Wenn beeinträchtige Menschen mit viel Geduld die Chefs anleiten

Führungskräfte der Arbeitsagentur tauschten ihren Schreibtisch für einen Tag gegen Drehbank und Fräse in der Rhein-Mosel-Werkstatt ein

28.11.2024 | Presseinfo Nr. 67

Dass Führungskräfte der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung besuchen, ist nicht unbedingt etwas Besonderes. Schließlich ist in der Arbeitsverwaltung ein ganzes Team damit beschäftigt, Menschen mit Behinderung zu fördern und in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Der jüngste „Besuchstag“ bei der Rhein-Mosel-Werkstatt (RMW) in Koblenz war aber dann doch außergewöhnlich: Zwölf Führungskräfte der Arbeitsagentur schauten nicht nur vorbei und informierten sich, sie arbeiteten einen ganzen Tag lang mit – Seite an Seite mit ihren beeinträchtigten „Kolleginnen“ und „Kollegen“. 

Der Sinn dieser Aktion liegt für Agenturleiter Frank Schmidt auf der Hand. „Es ist nun mal ein Unterschied, ob man sich theoretisch mit etwas beschäftigt oder ob man ganz konkrete und persönliche Erfahrungen macht.“ Sichtwechsel durch Schichtwechsel eben. Für Schmidt bedeutete dies, dass er seinen Schreibtischplatz für einen kompletten Arbeitstag mit Drehbank und Fräse tauschte. Seine Kolleginnen und Kollegen machten sich in Schreinerei, Wäscherei oder Metallwerkstatt nützlich. 

Angeleitet wurden die Neulinge durch die erfahreneren – und meist auch deutlich geschickteren – behinderten Werkstattmitarbeiterinnen und -mitarbeiter und ihre Betreuungskräfte. Besonders beeindruckt waren die Gäste von der Geduld und der Freude, mit der ihre Lehrer ihr Wissen teilten. Überhaupt sei man vor allem von der großen Herzlichkeit und dem ungezwungenen Miteinander das in der Werkstatt herrscht beeindruckt, betont Schmidt und ergänzt: „Gleichzeitig haben wir einen funktionierenden Betrieb kennengelernt, bei dem keine Abstriche an der Qualität gemacht werden. Schließlich kommen die meisten Aufträge, die hier abgearbeitet werden, aus der heimischen Wirtschaft. Diese Leistungsfähigkeit der Menschen mit Behinderung ist das beste Argument, sie auch auf den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln.“

Dies ist auch ein Schwerpunkt in den Werkstätten selbst. So erläuterte Sandra Bauer, Leiterin des RMW- Inklusionsteams EVITA, wie man den Kontakt zwischen Wirtschaft und Werkstatt fördere. Michael Wall, Leiter der RMW-Berufsbildungsbereiche betonte, dass der berufliche Weg eines jeden Menschen mit Beeinträchtigung individuell entwickelt werden müsse – sei es in der Werkstatt oder darüber hinaus. „Unser Ziel ist es, jede und jeden nach seinen Stärken zu fördern und dabei flexible Perspektiven zu schaffen.“ 

Frank Schmidt und seine Führungsriege waren beeindruckt von dem, was sie an diesem ungewöhnlichen Arbeitstag erlebten. „Ganz sicher wird dies auch unsere eigene Arbeit zu diesem Thema weiterbringen. Vor allem aber haben wir neue Eindrücke gewonnen, die uns dabei helfen, Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass auch ein Mensch mit Behinderung ein großer Gewinn fürs Unternehmen sein kann. Das gilt für die Arbeitsleistung, aber auch fürs soziale Miteinander.“ 

Genauso wichtig wie die Integration in gewöhnliche Betriebe sei aber auch die Betreuung an Orten wie der Rhein-Mosel-Werkstatt mit den dort möglichen Freiräumen. „Die Rhein-Mosel-Werkstatt zeigt mit ihrem Engagement, wie Inklusion gelingen kann und welche Potenziale in der Zusammenarbeit von Wirtschaft, Arbeitsagentur und Werkstätten liegen.“