Kreis MYK/Stadt KO: Der Arbeitsmarkt fällt ins Sommerloch

Arbeitslosigkeit in und um Koblenz ist im Juli gestiegen

31.07.2024 | Presseinfo Nr. 42

Die Arbeitslosigkeit in und um Koblenz ist im Juli gestiegen. Die Statistiker zählten zum Monatsende in der Stadt 4.191 arbeitslose Frauen und Männer, das sind 32 mehr als vier Wochen zuvor. Vor einem Jahr waren noch 311 Personen weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote bleibt gegenüber Juni stabil bei 6,5 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 6,1 Prozent.

Im Landkreis Koblenz-Mayen waren Ende Juli4.647 Menschen arbeitslos gemeldet – 120 mehr als vor vier Wochen und 335 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote ist um 0,1 Punkte auf 3,9 Prozent angestiegen, vor einem Jahr lag sie bei 3,7 Prozent. 

Dem Arbeitsgeberservice der Agentur wurden in den vergangenen vier Wochen 347 zusätzliche offene Stellen aus der Stadt und 216 aus dem Landkreis gemeldet. Insgesamt gibt es bei der Arbeitsagentur damit aus der Region 3.469 Stellenangebote, das sind 80 weniger als vor einem Jahr.  

„Dass die Arbeitslosigkeit zu Beginn der großen Ferien ansteigt, ist nicht ungewöhnlich“, erklärt Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. „Obwohl Fachkräfte überall händeringend gesucht werden, finden nicht alle, die ihre Ausbildung in den letzten Wochen beendet haben, sofort eine Anschlussbeschäftigung. Viele überbrücken zum Beispiel auch die Zeit bis zum Beginn eines Studiums und melden sich erst einmal arbeitslos.“ Das führe zum so genannten kleinen Sommerloch und sei ein bekanntes und vorübergehendes Phänomen. „Spätestens im Oktober, wenn das Semester startet, geht diese Arbeitslosigkeit üblicherweise zurück.“

Das allein erkläre die aktuelle Entwicklung jedoch nicht, räumt Schmidt ein und verweist besonders auf die relativ hohe Zunahme gegenüber dem Vorjahr. „Wir stellen seit Monaten fest, dass sich die konjunkturelle Lage angesichts vielfältiger nationaler und weltweiter Krisen eintrübt. Zwar ist der Arbeitsmarkt angesichts der Fülle an Belastungen noch relativ stabil, Pandemie und Jahrhundertflut, die anhaltenden Kriege in der Ukraine und ihm Nahen Osten, aber auch Energiewende oder demografische und technische Umwälzungen fordern zunehmend ihren Tribut.“ 

Dabei gebe es widersprüchliche Entwicklungen, die Prognosen mehr als schwierig machten. „Da ist einerseits der besorgniserregende Fachkräftebedarf in vielen Branchen, der vor allem dem demografischen Wandel geschuldet und ohne Zuwanderung unlösbar ist. Andererseits finden etwa durch technische Entwicklung oder Energiewende gerade in Schlüsselbranchen wie der Autoindustrie und den Zulieferbetrieben erhebliche Veränderungen statt, die Unternehmen und ihre Beschäftigten verunsichern. Der unter Druck geratene Welthandel kommt noch obendrauf.“

Das führe dazu, dass viele Betriebe zwar eisern an ihren Fachkräften festhalten, sich bei Neueinstellungen aber zurückhalten. „Damit ist das Risiko, arbeitslos zu werden zwar noch immer relativ gering. Wer aber arbeitslos ist, hat es deutlich schwerer wieder eine Stelle zu finden.“        

Weniger zurückhaltend sind Arbeitgeber bei der Suche nach betrieblichem Nachwuchs. „Das mag daran liegen, dass die Besetzung von Ausbildungsstellen schon seit Jahren schwierig ist und jeder weiß, dass der demografische Wandel dafür sorgt, dass die Lücke zwischen denen, die sich in den Ruhestand verabschieden, und jenen, die nachrücken, immer größer wird“, glaubt Frank Schmidt. Auch das laufende Ausbildungsjahr bilde da keine Ausnahme. 

Wenige Wochen vor Start der meisten Ausbildungsverhältnisse gelten in Koblenz und dem MYK-Kreis 440 der ursprünglich gemeldeten 1.607 jungen Menschen, die mit Hilfe der Berufsberatung nach einer Stelle suchten, als unversorgt. Ihnen gegenüber stehen 760 unbesetzte Ausbildungsplätze. Gemeldet waren 2.262.

„Wie immer gehen wir davon aus, dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage tatsächlich noch weiter auseinanderklafft, da viele junge Leute uns erfahrungsgemäß erst mit Verzögerung darüber informieren, dass sie fündig geworden sind, lieber studieren wollen oder erst mal eine Auszeit nehmen“, erklärt Frank Schmidt. In jedem Fall gebe es für diejenigen, die tatsächlich noch auf der Suche sind, reichlich Auswahl. „Zurzeit gibt es noch in fast allen Berufen offene Stellen.“

In der Berufsberatung gehe es aber nicht allein darum, junge Leute und Betriebe zusammenzubringen, betont der Agenturleiter. Auch der Berufsorientierung komme eine immer größere Bedeutung zu. „Gerade in einer Welt, in der sich Berufsbilder in rasender Geschwindigkeit verändern und es beinahe unendliche Möglichkeiten gibt, brauchen junge Menschen Unterstützung, um den für sie passenden Berufseinstieg zu erkennen. Deshalb sollte niemand auf die kostenlose Unterstützung unserer Beraterinnen und Berater verzichten.“

Kontakt zur Berufsberatung: 0261 – 405 444 oder 02651 – 950 333.