Wenn es um die Zukunft von Arbeit geht, ist der Ausbildungsmarkt ein vieldiskutiertes Thema. Denn der demografische Wandel – also die Tatsache, dass mehr ältere Beschäftigte in den Ruhestand wechseln, als junge Menschen „nachwachsen“ – hinterlässt immer deutlichere Spuren. Im Herbst, kurz nach dem Start der meisten Lehrverhältnisse, zieht die Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen Bilanz zum abgelaufenen Ausbildungsjahr. Und auch für 2023/24 gilt: Es gab wieder deutlich mehr Stellenangebote als Bewerberinnen und Bewerber – ohne Aussicht auf Entspannung.
2.582 junge Menschen wandten sich zwischen Oktober 2023 und September 2024 an die Berufsberatung, um Unterstützung bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz zu finden – das sind 86 weniger als im Jahr zuvor. Anders als im Vorjahr sank aber auch die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im gleichen Zeitraum um 246 auf 3.194. Trotz dieses Rückgangs ist die Zahl der gemeldeten Stellen weiterhin deutlich höher als die der Bewerberinnen und Bewerber. Zum Ende des Berichtsjahres standen 247 unbesetzten Lehrstellen gerade mal 92 unversorgte junge Leute gegenüber.
Die Lücke ist damit trotz des Stellenrückgangs sogar noch größer geworden als in den Vorjahren. Das beschäftigt auch Agenturleiter Frank Schmidt. „Demografische Fakten lassen sich nun einmal nicht schnell verändern. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen wie wir seit langem wissen in den Ruhestand und es fehlen junge Menschen, die sie auf dem Arbeitsmarkt ersetzen können. Das bleibt noch viele Jahre so. Wir müssen deshalb alle Hebel in Bewegung setzen, damit zumindest die vorhandenen Potenziale bestmöglich genutzt werden.“ In der Berufsberatung geht deshalb die Vermittlung auch in diesem Jahr nach dem offiziellen Ausbildungsstart unvermindert weiter. „Solange der Stoff der Berufsschule noch aufgeholt werden kann, bringen die Berufsberaterinnen und -berater junge Leute und Betriebe zusammen.“
Doch auch wenn sie in der vermeintlich günstigeren Position sind, ist die Ausbildungssuche für junge Leute längst kein Selbstläufer. „Der Arbeitsmarkt verändert sich durch technische Entwicklungen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz rapide“, betont Schmidt. „Neue Berufsbilder entstehen, andere fallen weg. Branchen, die jahrzehntelang als Säulen der Wirtschaft galten, büßen an Bedeutung ein. Umso wichtiger ist es, dass Jugendliche sich vor der Berufswahl umfassend orientieren.“
Ohne qualifizierte Hilfe sei das angesichts der rasanten Entwicklungen für junge Menschen kaum möglich. „Die Berufsberatung hilft dabei, sich mit Berufsbildern auseinanderzusetzen und persönlichen Interessen nachzuspüren. Dabei sind die Beraterinnen und Berater völlig neutral und konzentrieren sich darauf, die beste Lösung für jeden einzelnen zu finden.“
Doch auch mit der besten Unterstützung gelinge das perfekte Match zwischen Jugendlichen und Betrieben nicht immer auf Anhieb. „Wenn sich herausstellt, dass Bewerberinnen und Bewerber noch ein wenig Zeit brauchen, um sich über ihre Wünsche und Möglichkeiten klar zu werden, können wir beispielsweise mit Hilfe eines geförderten Praktikums unterstützen. Im Vordergrund steht immer der junge Mensch, der die bestmögliche Unterstützung verdient – egal, wie lange dies erforderlich ist.“
Jugendliche und ihre Eltern können Kontakt zur Berufsberatung aufnehmen: 0261 – 405 444 (Koblenz) oder 02651 – 950 333 (Mayen).
Ausbildungsmarktbilanz 2023/24 nach Regionen
Landkreis Mayen-Koblenz
Gemeldete Bewerber insgesamt: 969
Unversorgte Bewerber zum 30.9.: 22
Gemeldete Ausbildungsstellen: 996
Unbesetzte Stellen zum 30.9.: 69
Unbesetzte Stellen je
unversorgter Bewerber*: 3
Stadt Koblenz
Gemeldete Bewerber insgesamt: 744
Unversorgte Bewerber zum 30.9.: 28
Gemeldete Ausbildungsstellen: 1.383
Unbesetzte Stellen zum 30.9.: 55
Unbesetzte Stellen je
unversorgter Bewerber*: 2
Landkreis Ahrweiler
Gemeldete Bewerber insgesamt: 565
Unversorgte Bewerber zum 30.9.: 27
Gemeldete Ausbildungsstellen: 476
Unbesetzte Stellen zum 30.9.: 99
Unbesetzte Stellen je
unversorgter Bewerber*: 4
Landkreis Cochem-Zell
Gemeldete Bewerber insgesamt: 304
Unversorgte Bewerber zum 30.9.: 15
Gemeldete Ausbildungsstellen: 339
Unbesetzte Stellen zum 30.9.: 24
Unbesetzte Stellen je
unversorgter Bewerber*: 1,5
*Zahlen gerundet
Hintergrund:
Das Ausbildungsjahr orientiert sich am Starttermin der meisten Ausbildungen und der Berufsschule im September eines Jahres. Ein Ausbildungsjahr dauert deshalb grundsätzlich vom 1. Oktober des einen bis zum 30. September des Folgejahres. Während dieser Zeit können sich ausbildungswillige junge Leute von der Berufsberatung bei der Suche nach einer Stelle unterstützen lassen. Betriebe können ihre Ausbildungsstellen an den Arbeitgeberservice melden. Die Beraterinnen und Berater versuchen die zusammenzubringen, die gut zueinander passen.