Rückblick 2023:
Das Jahr 2023 war für den Arbeitsmarkt in Köln ein Jahr der Herausforderungen. Aufgrund des Ukraine-Kriegs, steigender Energiekosten und der hohen Inflation kam es zu einer Verunsicherung der Wirtschaft. Doch entgegen dem Landestrend blieb der Kölner Arbeitsmarkt Anfang des Jahres robust, entwickelte sich bis zum Sommer sogar verhalten positiv. Eine sonst übliche starke Frühjahrsbelebung blieb aber auch in Köln aus. So sank die Zahl der Arbeitslosen in Köln im Jahresverlauf zwar leicht, blieb aber mit über 52.000 Personen auf relativ hohem Niveau.
Mit Beginn der Sommerferien stiegen die Arbeitslosenzahlen wie üblich an, eine saisonal deutliche Erholung zum Jahresende verlief geringer als erhofft.
„Eine der größten Herausforderungen im Jahr 2023 war der Arbeits- und Fachkräftemangel trotz eines großen Potentials an Arbeitslosen. Die Corona-Pandemie hatte zu einem deutlichen Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit geführt und damit die gute Entwicklung der Jahre zuvor zunichte gemacht. Hinzu kamen die technischen Entwicklungen und Digitalisierungen, die das Anforderungsniveau für viele Stellen angehoben haben“, fasst Johannes Klapper, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kölner Arbeitsagentur die Herausforderungen zusammen. „Wir haben uns deshalb zum einen auf die berufliche Aus- und Weiterbildung konzentriert. Zum anderen galt es nach den Corona Jahren vermehrt Arbeitssuchende und Arbeitgeber wieder persönlich zusammenzubringen. Denn trotz der andauernden Krise behielt der Arbeitsmarkt seine Dynamik mit Entlassungen und Einstellungen. Dazu haben wir neben der normalen Teilnahme an Messen und Veranstaltungen unserer Arbeitsmarktpartner neue Formate des Zusammentreffens bei uns in der Arbeitsagentur geschaffen. Diese wurden gut von beiden Seiten angenommen. Daneben ist es gelungen durch Weiterbildungen und Förderprogramme die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr um über 2.000 zu senken“, so Klapper.
Arbeitslose, Arbeitnehmer und Arbeitgeber nutzten das letzte Jahr vermehrt für Weiterbildungen. 6.848 Kölnerinnen und Kölner haben eine berufliche Weiterbildung abgeschlossen, 63,4 Prozent oder 2.656 mehr als im Vorjahr. Ein Großteil der beruflichen Weiterbildung wurde im Bereich der Informatik und den Informations- und Telekommunikations-Berufen wahrgenommen.
„In der Jahressumme wurden uns 2023 zwar mehr Stellen als im Vorjahr gemeldet, viele blieben jedoch länger im Bestand, da sich keine geeigneten Arbeitskräfte fanden. Nur knapp 16 Prozent der gemeldeten Stellen waren dem Helferbereich zugeordnet, aber die meisten Arbeitslosen (fast 56 Prozent) sind nur für Helferstellen qualifiziert. Deutlicher wird das mit den absoluten Zahlen: den 29.500 wenig qualifizierten Arbeitslosen stehen 3.800 offene Stellen zur Verfügung. Aber knapp 13.000 der offenen Stellen benötigen Fachkraftkenntnisse. Damit wird die Qualifizierungsherausforderung mehr als deutlich“, so der Chef der Kölner Arbeitsagentur.
Die meisten Stellenangebote gab es in den Berufsgruppen der Lagerwirtschaft, Post, Zustellung, Güterumschlag, dem Verkauf, Büro und Sekretariat, Unternehmensorganisation und -strategie, und der Energietechnik.
In der Jahressumme mussten sich 39.851 Kölnerinnen und Kölner aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos melden, das sind 2.645 Arbeitslose mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig konnten 31.024 eine neue Beschäftigung annehmen, 143 weniger als im Vorjahr. Nach den Krisenjahren stieg aber die Beschäftigung im letzten Jahr wieder merklich an auf 613.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Köln (Juni 2023).
„Der Beschäftigungsaufwuchs geht in hohem Maße auf die Beschäftigung von Menschen mit ausländischem Pass zurück. Umso wichtiger wird es die Weiterbildung der vorhandenen Arbeitslosen noch weiter zu intensivieren. Die finanziellen Mittel dazu sind vorhanden, die Förderprogramme werden weiter ausgebaut,“ berichtet Johannes Klapper.
Die größte Steigerung im Arbeitsplatzangebot der Arbeitgeber im Vergleich zum letzten Jahr gab es im Bereich der Informations- und Telekommunikations-Berufe. Auch die Baubranche, die städtischen Versorgungsämter und die Finanz- und Versicherungsdienstleister haben vermehrt Stellenangebote gemeldet. Weniger Stellen im Bestand gab es im Vorjahresvergleich in den Bereichen Öffentliche Verwaltung und im Bereich Verkehr und Lagerwirtschaft. Hier konnte der hohe Bedarf des Vorjahres zum Teil gedeckt werden. Trotzdem ist auch hier die Nachfrage nach Arbeitskräften weiter hoch,“ so Klapper.
Ausblick 2024
„Die weitere konjunkturelle und geopolitischen Entwicklung wird den Arbeitsmarkt und seine Dynamik weiterhin beeinflussen. Für das Jahr 2024 ist mit einer anhaltenden Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen. Die wirtschaftliche Lage wird sich vermutlich erst im Laufe des Jahres stabilisieren. Kurzfristig wird sich das nicht ändern. Trotzdem rechnen wir auch weiterhin mit einem stabilen Kölner Arbeitsmarkt. Die Unternehmen halten Ihre Fachkräfte und stellen weiterhin ein. Gleichzeitig beginnen die Transformationsprozesse auch auf dem Arbeitsmarkt Wirkung zu zeigen. Aber auch hier brauchen die Unternehmen Fachkräfte. Wir stehen den Arbeitgebern, Arbeitslosen und Arbeitnehmern zur Seite und begleiten den Prozess mit Qualifizierungen und Weiterbildungen. Auch in diesem Jahr werden wir wieder 25 Millionen Euro in die Zukunftsfähigkeit der Fachkenntnisse investieren können. Wieder neues zu lernen ist nicht immer leicht für die Betroffenen, die sich eventuell neu orientieren müssen, aber es lohnt sich und schützt vor Arbeitslosigkeit,“ so Johannes Klapper.
Neben der Weiterbildung von Beschäftigten und Arbeitslosen wird die arbeitsmarktliche Integration von Menschen mit geringen Deutschkenntnissen eines der Schwerpunktthemen in 2024 sein.
Im Dezember sind 5.526 arbeitssuchende Ukrainer und Ukrainerinnen in Köln gemeldet. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit beträgt im Dezember 2.523 Personen. Aus den acht stärksten Asyl-Herkunftsländern sind 5.073 Geflüchtete in Köln arbeitslos gemeldet.
„Bei der Integration von Geflüchteten aus der Ukraine kommen wir jetzt in die zweite Phase. Die meisten haben ihre Integrations- und ersten Sprachkurse im letzten Jahr beendet. Jetzt starten wir in eine Phase im Integrationsprozess in der das weitere Lernen und Arbeiten nebeneinander in den Fokus rückt.
Dieser Ansatz ist im Prinzip nicht neu für uns. Allerdings setzen wir jetzt einen neuen Fokus und Schwerpunkte. Die Vertiefung der deutschen Sprache kombiniert mit ersten Arbeitserfahrungen und Qualifizierungen sollen stärker Hand in Hand gehen. Das gilt für alle Geflüchteten mit Zulassung zum Arbeitsmarkt. Das Ziel ist, die Menschen schnellstmöglich in Arbeit zu bringen und parallel weiter in Sprache und Qualifikation zu investieren,“ erklärt Johannes Klapper.
„Auch wenn die Deutschkenntnisse noch nicht perfekt sind geht es darum den Einstieg in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu finden. Dazu können berufsbegleitende Sprach- und Förderangebote eine sinnvolle Ergänzung bilden. Unser Engagement gilt Allen, die auf Dauer in Deutschland bleiben können und denen der Schutzstatus gewährt wird. Für das neue Jahr haben wir schon 4 spezielle Jobbörsen für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen geplant. Das Interesse der Arbeitgeber an solchen Kennenlerntreffen ist groß“, so Klapper.
Immer mehr Arbeitgeber signalisieren, dass Sprachkenntnisse im Betrieb weiter vertieft werden können und die Sprache nicht das entscheidende Kriterium für die Einstellung ist. „Über dieses Signal freuen wir uns und hoffen, dass noch mehr Arbeitgeber auch Menschen mit geringen Sprachkenntnissen eine Chance geben wollen. Das ist natürlich auch abhängig vom Beruf. Wir können Unternehmen dabei vielfältig unterstützen und beraten Unternehmen auch für beschäftigungsbegleitende Qualifizierungs- und Berufssprachkursangebote,“ bietet der Chef der Kölner Arbeitsagentur an.
Einen Überblick zu Fördermöglichkeiten der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten bietet die neue Webseite www.arbeitsagentur.de/k/job-turbo.
Arbeitsmarktindikatoren im Jahresdurchschnitt 2023 im Detail
Von November 2022 bis Oktober 2023 haben 343 Betriebe bei der Kölner Arbeitsagentur Kurzarbeit angezeigt. Potentiell betroffen von diesen Anzeigen waren im gesamten Jahr 7.510 Personen. Mehrfachzählungen sind bei diesen Anzeigezahlen von Unternehmen und Personen möglich. Die Zahlen sind hochgerechnet, die tatsächlich realisierte Kurzarbeit liegt erst nach einer Wartezeit von sechs Monaten vor.
Ende Juni 2023, dem letzten Quartalsstichtag der Beschäftigungsstatistik mit gesicherten Angaben, belief sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf 613.600. Gegenüber dem Vorjahresquartal war das eine Zunahme um 7.029 oder 1,2 Prozent.
Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme bei Verkehr und Lagerwirtschaft (+2.196 oder +5,3 Prozent); am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung bei der öffentlichen Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherungen sowie exterritorialen Organisationen und Körperschaften (–2.200 o-der –6,8 Prozent).
Der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitarbeit steigt um 1,1 Prozent, die Beschäftigung in Teilzeit um 1,3 Prozent. 431.899 Vollzeitbeschäftigungen stehen 181.700 Teilzeitstellen gegenüber. Weit überdurchschnittlich stieg die Zahl der älteren Beschäftigten (55 Jahre bis zur Regelaltersgrenze). Ihre Zahl erhöhte sich um 5.309 oder 4,5 Prozent auf 123.304.
Köln startete in das Jahr 2023 mit 52.689 Arbeitslosen und beendete es mit 52.488. Das sind 201 weniger als am Jahresanfang.
Die Zahl der Arbeitslosen lag im Jahresdurchschnitt 2023 bei 52.817. Das sind 796 mehr als im Vorjahresvergleich (1,5 Prozent)
Im Jahr 2023 mussten sich 39.851 Menschen arbeitslos melden. (Zahl der Entlassungen1). Das waren 2.645 oder 7,1 Prozent mehr als im Vorjahr.
Insgesamt 31.024 Kölnerinnen und Kölner konnten im Jahresverlauf 2023 ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Arbeit2 beenden. Das sind 143 oder 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
Das Kundenzentrum der Agentur für Arbeit Köln, verantwortlich für den Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III), betreute im Jahr 2023 jahresdurchschnittlich 13.841 arbeitslose Kölnerinnen und Kölner. Das sind 833 oder 6,4 Prozent mehr als in 2022.
Das Jobcenter Köln, verantwortlich für die Grundsicherung nach dem zweiten Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB II), zählt im Jahresschnitt 38.976 Arbeitslose. Das sind 37 Personen oder 0,1 Prozent weniger als 2022.
Die Arbeitslosenquote liegt im Jahresdurchschnitt bei 8,7 Prozent. Sie stieg damit um 0,1 Prozentpunkte gegenüber 2022.
Die Jugendarbeitslosigkeit steigt im Jahresdurchschnitt. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 3.410 Kölner unter 25 Jahre arbeitslos, 71 oder 2,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Die Arbeitslosenquote der Jugendlichen beträgt wie im Vorjahr 5,7 Prozent.
Im Kundenzentrum der Arbeitsagentur (Arbeitslosenversicherung, SGB III) waren mit 1.143 Arbeitslosen unter 25 Jahre im Jahresdurchschnitt 2023. 117 oder 11,4 Prozent mehr arbeitslos als 2022.
Im Jobcenter (Grundsicherung, SGB II) waren jahresdurchschnittlich 2.267 arbeitslose Jugendliche gemeldet, 46 oder zwei Prozent weniger als 2022.
Ausbildungsmarkt:
Bei der Agentur für Arbeit meldeten sich im Laufe des Ausbildungsjahres mehr Bewerberinnen und Bewerber als im Vorjahr. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen hingegen ging leicht zurück.
4.946 gemeldete Bewerber bedeuten ein Plus von 549 Personen oder 12,5 Prozent gegenüber 2022. Die Anzahl der eingeworbenen Ausbildungsstellen nahm um 104 Stellen oder 1,7 Prozent ab, und liegt bei 5.988 Stellen. Damit kommen auf 100 Ausbildungsstellen rechnerisch 86 Bewerberinnen und Bewerber.
Zum Ende des Berichtjahres am 30. September im waren noch 1.009 Bewerberinnen und Bewerber auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Das sind 384 Bewerber mehr als im Jahr zuvor.
Im Dezember 2023 sind noch 873 Jugendliche unversorgt gemeldet, 257 mehr als im Vorjahr.
Dem gegenüber standen Ende September noch 871 unbesetzte Ausbildungsstellen. Das sind 328 mehr als im Vorjahr. Somit kamen auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen 116 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.
Im Dezember 2023 sind noch 312 der gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt, 192 mehr als im Vorjahr.
Die Berufsberatung ist weiterhin in der Verlängerung und berät Jugendliche um noch in das bereits gestartete Ausbildungsjahr einzusteigen.
1 = Zugang Arbeitslose aus Erwerbstätigkeit (Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt)
2 = Abgang Arbeitslose in Erwerbstätigkeit (Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt)