Bilanz zum Arbeitsmarkt 2023

„Gemessen an den vielen Krisen und der schwachen Konjunktur hat sich der Arbeitsmarkt am Bodensee und in Oberschwaben im vergangenen Jahr recht widerstandsfähig gezeigt“, bilanziert Mathias Auch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg. Zwar hat die Entwicklung im Jahresverlauf merklich nachgelassen, das zeigte sich sowohl bei der Arbeitslosigkeit als auch bei der Arbeitskräftenachfrage. Jedoch erreichte die Zahl der Beschäftigten einen neuen Höchststand.

„Gesucht waren und sind vor allem Fachkräfte und höher Qualifizierte. Für Menschen ohne Ausbildung oder mit geringer Qualifikation wird die Luft am Arbeitsmarkt zunehmend dünner“, erklärt der Agenturchef und empfiehlt sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern noch stärker auf Qualifizierung und Weiterbildung zu setzen.

17.01.2024 | Presseinfo Nr. 4

Bei der Suche nach Fachkräften spielt auch das Potenzial der geflüchteten Menschen, insbesondere aus der Ukraine, eine Rolle. Ab der zweiten Jahreshälfte konnten viele Geflüchtete aus der Ukraine ihre Integrationskurse abschließen und haben damit erste Deutschkenntnisse erworben. Nun geht es darum, dass die Menschen so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln. Dazu Mathias Auch: „Die weitere Vertiefung der deutschen Sprache kombiniert mit ersten Arbeitserfahrungen und Qualifizierungen sollen stärker Hand in Hand gehen. Wichtig ist, dass Betriebe Geflüchteten auch eine Chance geben, wenn die Deutschkenntnisse noch ausbaufähig sind. Dafür möchten wir Unternehmen gewinnen. Jobcenter oder Arbeitsagentur können parallel mit Förderangeboten unterstützen“.

Arbeitslosigkeit
Im Agenturbezirk Konstanz-Ravensburg waren im Jahresdurchschnitt 14.615 Menschen ohne Arbeit, 6.910 Frauen und 7.705 Männer. Nach Rechtskreisen gegliedert gehörten 6.496 zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) und 8.119 zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung). Gegenüber 2022 waren 1.682 oder 13 Prozent Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Darin spiegeln sich die Registrierung ukrainischer Geflüchteter in den Jobcentern, aber auch die schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wider.

Im Jahresdurchschnitt waren 3.860 Menschen länger als zwölf Monate arbeitslos gemeldet, sie gelten somit als Langzeitarbeitslose. Das sind 8,2 Prozent mehr als im Vorjahr. „Insbesondere für Menschen ohne oder mit geringer Qualifizierung erhöht sich erkennbar das Risiko sich verfestigender Langzeitarbeitslosigkeit“, analysiert Mathias Auch.

Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent. „Der Agenturbezirk Konstanz-Ravensburg hatte 2023 erfreulicherweise erneut die zweitniedrigste Quote unter den 19 Agenturbezirken in Baden-Württemberg“, erklärt Mathias Auch.

Beschäftigung
Nach einem kleinen Corona bedingten Knick 2020 hat sich der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung auch in 2023 weiter fortgesetzt. 331.450 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zum Stichtag 30. Juni 2023 bedeuten einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozent auf einen neuen Höchstwert. Dazu Mathias Auch: „Noch nie waren am Bodensee und in Oberschwaben so viele Menschen in Beschäftigung, jedoch hat sich das Wachstum im Vergleich zu den Vorjahren verlangsamt.“

Arbeitskräftenachfrage
Unternehmen und Verwaltungen informierten die Arbeitsagentur Konstanz-Ravensburg im Jahr 2023 über 17.574 neue, offene Stellen, 5.869 oder 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Im gesamten Agenturgebiet waren im Jahresdurchschnitt 6.935 Stellen unbesetzt, knapp 13,8 Prozent weniger als 2022.

Die Stellenbestände sind in nahezu allen Wirtschaftsabschnitten zurück gegangen. Mit Blick auf die Bestandsgrößen sind insbesondere das Verarbeitende Gewerbe (im Schnitt 819 Stellen im Bestand, minus 16,2 Prozent zum Vorjahr), das Gesundheits- und Sozialwesen (776 Stellen, minus 11 Prozent) sowie das Gastgewerbe (382 Stellen, minus 37,4 Prozent) zu nennen. Einen Durchschnitt von 257 offenen Arbeitsstellen verzeichneten die öffentliche Verwaltung (-3,4 Prozent zum Vorjahr), der Handel 602 offene Stellen (-26,7 Prozent zum Vorjahr) sowie das Baugewerbe 334 (minus 24,6 Prozent). Einen Rückgang um 9,6 Prozent zum Vorjahr verzeichnete der Bereich der Arbeitnehmerüberlassung mit im Schnitt 1.867 offenen Stellen.

Kurzarbeit
Im Jahresdurchschnitt lag die Kurzarbeit im langjährigen Vergleich auf einem moderaten Niveau. Im vierten Quartal haben die Beratungsbedarfe und Anzeigen auf Kurzarbeit etwas angezogen. Ein Großteil davon geht auf das Bauhaupt- und Baunebengewerbe zurück. Weitere betroffene Bereiche sind metall- und kunststoffverarbeitende Industriebetriebe und der Automotivbereich.

Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen
Im Verlauf des Jahres 2023 haben viele Geflüchtete, insbesondere aus der Ukraine, grundlegende Deutschkenntnisse erworben. Die Absolventinnen und Absolventen der Integrationskurse sollen so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und weiterqualifiziert werden. Jobcenter und Arbeitsagentur können parallel mit Förderangeboten unterstützen, wo das fachliche Sprachniveau oder die Qualifikation weiter ausgebaut werden sollte. Das ist auch ein Kernelement des Job-Turbos, dem Aktionsplan der Bundesregierung zur Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Ziel ist es, Menschen mit noch geringen Deutschkenntnissen den Einstieg in das Berufsleben in Deutschland zu ermöglichen.

Nach Landkreisen ergibt sich folgendes Bild:
Bodenseekreis

3.958 Arbeitslose (2.035 Frauen, 1.923 Männer), plus 697 zum Vorjahr

Arbeitslosenquote 2023: 3,2 Prozent (plus 0,6 Prozentpunkte)

davon SGB II: 2.178 Menschen, plus 541 zum Vorjahr


Landkreis Konstanz

6.053 Arbeitslose (2.777 Frauen, 3.276 Männer), plus 411 zum Vorjahr

Arbeitslosenquote 2023: 3,7 Prozent (plus 0,2 Prozentpunkte)

davon SGB II: 3.451 Menschen, plus 310 zum Vorjahr


Landkreis Ravensburg

4.604 Arbeitslose (2.098 Frauen, 2.506 Männer), plus 574 zum Vorjahr

Arbeitslosenquote 2023: 2,8 Prozent (plus 0,4 Prozentpunkte)

davon SGB II: 2.490 Menschen, plus 467 zum Vorjahr