Zahl der Ausbildungsverträge gesunken

Ausbildungsbilanz von Agentur für Arbeit, IHK und Kreishandwerkerschaft SEK 

14.11.2024 | Presseinfo Nr. 71

Im Schwalm-Eder-Kreis übersteigt die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze weiter deutlich die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, es blieben mehr Plätze unbesetzt als im Vorjahr. Dies wurde bei der Bilanz zum Ausbildungsjahr 2023/24 deutlich, die heute die Agentur für Arbeit Korbach sowie die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder und das Servicezentrum Schwalm-Eder der IHK Kassel-Marburg bei einem Vor-Ort-Termin im Autohaus Hetzler in Fritzlar zogen. 

 

Agentur für Arbeit Korbach

Im Schwalm-Eder-Kreis sank die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Berichtsjahr (Oktober 2023 bis September 2024) um 309 auf 943 (minus 24,7 Prozent). Es meldeten sich 806 Bewerberinnen und Bewerber, 62 weniger als im Jahr zuvor (minus 7,1 Prozent). 150 offenen Ausbildungsstellen standen Ende September 76 unversorgte Bewerber gegenüber (Vorjahr: 72 offene Stellen, 49 unversorgte Bewerber). 

 

Zum Vergleich: Im gesamten Agenturbezirk, der auch den Landkreis Waldeck-Frankenberg umfasst, waren 2101 Ausbildungsstellen gemeldet, 446 weniger als ein Jahr zuvor (minus 17,5 Prozent) sowie 1726 Bewerberinnen und Bewerber (minus 36, minus 2 Prozent).

 

„Die Diskrepanz zwischen der Zahl an Bewerberinnen und Bewerbern sowie den bei uns gemeldeten Ausbildungsplätzen ist etwas kleiner geworden“, bilanziert die Korbacher Agenturleiterin Petra Kern. „Auf 100 Ausbildungsstellen im Schwalm-Eder-Kreis kamen rein rechnerisch 88 Interessierte an einer Ausbildung. Ein Jahr zuvor waren es 70 und im Ausbildungsjahr 2021/22 nur 66 pro 100 Ausbildungsplatz.“ Grund sei, dass der Rückgang bei den Ausbildungsplätzen deutlich größer sei als bei den Bewerberinnen und Bewerbern.  „Angesichts der Konjunkturschwäche halten sich Betriebe einerseits mit Ausbildungsstellen zurück, andererseits gibt es Unternehmen, die händeringend nach Auszubildenden suchen, um einem Fachkräftemangel zu begegnen.“ 

 

Dass sich die Zahl der unversorgten Bewerber sowie der unbesetzten Ausbildungsstellen im Schwalm-Eder-Kreis gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht hat, spricht laut Kern für zunehmende Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage. „Dass Bewerber und Betriebe nicht zusammenkommen, kann an den großen Entfernungen in einem Flächenkreis wie Schwalm-Eder-Kreis liegen, oder es passt hinsichtlich der Berufswünsche und der benötigten Qualifikation nicht“, so Kern.

 

Die Agenturleiterin appellierte an Schulabgänger sich intensiv mit einer dualen Ausbildung auseinanderzusetzen. „Unsere Fachleute in der Berufsberatung für Jugendliche kennen die Chancen und Perspektiven einer Ausbildung, helfen bei der grundsätzlichen Berufsorientierung und der Suche nach Ausbildungsplätzen. Eventuell ist ein Start sogar noch kurzfristig in diesem Jahr möglich, aber dafür wird es jetzt wirklich höchste Zeit.“ Kontakt zur Berufsberatung ist über die kostenlose Servicenummer 0800-455555-00 oder per Mail an Korbach.berufsberatung@arbeitsagentur.de möglich. 

 

 

TOP 5 der Berufe im Schwalm-Eder-Kreis

Die beliebtesten Berufe bei den Bewerberinnen und Bewerbern in Schwalm-Eder waren im Berichtsjahr

  • Kfz-Mechatroniker - Pkw-Technik
  • Verkäufer/in
  • Kaufmann/-frau Büromanagement
  • Kaufmann/-frau Einzelhandel
  • Industriemechaniker/in

 

Bei den gemeldeten Ausbildungsstellen bildeten die Spitzengruppe 

  • Verkäufer/in
  • Kaufmann/-frau Einzelhandel
  • Industriekaufmann/-frau
  • Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r
  • Fachkraft Lagerlogistik

 

 

IHK-Servicezentrum Schwalm-Eder

 

Zum Stichtag 30. September 2024 hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg für den Schwalm-Eder-Kreis 593 neu eingetragene Berufsausbildungsverträge registriert. Das hohe Niveau aus dem Vorjahr konnte damit gehalten werden, wie der Regionalbetreuer Eugen Knoth und Bildungsberater Jonas Freudenstein berichteten. 

 

Geändert hat sich lediglich das Verhältnis der eingetragenen technischen-gewerblichen und kaufmännischen Berufe: Für eine Ausbildung im technisch-gewerblichen Bereich haben sich 2024 19 Azubis mehr (insgesamt 220) entschieden, als noch im Vorjahr (201), während bei den kaufmännischen Berufen ein leichter Rückgang von 392 auf 373 Verträge zu verzeichnen war.

 

Darüber hinaus stieg die Anzahl der Ausbildungsverträge in bestimmten, einzelnen Branchen, z. B. in der Industrie, in der Versicherungswirtschaft und in der Metalltechnik, an. In den Berufsgruppen des Handels und des Verkehrs- und Transportgewerbes nahm die Zahl der Verträge dagegen leicht ab.

 

Die IHK-Vertreter freuen sich, dass im Schwalm-Eder-Kreis dieses Jahr 593 Jugendliche in ihre berufliche Zukunft gestartet sind und wünschen allen Berufsstartern viel Erfolg und Spaß. 

 

 

 

Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder

 

Die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder mit rund 900 Mitgliedsbetrieben ist ein starker Partner in der dualen Ausbildung. Auch in diesem Jahr konnten, trotz großer Bemühungen von Betrieben und Innungen, nicht alle Ausbildungsplätze im Handwerk besetzt werden, sagte Geschäftsführer Wolfgang Scholz. Die Bereitschaft der Betriebe, junge Menschen in den verschiedenen Handwerksberufen auszubilden, sei trotz der verschiedenen Krisenszenarien weiterhin vorhanden.

Die Anzahl der neuabgeschlossenen Ausbildungsbildungsverträge sinkt im Gebiet der Handwerkskammer Kassel von 2.884 im Jahr 2023 auf nunmehr 2.752 in diesem Jahr. Im Schwalm-Eder-Kreis sinkt die Zahl in dem Zeitraum von 345 auf 299. 

 

Ein Blick auf die Ausbildungsberufe zeigt laut Scholz, dass es in den Berufen Elektroniker/in, Anlagemechaniker/in, Tischler/in und Dachdecker/in weiterhin eine rege Nachfrage gab. Nach dem Zwischenhoch im vorigen Jahr sank die Nachfrage in diesem Jahr wieder. Hier spielten aktuelle Entwicklungen wie der Konjunktureinbruch im Bauhaupt- und Baunebengewerbe sowie die Rezession in weiten Teilen der deutschen Wirtschaft eine maßgebliche Rolle. Auch die zunehmende Diskussion um die Zukunftsfähigkeit der Bildungsstandorte im Landkreis spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle.

 

Erfahrungen aus der Praxis schilderten anschließend Alexander Host, Geschäftsführer des Autohauses Hetzler, die Auszubildenden Vanessa Lechmann, Arianna Dipuglia und Julius Lohrmann sowie Meister Tibor Tihanyi. Das Autohaus Hetzler mit inzwischen vier Standorten in Hessen und Niedersachsen sowie mehr als 100 Beschäftigten bildet seit seiner Gründung im Jahr 1948 beruflichen Nachwuchs aus. Derzeit befinden sich zehn Auszubildende im ersten Lehrjahr, insgesamt sind es in allen Ausbildungsjahrgängen rund 20.