Stabiler Arbeitsmarkt trotz steigender Arbeitslosenzahlen

52.628 arbeitslose Kölnerinnen und Kölner; 4.543 weniger Arbeitslose als im Vorjahr; Arbeitslosenquote bei 8,7 Prozent; 604.050 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte; noch 2.411 freie Ausbildungsstellen; 1.097 unversorgte Ausbildungs-Bewerber*innen

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 31

Saisontypisch, vor allem aber durch den Ukraine Krieg und den damit verbundenen Sanktionen steigt im Juli die Arbeitslosigkeit in Köln. „Neben den auslaufenden Verträgen zu den Sommerferien zählen ab diesem Monat besonders die jetzt im Jobcenter registrierten Ukraine-Flüchtlinge in die Statistik ein. Deren Zahl hat sich seit dem letzten Monat mehr als verdoppelt“, so Johannes Klapper, Chef der Kölner Arbeitsagentur. „Die Zahl von 1.702 zusätzlichen Arbeitslosen im Juli relativiert sich dadurch. Insgesamt zeigt sich der Arbeitsmarkt recht stabil“, so Klapper.

Wie schnell sich die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integrieren lassen, werden die nächsten Monate zeigen. „Zunächst ging es erst einmal darum, die Geflüchteten in die Grundsicherung zu übernehmen und mit den entsprechenden Leistungen zu versorgen. Im nächsten Schritt werden wir sie intensiv bei der Suche nach einer Beschäftigung, Sprachkursen, Kinderbetreuung oder Qualifizierungsmöglichkeiten unterstützen. Daran arbeitet das Jobcenter mit Hochdruck“, so Klapper.

Die umfangreichen wirtschaftlichen Sanktionen in Folge des Ukraine-Kriegs und anhaltende Materialengpässe lassen Kölner Arbeitgeber dennoch vorsichtig agieren. Im Juli gab es dazu saisonüblich mehr Entlassungen und weniger Einstellungen. „Fachkräfte werden weiterhin gesucht. Wir haben über 6.000 freie Stellen in unserem Bestand, dazu weiterhin einen Beschäftigungsrekord in Köln. Ich bin zuversichtlich, dass die Arbeitgeber nach den Sommerferien wieder vermehrt einstellen werden. Die Frage der Energieversorgung ist hier ein gewisses Risiko“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung der Kölner Arbeitsagentur, Johannes Klapper.

Am Ausbildungsmarkt ist Endspurt für Betriebe und Auszubildende. „Über 2.400 Ausbildungsstellen sind in Köln noch nicht besetzt, rund 1.100 Jugendliche sind noch auf der Suche nach einem passenden Anschluss nach der Schule“, so Klapper. „Wir haben in diesem Jahr wieder wesentlich mehr Ausbildungsstellen aber etwas weniger Bewerber*innen. Ich kann nur jedem Jugendlichen raten, der sich noch nicht bei uns gemeldet hat, dies jetzt nachzuholen. Es ist für jeden noch eine passende Ausbildung dabei. Die Berufsberatung bietet offene Sprechstunden im August an, ist auch über Video-Telefonie erreichbar. Nicht alle Ausbildungen starten zum 1. August. Es gibt also noch genügend Möglichkeiten einen Ausbildungsplatz zu bekommen.“

Der Köln/Bonner Flughafen bietet viele offene Arbeitsstellen in vielen beruflichen Bereichen. Wer sich über Jobmöglichkeiten dort informieren möchte, kann sich direkt an das Büro vor Ort am Flughafen wenden, dem JobPoint@airport. 

Der Arbeitsmarkt im Juli

Im Juli steigt die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 1.702 Personen oder 3,3 Prozent an. Sie liegt damit bei 52.628. Gegenüber dem Vorjahr sinkt die Zahl der Arbeitslosen um 4.543 Personen oder 7,9 Prozent.

Die Arbeitslosenquote beträgt 8,7 Prozent, ist damit um 0,3 Prozentpunkte zum Vormonat gestiegen. Im Vorjahr betrug sie 9,4 Prozent.

Das Kundenzentrum der Agentur für Arbeit, verantwortlich für den Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III), betreute im Juli 13.439 Personen. Das sind 803 oder 6,4 Prozent mehr als im Juni und 2.592 Personen oder 16,2 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Das Jobcenter Köln, verantwortlich für die Grundsicherung nach dem zweiten Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB II), zählt im aktuellen Monat 39.189 Arbeitslose. Das sind 899 Personen oder 2,3 Prozent mehr als im Juni und 1.951 Personen oder 4,7 Prozent weniger als im Juli 2021.

Geflüchtete aus der Ukraine

Geflüchtete Menschen aus der Ukraine werden seit dem 1. Juni 2022 sukzessive durch das Jobcenter betreut und können dort Leistungen nach dem SGB II beantragen. Bis zum Stichtag 21.07.sind 4.267 arbeitssuchende Ukrainer im Kölner Jobcenter gemeldet. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit hat sich gegenüber dem Vormonat um das 2,5 -fache erhöht, von 476 auf 1.188 Personen.

Unterbeschäftigung

Die Unterbeschäftigung – sie erfasst die Zahl der Kölner, die insgesamt eine Beschäftigung suchen, darunter viele Teilnehmende in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen – ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen und zum Juli 2021 gesunken.

Neben den statistisch ausgewiesenen 52.628 Arbeitslosen suchten im Juli 12.117 Kölnerinnen und Kölner eine Beschäftigung, während sie sich in einer Förderung befanden oder aus anderen Gründen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung standen (Unterbeschäftigung im engeren und Arbeitslosigkeit im weiteren Sinne). Zählt man hierzu noch die Personen in geförderter Selbstständigkeit hinzu, betrug die sogenannte „Unterbeschäftigung“ (einschließlich der arbeitslos gemeldeten, jedoch ohne Personen in Kurzarbeit) im Juli insgesamt 64.931 [1]. Sie lag damit um 1.626 oder 2,6 Prozent höher als im Juni. Gegenüber Juli 2021 sank die Unterbeschäftigung um 5.624 Personen oder acht Prozent. Die Unterbeschäftigungsquote steigt im Juli im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 10,5 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie bei 11,4 Prozent gelegen. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung beträgt im aktuellen Monat 81,1 Prozent. Im letzten Monat betrug der Anteil 80,4 Prozent, im Vorjahr 81 Prozent.

Im Juli mussten sich 3.316 Menschen arbeitslos melden (Zahl der Entlassungen [2]). Das waren 595 Personen oder 21,9 Prozent mehr als im Vormonat und 117 Personen oder 3,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Im aktuellen Monat konnten 2.251 Menschen ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Arbeit [3] beenden. Das sind 262 Personen oder 10,4 Prozent weniger als im Juni und 586 Personen oder 20,7 Prozent weniger als im Juli 2021.

Ende Dezember 2021, dem letzten Quartalsstichtag der Beschäftigungsstatistik mit gesicherten Angaben, belief sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf 604.050. Gegenüber dem Vorjahresquartal (Dez. 2020) war das eine Zunahme um 16.315 Stellen oder 2,8 Prozent, nach +13.451 oder +2,3 Prozent im Vorquartal (Sept. 2021). Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme bei Immobilien, freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+3.033 Stellen oder +3,8 Prozent), öffentliche Verwaltung (+2.165 Stellen), Handel (+2.141 Stellen); am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie (-1.774 Stellen) im verarbeitenden Gewerbe (–1.973 oder –3,7 Prozent).

Im Juli waren 6.386 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber Juni ist das ein Plus von 33 Stellen oder 0,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 1.571 Stellen mehr (+32,6 Prozent). Arbeitgeber meldeten dem Kölner Arbeitgeber-Service im Juli 1.174 neue Arbeitsstellen, 186 weniger als im Juni (- 13,7 Prozent) und 794 weniger als im letzten Jahr (-40,3 Prozent).

Die offenen Stellen verteilen sich vor allem auf die folgenden Berufsbereiche. Am stärksten nachgefragt sind Berufe aus den Berufsgruppen Lagerwirtschaft, Post, Zustellung, Güterumschlag (551 Stellen im Bestand);  Verkaufsberufe ohne Produktspezialisierung (474); Sicherheitsfachkräfte (344); Büro und Sekretariat (251);  Unternehmensorganisation (176);  Gastronomie (160); Fahrzeugführung im Straßenverkehr (158); Informatik (180).

Unternehmen, die noch keinen festen Ansprechpartner im Arbeitgeber-Service haben, erreichen diesen telefonisch unter
der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 20 oder per E-Mail unter Koeln.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de.

Auf dem Ausbildungsmarkt sind aktuell noch 1.097 junge Kölnerinnen und Kölner auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle für den Spätsommer. Dem stehen noch 2.411 gemeldete Stellen gegenüber. Seit Beginn des Berichtsjahres im Oktober 2021 haben sich 4.012 Bewerberinnen und Bewerber bei der Arbeitsagentur gemeldet. Das sind 176 Personen oder 4,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Insgesamt wurden 5.565 Ausbildungsstellen angeboten, plus 627 Stellen oder 12,7 Prozent.

Die Kölner Berufsberatung steht auch während der Sommerferien für Beratungsgespräche zur Verfügung. Terminvereinbarung oder Kurzberatung ist montags bis freitags zwischen 14:00 bis 16:00 Uhr unter Telefon 0221-9429-1555 möglich, oder E-Mail an Koeln.Berufsberatung@arbeitsagentur.de (Bitte Telefonnummer und Rückruf-Zeitfenster angeben). Beratungen können persönlich oder telefonisch, auf Wunsch auch per Videotelefonie durchgeführt werden.

Vom 25.08. bis 07.09. bietet die Berufsberatung einen offenen Zugang ohne Termin an
 

Unbesetzte Ausbildungsstellen
Unbesetzte Ausbildungsstellen

 


[1] Die Datenangaben basieren auf vorläufigen Werten, die auf der Basis der bisher erfassten Fallzahlen hochgerechnet wurden. Endgültige Werte stehen erst nach einer Wartezeit von drei Monaten fest.

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik oder in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus sind. Diese Personen werden zur Unterbeschäftigung gerechnet, weil sie für Menschen stehen, denen ein reguläres Beschäftigungsverhältnis fehlt. Es wird unterstellt, dass ohne den Einsatz dieser Maßnahmen bzw. ohne die Zuweisung zu einem Sonderstatus die Arbeitslosigkeit entsprechend höher ausfallen würde. Mit dem Konzept der Unterbeschäftigung werden Defizite an regulärer Beschäftigung umfassender erfasst und realwirtschaftliche bedingte Einflüsse auf den Arbeitsmarkt besser erkannt. Zudem können die direkten Auswirkungen der Arbeitsmarktpolitik auf die Arbeitslosenzahlen nachvollzogen werden.

[2] = Zugang Arbeitslose aus Erwerbstätigkeit (Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt)

[3] = Abgang Arbeitslose in Erwerbstätigkeit (Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt)