Mehr Stellen, mehr Bewerber

Ausbildungsbilanz von Agentur für Arbeit, IHK und Kreishandwerkerschaft für den Schwalm-Eder-Kreis

15.11.2022 | Presseinfo Nr. 82

Für Bewerberinnen und Bewerber bietet der Ausbildungsmarkt im Schwalm-Eder-Kreis gute Chancen, für viele Arbeitgeber bleibt die Besetzung von Ausbildungsstellen eine Herausforderung. Dies wurde bei der Bilanz zum Ausbildungsjahr 2021/22 deutlich, die heute die Agentur für Arbeit Korbach sowie die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder und das Servicezentrum Schwalm-Eder der IHK Kassel-Marburg zogen.

Agentur für Arbeit Korbach

Im Schwalm-Eder-Kreis stieg die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen um 251 auf 1290 (plus 24,2 Prozent). Es meldeten sich 837 Bewerberinnen und Bewerber, 112 mehr als im Jahr zuvor (plus 15,4 Prozent). 169 offenen Ausbildungsstellen standen Ende September 52 unversorgte Bewerber gegenüber (Vorjahr: 106 offene Stellen, 39 unversorgte Bewerber).

„Die Schere zwischen den Ausbildungsplätzen und den Bewerberinnen und Bewerbern ist weiter auseinandergegangen“, bilanziert der Leiter der Korbacher Agentur für Arbeit, Uwe Kemper. „Die Unternehmen in Schwalm-Eder haben trotz unsicherer Wirtschaftsprognosen deutlich mehr Lehrstellen gemeldet als voriges Jahr. Sie investieren auch unter schwierigen Rahmenbedingungen intensiv in die Ausbildung, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen – auch im Hinblick auf die demographische Entwicklung.“ Gleichzeitig stelle die Besetzung der Ausbildungsplätze weiter eine große Herausforderung dar. Zwar sei erfreulicherweise die Bewerberzahl für eine Ausbildung gestiegen. Diese Plus könne jedoch den Anstieg bei den Stellen nicht ausgleichen.

Ob der Zuwachs bei den Bewerberzahlen eine Trendwende einleite, ist laut Kemper noch nicht abzuschätzen. Es seien weiter rückläufige Schulabgangszahlen und ein verändertes Bildungsverhalten festzustellen, außerdem wirke sich die Pandemie noch aus. „Unsere Berufsorientierung und -beratung beginnt nicht erst in den Abschlussjahrgängen der Schule, sondern bereits in den Vor-Abschlussklassen. Wegen der Corona-bedingten Einschränkungen kam es dabei zum Teil zu zeitlichen Verzögerungen.“

Ende September gab es mehr unbesetzte Ausbildungsplätze und mehr unversorgte Bewerber als im vorigen Jahr. „Angebot und Nachfrage passen aus verschiedenen Gründen nie hundertprozentig zusammen“, so Kemper. Er appellierte an die Schulabgänger, die noch auf der Suche seien, sich intensiv mit einer dualen Ausbildung auseinanderzusetzen. „Jeder junge Mensch kann sich an die Berufsberatung der Arbeitsagentur wenden, um sich über Chancen und Perspektiven einer Ausbildung zu informieren. Die Fachleute wissen auch, wo noch Ausbildungsplätze frei sind und ggf. ein kurzfristiger Einstieg möglich ist.“

Kontakt zur Berufsberatung über die Hotline 05631/957-158 oder per Mail an Korbach.berufsberatung@arbeitsagentur.de.

TOP 5 der Berufe

Die beliebtesten Berufe bei den Bewerberinnen und Bewerbern in Schwalm-Eder waren im Berichtsjahr

  • Kaufmann/-frau Büromanagement
  • Kfz-Mechatroniker - Pkw-Technik
  • Kaufmann/-frau Einzelhandel
  • Verkäufer/in
  • Medizinische Fachangestellte

Bei den gemeldeten Ausbildungsstellen bildeten die Spitzengruppe

  • Kaufmann/-frau Einzelhandel
  • Verkäufer/in
  • Kaufmann/-frau Büromanagement
  • Industriekaufmann/-frau
  • Handelsfachwirt/in (Ausbildung)

  

IHK-Servicezentrum Schwalm-Eder

Zum Stichtag 30. September 2022 hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg für den Schwalm-Eder-Kreis 583 neu eingetragene Berufsausbildungsverträge registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich damit ein Plus von 7,4 Prozent, was 40 zusätzlichen Verträgen entspricht.

Die Zahl der eingetragenen kaufmännischen Ausbildungsverträge nahm um 13 Verträge zu und stieg auf insgesamt 369 Ausbildungsverträge (2021: 356).

Im technischen-gewerblichen Bereich verzeichnet der Schwalm-Eder-Kreis einen Zuwachs von 27 Verträgen: Bis zum Stichtag wurden 214 Verträge eingetragen (Vorjahr: 187).

Von den 583 Neueintragungen im Schwalm-Eder-Kreis entfallen 369 auf kaufmännische und 214 auf gewerblich-technische Berufe.

Zuwächse gibt es in fast allen Branchen der Industrie- und Handelskammer im Schwalm-Eder-Kreis. Sehr positiv hat sich der Ausbildungsmarkt im Handel und in der Metalltechnik entwickelt: Hier ist bei den Ausbildungsverträgen ein Plus von je ca. 20 Prozent zu verzeichnen.

Trotz einer nie dagewesenen Fülle an berufsspezifischen Informationen, gibt es nach wie vor viele Ausbildungsberufe, für die es trotz bester Berufsperspektiven keine oder kaum Nachfrage gibt. Die IHK Kassel-Marburg stellt sich dieser Problematik mit Seminaren, Veranstaltungen, Kooperationen, neuen Formaten auf Social Media und ihrem umfassenden Bildungsberatungsangebot entgegen.

„Die duale Berufsausbildung ist seit Jahrzehnten eine ausgezeichnete Basis für die Berufskarriere – dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern“, betont Enrico Gaede, Teamleiter Bildungsberater bei der IHK. „Im Gegenteil: Die Karrierechancen mit einer dualen Ausbildung sind heute besser denn je.“ Umso mehr gelte es jetzt, die vielfältigen Aufstiegsmöglichkeiten über das duale System den Absolventen der allgemeinbildenden Schulen zu verdeutlichen – auch als konkurrenzfähige Alternative zum Studium. Gaede: „Wir freuen uns, dass im Schwalm-Eder-Kreis 583 Jugendliche in eine tolle Zukunft gestartet sind und wünschen allen Berufsstartern viel Erfolg und Spaß.“

Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder

Die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder mit rund 900 Mitgliedsbetrieben in 19 Innungen ist nach wie vor ein starker Partner in der dualen Ausbildung. Die Bereitschaft der Betriebe, junge Menschen in den verschiedenen Handwerksberufen auszubilden, ist ungebrochen hoch. Dies zeigen auch die regelmäßigen Abfragen der Kreishandwerkerschaft, berichtet Geschäftsführer Wolfang Scholz. Ebenfalls hoch bleibt der Fachkräftebedarf in den Handwerksberufen. Der zu erwartende Rückgang der Fachkräfte, in Folge der demografischen Entwicklung, besorgt die Betriebe weiterhin. 

Die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt ist nach Scholz' Worten abhängig von den Möglichkeiten, die Betriebe auf den Märkten vorfinden. Die Betriebe reagieren auf die Marktveränderungen und richten ihre Personalpolitik entsprechend aus. Insgesamt sind die Märkte, auf denen handwerkliche Betriebe tätig sind, stabil. In einigen Bereichen stieg der Auftragsbestand weiter an. Trotz voller Auftragsbücher haben viele Betriebe mit Lieferengpässen, steigenden Material-, Personal-, und Energiekosten zu kämpfen. Je nach Branche führen diese Faktoren zum Teil zu erheblichen Problemen, die auch auf die Ausbildung abstrahlen.

Im Berichtsjahr ist zu beobachten, dass einige Berufe steigende Ausbildungszahlen nachweisen können - etwa in den Berufen Elektrotechniker, Tischler, Maler und Lackierer, Dachdecker und Anlagenmechaniker. Weitere Berufe zeigen konstante Zahlen mit geringen Schwankungen auf. Dazu zählen die Berufe Maurer, Zimmerer, Fleischer, Steinmetz- und Steinbildhauer. Dem gegenüber stehen Berufe, die von den letzten Krisenentwicklungen besonders betroffen waren. Hier sind besonders die Friseure zu nennen, die durch Betriebsschließungen in der Corona-Pandemie betroffen waren oder auch das Kraftfahrzeug-Handwerk mit dem Ausbildungsberuf Kraftfahrzeugmechatroniker. Auch die Energiekrise verunsichert viele Menschen und die Negativmeldungen beeinflussen die Meinungsbildung. Entsprechend schwer fällt es momentan Bäckereien Personal und Auszubildende zu finden. Scholz: „Auch wenn momentan noch keine gesicherten Zahlen vorliegen, erwarten wir eine Stabilisierung der dualen Ausbildung.“

Als positives Signal sieht der Geschäftsführer, dass 2022 wieder vermehrt Betriebspraktika angeboten und auch Berufsmessen im Schwalm-Eder-Kreis wieder durchgeführt werden konnten. „Gerade persönliche Kontakte und Gespräche sind wichtig, um Berufsperspektiven in den Handwerksberufen aufzuzeigen. Die Innungen und die Kreishandwerkerschaft waren bei allen durchgeführten Bildungsmessen und Berufsorientierungsmaßnahmen vertreten.“ Zusätzlich hat die Kreishandwerkerschaft zwei Mitarbeitende, die in den Bereichen „Passgenaue Besetzung“ und „Willkommenslotse“ eingesetzt sind. Sie helfen Betrieben, die Flüchtlinge, Benachteiligte und/oder Menschen mit Migrationshintergrund ausbilden oder beschäftigen wollen. Das Handwerk ist seit jeher der Wirtschaftszweig, in dem Menschen mit Migrationshintergrund oft einen beruflichen Einstieg finden. Die Kreishandwerkerschaft arbeitet mit den Partnern am Arbeitsmarkt seit vielen Jahren in verschiedenen Projekten und Gesprächskreisen der Berufsorientierung aktiv zusammen.

Insgesamt gehören viele Handwerksbetriebe 2022 zu den Konjunkturgewinnern. Dies sollte den Handwerksbetrieben weiter Auftrieb geben. Scholz: „Ungeachtet dessen, bleibt ein Handwerksbetrieb immer ein Fachbetrieb. Ein Fachbetrieb ohne Fachleute kann nicht erfolgreich sein. Somit bleibt die Ausbildung von Fachkräften sowie die dazugehörige Berufsorientierung eine zentrale Aufgabe.“