnerische Wetter im Mai, das vor allem touristischen Betrieben den Saisonauftakt erschwert haben dürfe.
„Es ist schließlich nachvollziehbar, dass die Menschen bei einer Hochwasserwarnung lieber Abstand von einem Kurzurlaub an der Ahr nehmen, auch wenn das Geschehen nicht mit der Jahrhundertflut vor drei Jahren zu vergleichen ist und sich in vorwiegend benachbarten Regionen abspielt.“ Allerdings wolle er nicht ausschließen, dass die vielfältigen Krisenherde, die derzeit die Weltwirtschaft belasten, sich langsam auch auf dem regionalen Markt niederschlagen und Arbeitgeber sich mit Einstellungen zurückhalten. „Wie nachhaltig diese Vorsicht ist, werde sich in den nächsten Monaten zeigen.“
Dieser Zurückhaltung steht ein seit Jahren zunehmender Fach- und Arbeitskräftemangel gegenüber, der nicht zuletzt dem demografischen Wandel geschuldet ist: Viele Beschäftigte der geburtenstarken Jahrgänge verlassen die Betriebe, während immer weniger junge Leute die Schulen beenden und in die Arbeitswelt streben. Ausreichend Nachwuchs für offene Ausbildungsstellen zu finden, fällt vielen Unternehmen deshalb schwer. Daran ändert sich auch in diesem Jahr wenig.
So sprachen seit Oktober 479 junge Menschen aus dem Ahrkreis bei der Berufsberatung vor, um sich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz Unterstützung zu holen. Im gleichen Zeitraum meldeten Betriebe aus der Region 443 offene Lehrstellen. Dieses sehr ausgewogene Verhältnis hat sich bis Ende Mai deutlich verändert: Nun kommen auf 248 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber 306 unbesetzte Ausbildungsplätze. „Das ist verglichen mit den Nachbarregionen zwar ein relativ gutes Verhältnis von Angebot und Nachfrage, dennoch wird auch in diesem Jahr nicht jeder Betrieb seine Ausbildungsplätze besetzen können“, fasst Thomas Becker zusammen.
Aber auch für die jungen Leute sei der Übergang von der Schule in eine Ausbildung trotz reger Nachfrage nicht einfacher geworden. „Der Arbeitsmarkt – und damit die Zukunftschancen einzelner Berufe oder sogar ganzer Branchen - ändert sich durch technische Neuerungen und die Entwicklung künstlicher Intelligenz rasant. Professionelle Unterstützung ist gerade in der Orientierungsphase für die meisten Jugendlichen und ihre Eltern unerlässlich. Bei uns gibt es diesen allein an Interessen und Talenten der jungen Leute orientierten Rat kostenlos. Ich lege jedem jungen Menschen nahe, dieses völlig unverbindliche Angebot zu nutzen.“
Kontakt zur Berufsberatung: 02651 – 950 333.