Zur bundesweiten „Woche der Ausbildung“ vom 14. bis 18. März wirbt die Agentur für Arbeit Korbach dafür, das Potenzial von Menschen mit Behinderung zu nutzen, ihnen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen und für das eigene Unternehmen Fachkräfte zu sichern. Motto der Woche: „Mehr Ausbildung wagen!“
Ägypten mit seinen historischen Schätzen ist sein Traumziel. Das nächste Ziel von Marten Pittich ist aber erstmal der Abschluss seiner Ausbildung zum Tourismuskaufmann im Sommer dieses Jahres. Die Berufswahl und der Weg in den Beruf waren bei dem 20-Jährigen aus Bad Wildungen etwas mühsamer als bei vielen Gleichaltrigen, weil etliche Berufsbilder ausschieden: Wegen einer angeborenen Muskelerkrankung kann er körperliche Tätigkeiten nicht ausüben. Langes Stehen, weite Strecken zu Fuß und Treppensteigen fällt ihm schwer.
„Ich musste mir also einen Beruf suchen, bei dem ich meinen Kopf einsetzen kann“, erzählt der Bad Wildunger. Weil er schon als Kind von Ägypten fasziniert war, kam er auf den Beruf des Tourismuskaufmanns und fand einen Ausbildungsplatz bei Moni Hess-Reisen in Bad Wildungen. Aufgrund der großen Pandemie-Auswirkungen auf die Reisebranche gestaltet sich die Arbeit dort zwar etwas anders als gedacht, macht aber Marten Pittich trotzdem „großen Spaß“. Gern hätte er mehr über die vielfältigen Reisemöglichkeiten insbesondere für Menschen mit einer Behinderung beraten, aber da machte Corona ihm und seiner Chefin einen Strich durch die Rechnung.
Monika Stierle-Hess blickt seit 1989 auf jahrzehntelange Erfahrung in der Reisebranche und als Ausbilderin im Beruf der Tourismuskaufleute zurück. Marten Pittich ist allerdings ihr erster Auszubildender im 2001 eröffneten eigenen Betrieb. Seine Muskelerkrankung war für sie bei der Einstellung kein Problem. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass er auch mit eigenen Reisen Erfahrungen sammelt und dann gezielt Menschen mit Behinderung beraten kann. Mit dem Reisen hat es leider bisher nicht geklappt, durch Corona sind etliche positive Aspekte unseres Berufs auf der Strecke geblieben“, berichtet sie. Dennoch würde sie wieder einen Auszubildenden einstellen, „unter normalen Umständen definitiv – jetzt muss ich erstmal schauen, wie sich alles entwickelt.“
Die Agentur für Arbeit unterstützt die Ausbildung von Marten Pittich durch Übernahme der Fahrtkosten zur Berufsschule nach Kassel, weil er wegen seiner Behinderung den ÖPNV nicht nutzen kann. Außerdem erhielt er eine Förderung für den Führerschein-Erwerb und die Arbeitsgeberin einen Ausbildungszuschuss. „Wir appellieren an Unternehmen, sich sozial zu engagieren und die Stärken und Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung für ihren Betrieb zu nutzen“, sagt Katrin Normann, Leiterin des Teams Rehabilitation und Teilhabe am Arbeitsleben. „Inklusion lohnt sich - sie ist ein Gewinn für Unternehmen, für die Menschen mit Behinderungen und zur Sicherung des Fachkräftebedarfs."
Hintergrund
Arbeitgeber können für die betriebliche Ausbildung von Rehabilitanden und schwerbehinderten Menschen in Ausbildungsberufen Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung erhalten, wenn die Ausbildung sonst nicht zu erreichen ist. Informationen zum Ausbildungszuschuss und anderen Leistungen für Arbeitgeber gibt es beim Arbeitgeberservice unter Tel. 05631/957610 oder per Mail an Korbach.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de
Für Auszubildende mit einer Behinderung gibt es individuelle Fördermöglichkeiten seitens der Agentur für Arbeit. Interessierte können sich per Mail an Korbach.261-Reha@arbeitsagentur.de wenden.