Landkreis Ahrweiler: Der Arbeitsmarkt fällt ins Sommerloch

Arbeitslosigkeit auch im Kreis Ahrweiler im Juli leicht gestiegen

31.07.2024 | Presseinfo Nr. 42

Die Arbeitslosigkeit ist an der Ahr im Juli leicht gestiegen: Die Statistiker der Arbeitsagentur Koblenz-Mayen zählen zum Monatsende im Landkreis 2.716 arbeitslose Frauen und Männer – 77 mehr als im Juni und 248 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote steigt gegenüber Juni um 0,1 Punkte auf 3,9 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 3,6 Prozent.

Dem Arbeitgeberservice der Agentur wurden in den vergangenen vier Wochen 96 neue Stellen aus dem Ahrkreis gemeldet – 29 weniger als im Vormonat. Damit liegen der Agentur derzeit 741 Stellenangebote aus der Region vor, das sind 51 weniger als vor einem Jahr. 

„Dass die Arbeitslosigkeit zu Beginn der großen Ferien ansteigt, ist nicht ungewöhnlich“, erklärt Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. „Obwohl Fachkräfte überall händeringend gesucht werden, finden nicht alle, die ihre Ausbildung in den letzten Wochen beendet haben, sofort eine Anschlussbeschäftigung. Viele überbrücken zum Beispiel auch die Zeit bis zum Beginn eines Studiums und melden sich erst einmal arbeitslos.“ Das führe zum sogenannten kleinen Sommerloch und sei ein bekanntes, aber vorübergehendes Phänomen. „Spätestens im Oktober, wenn das Semester startet, geht diese Arbeitslosigkeit üblicherweise zurück.“ 

Das allein erkläre die aktuelle Entwicklung jedoch nicht, räumt Schmidt ein und verweist besonders auf die relativ hohe Zunahme gegenüber dem Vorjahr. „Wir stellen seit Monaten fest, dass sich die konjunkturelle Lage angesichts vielfältiger nationaler und weltweiter Krisen eintrübt. Zwar ist der Arbeitsmarkt angesichts der Fülle an Belastungen noch relativ stabil, Pandemie und insbesondere die Jahrhundertflut im Ahrtal, die anhaltenden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, aber auch Energiewende oder demografische und technische Umwälzungen fordern zunehmend ihr Tribut. 

Dabei gebe es widersprüchliche Entwicklungen, die Prognosen mehr als schwierig machten: „Da ist einerseits der besorgniserregende Fachkräftebedarf in vielen Branchen, der vor allem dem demografischen Wandel geschuldet und ohne Zuwanderung unlösbar ist. Andererseits finden etwas durch technische Entwicklung oder Energiewende gerade in Schlüsselbranchen wie der Autoindustrie und den Zulieferbetrieben erhebliche Veränderungen statt, die Unternehmen und ihre Beschäftigten verunsichern. Der unter Druck geratene Welthandel kommt noch obendrauf.“ 

Das führe dazu, dass viele Betriebe zwar eisern an ihren Fachkräften festhalten, sich bei Neueinstellungen aber zurückhalten. „Damit ist das Risiko, arbeitslos zu werden, zwar noch immer relativ gering. Wer aber arbeitslos ist, hat es deutlich schwerer, wieder eine Stelle zu finden.“ 

Weniger zurückhaltend sind Arbeitgeber bei der Suche nach betrieblichem Nachwuchs. „Das mag daran liegen, dass die Besetzung von Ausbildungsstellen schon seit Jahren schwierig ist und jeder weiß, dass der demografische Wandel dafür sorgt, dass die Lücke zwischen denen, die sich in den Ruhestand verabschieden und jenen, die nachrücken, immer größer wird“, glaubt Frank Schmidt. Auch das laufende Ausbildungsjahr bildet da keine Ausnahme. 

Kurz vor dem diesjährigen Ausbildungsbeginn gelten im Ahrkreis 172 Bewerberinnen und Bewerber der ursprünglich gemeldeten 537 als unversorgt. Ihnen gegenüber stehen 258 unbesetzte Ausbildungsstellen. Gemeldet waren 456.

„Wie immer gehen wir davon aus, dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage tatsächlich noch weiter auseinanderklafft, da viele junge Leute uns erfahrungsgemäß erst mit Verzögerung darüber informieren, dass sie fündig geworden sind, lieber studieren wollen oder erst mal eine Auszeit nehmen“, erklärt Frank Schmidt. In jedem Fall gebe es für diejenigen, die tatsächlich noch auf der Suche sind, reichlich Auswahl. „Zurzeit gibt es noch in fast allen Berufen offene Stellen.“

In der Berufsberatung gehe es aber nicht alleine darum, junge Leute und Betriebe zusammenzubringen, betont der Agenturleiter. Auch der Berufsorientierung komme eine immer größere Bedeutung zu. „Gerade in einer Welt, in der sich Berufsbilder in rasender Geschwindigkeit verändern und es beinahe unendliche Möglichkeiten gibt, brauchen junge Menschen Unterstützung, um den für sie passenden Berufseinstieg zu erkennen. Deshalb sollte niemand auf die kostenlose Unterstützung unserer Beraterinnen und Berater verzichten.“

Kontakt zur Berufsberatung: 02651 – 950 333.