Auf dem Ausbildungsmarkt sind die zukünftigen Fachkräfte heiß begehrt. Jugendlichen steht eine Vielzahl an beruflichen Möglichkeiten zur Verfügung. Vielen Branchen wiederum fällt es zunehmend schwerer, Nachwuchskräfte zu finden. Wie bereits auf dem Arbeitsmarkt erkennbar ist, driften auch im Ausbildungsbereich Angebot und Nachfrage immer weiter auseinander. Die Folge: Viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt.
Diese Entwicklung zeichnet sich bei Betrieben in der Pfalz ab, was die Bilanz für das Ausbildungsjahr 2023/24 in der Pfalz deutlich macht. Insgesamt wurden bei den Agenturen für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, Landau und Ludwigshafen 7.277 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 618 weniger als im Vorjahr. Von diesen Ausbildungsplätzen blieben bisher 1.186 unbesetzt, 106 weniger als im Vorjahr.
Ein leichter Rückgang ist auch auf der Bewerberseite erkennbar. 7.695 Jugendliche, 62 weniger als im Vorjahr, haben sich bei der Berufsberatung der Arbeitsagenturen gemeldet. Von diesen sind noch 534 auf der Suche nach einer Lehrstelle oder anderen Alternativen, 119 mehr als im vergangenen Jahr.
„Der Rückgang auf Seiten der Bewerber ist schon seit mehreren Jahren aufgrund des demografischen Wandels erkennbar. Zudem hat sich weiterhin bei vielen jungen Menschen der Wunsch nach einem höheren Schulabschluss verfestigt, um danach ein Studium oder duales Studium zu absolvieren“, sagt Konrad Stephan, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Landau. Auf Arbeitgeberseite wiederum macht sich allmählich Resignation breit, obwohl die Bereitschaft eigene Nachwuchskräfte auszubilden weiterhin vorhanden ist. Da viele Ausbildungsstellen in den vergangenen Jahren bereits nicht besetzt werden konnten, melden einige Arbeitgeber ihre Lehrstellen erst gar nicht mehr den Arbeitsagenturen, was die rückläufige Anzahl der Ausbildungsplätze erklärt.
„Obwohl der Start der Ausbildungen bereits erfolgt ist, ist es immer noch möglich, im Spätherbst eine Ausbildung zu beginnen. Ein Termin bei der Berufsberatung ist immer ein guter erster Schritt in diese Richtung, da hier alle Möglichkeiten aufgezeigt werden können“, rät Stephan allen jungen Menschen, das Beratungsangebot der Arbeitsagenturen zu nutzen. Das umfangreiche Angebot umfasst auch Brücken, die in die Berufsausbildung führen können. So ermöglicht ein Berufsorientierungspraktikum praxisnahe Einblicke in einen Ausbildungsberuf. Mögliche Fahr- und Übernachtungskosten können übernommen werden. Mit der Einstiegsqualifizierung (EQ) können junge Menschen an eine Ausbildung herangeführt werden. Die EQ ist ein sozialversicherungspflichtiges betriebliches Langzeitpraktikum, das zwischen vier und zwölf Monaten dauern kann. Ausbildungssuchende erhalten vom Arbeitgeber eine Praktikumsvergütung, der Praktikumsbetrieb wiederum einen finanziellen Zuschuss zur vereinbarten Vergütung. Eine weitere Unterstützungsmöglichkeit bietet die Assistierte Ausbildung (AsA), die junge Menschen bereits bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz und bei Bedarf auch ausbildungsbegleitend unterstützt. Die Auszubildenden erhalten bedarfsgerechten Stütz- und Förderunterricht und sozialpädagogische Begleitung, sofern dies erforderlich ist.
Über all diese Möglichkeiten informiert die Berufsberatung. Ein Termin kann unter der kostenlosen Servicehotline 0800 4 5555 00 vereinbart werden.
Bilanz der Handwerkskammer der Pfalz (HWK)
Im pfälzischen Handwerk wurden vom 1. Oktober 2023 bis zum 30. September 2024 1.915 neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse registriert, 337 weniger als im Vergleichszeitraum im Jahr 2023, was einem Rückgang von 15 Prozent entspricht. Auf den Arbeitsagenturbezirk Kaiserslautern-Pirmasens entfallen 700 Lehrverträge (191 bzw. 21,44 Prozent weniger als im Vorjahr), auf den Agenturbezirk Landau 684 (35 bzw. 4,87 Prozent weniger als im Vorjahr) und auf den Agenturbezirk Ludwigshafen 531 (111 bzw. 17,29 Prozent weniger als im Vorjahr).
Die meisten neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse in der Pfalz verzeichnen die Kfz-Mechatroniker, die Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie die Elektroniker. Alle drei genannten Gewerke zählen zu den sogenannten „Zukunftsberufen“, die die Klima- und Energiewende mitgestalten. Die Beliebtheit dieser Berufe hängt unmittelbar mit dem gesellschaftlichen Bewusstsein für den Klima- und Umweltschutz zusammen. Denn ob beim Klimaschutz, der Energie- und Mobilitätswende, bei der energieeffizienten Sanierung und dem Neubau von Gebäuden, beim Ausbau der analogen und digitalen Infrastruktur oder beim Thema Smart Home – in all diesen Tätigkeitsfeldern finden junge, interessierte Menschen die Möglichkeit, sich einzubringen, Sinnvolles zu tun und aktiv Klimaschutz zu betreiben. Zudem gibt es im Handwerk viele weitere technisch anspruchsvolle und kreative Berufe, die sich auch sehr gut für Abiturienten eignen und eine hervorragende Alternative zum Studium bieten.
Im Berichtszeitraum war auch die passgenaue Besetzung freier Ausbildungsplätze eine Herausforderung. Das heißt, der Bedarf an Auszubildenden in den einzelnen Gewerken ist nicht deckungsgleich mit den Berufswünschen oder den Ausbildungsplatzwünschen der Schulabgänger. Die Gründe hierfür sind vielfältig, wie etwa eine mangelnde Kenntnis über die Vielfalt und Perspektiven handwerklicher Ausbildungsberufe sowie über die Zufriedenheit beim Ausüben des Handwerks. Erschwerend hinzu kommt der demografische Wandel mit anhaltend niedriger Zahl an Schulabsolventen, der durch die seit Jahren hohe Studierneigung verstärkt wird.
Viele Handwerksbetriebe klagen im laufenden Ausbildungsjahr über hohe Energiepreise, den hohen bürokratischen Aufwand im Alltagsgeschäft und Nachwuchsmangel in fast allen Branchen. Viele Betriebe, die gerne ausbilden würden, erhalten zu wenig Bewerbungen. Grundsätzlich ist der Bedarf an Nachwuchs- und Fachkräften im Handwerk jedoch nach wie vor hoch. Insbesondere die Nahrungsmittelhandwerke (Fleischer, Bäcker) sowie die Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk spüren den Nachwuchsmangel besonders stark. Auch bei vielen Bauberufen (Beton- und Stahlbetonbauer, Rohrleitungsbauer, Gerüstbauer, Stuckateure, Glaser und Klempner) blieben viele Ausbildungsstellen unbesetzt. In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer der Pfalz sind zudem viele freie Ausbildungsstellen bei den Dachdeckern und den Metallbauern gemeldet.
Die Handwerkskammer der Pfalz verfolgt verschiedene Ansätze, um jungen Menschen Einblicke ins Handwerk zu geben und sie handwerkliche Berufe ausprobieren zu lassen. Viele Mitarbeiter aus dem Bereich Berufsbildung der Handwerkskammer, zum Beispiel Coaches für betriebliche Ausbildung, sind damit beschäftigt, passende Bewerber für freie Ausbildungsplätze zu finden und beim Einstieg in die Ausbildung beide Seiten, Betrieb und Azubi, zu unterstützen. Darüber hinaus bietet die HWK zahlreiche Berufsorientierungsaktionen an, um Schülern die Vielfalt der Handwerksberufe zu zeigen und sie für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen.
Bilanz der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz (IHK)
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz hat von Oktober 2023 bis Ende September 2024 3.992 neue Ausbildungsverträge eingetragen, 5,3 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. 45 Prozent der pfälzischen Ausbildungsbetriebe gaben an, nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzt zu haben.
Im Agenturbezirk Ludwigshafen hat die IHK Pfalz 1.639 neue Verträge registriert, 4,0 Prozent weniger als im Vorjahr). Im Agenturbezirk Landau waren es 1.153 Verträge (1,6 Prozent weniger) und im Bereich der Agentur Kaiserslautern-Pirmasens wurden 1.200 Verträge (10,1 Prozent weniger) eingetragen.
„Der Fachkräftemangel ist nun vollends in der pfälzischen Wirtschaft angekommen. Die Fachkräftelücke in den Unternehmen wird immer größer, inzwischen reicht die Nachwuchsgewinnung allein über eine berufliche Ausbildung nicht mehr aus, um ausscheidende Mitarbeiter zu ersetzen. Für die kommenden Jahrzehnte wird das Schließen dieser Lücke eine unserer größten Herausforderungen werden“, erklärt Roswita Golling, Teamleiterin Ausbildungsberatung bei der IHK Pfalz. Erschreckend ist jedoch die Erkenntnis darüber, wie schwer es den Unternehmen aktuell fällt, junge Menschen als Nachwuchskräfte für die Wirtschaft zu gewinnen. In einer Umfrage bei Pfälzer Ausbildungsunternehmen gaben 45 Prozent an, dass sie nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten. Als Hauptgründe nannten die Unternehmen, dass gar keine oder keine geeignete Bewerbung auf die ausgeschriebene Stelle eingegangen ist.
In diesem Jahr sind bei jungen Menschen wieder kaufmännische Ausbildungsberufe beliebt, beispielsweise Kaufleute für Büromanagement oder Berufe im Einzelhandel. Vor Herausforderungen stehen dagegen Unternehmen, die im gewerblich-technischen Bereich ausbilden. So wird es immer schwieriger, geeignete Auszubildende für die anspruchsvollen technischen Berufe zu finden, zum Beispiel Mechatroniker oder Industriemechaniker.
Entwicklung am Ausbildungsmarkt nach Regionen
Agentur für Arbeit Landau
2.536 junge Menschen haben sich seit Oktober 2023 bei der Agentur für Arbeit Landau gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhalten, 35 mehr als im Vorjahreszeitraum. Ende September 2024 hatten noch 174 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot. Sie gelten als unversorgt. Das waren 80 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Landau wurden von Oktober 2023 bis September 2024 insgesamt 2.203 Ausbildungsplätze gemeldet, 297 weniger als im Vorjahreszeitraum. 415 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2024 unbesetzt, 88 mehr als im Vorjahr.
Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens
2.915 junge Menschen haben sich seit Oktober 2023 bei der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhalten. Das waren 71 weniger als im Vorjahr. Ende September 2024 hatten noch 123 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot. Sie gelten als unversorgt. Im vergangenen Jahr waren es 14 unversorgte junge Menschen weniger.
Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens wurden von Oktober 2023 bis September 2024 insgesamt 2.684 Ausbildungsplätze gemeldet, 240 weniger als im vergangenen Jahr. 554 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2024 unbesetzt, 43 weniger als im Vorjahreszeitraum.
Agentur für Arbeit Ludwigshafen
2.244 junge Menschen haben sich seit Oktober 2023 bei der Agentur für Arbeit Ludwigshafen gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhalten. Das waren 26 weniger als im Vorjahr. Ende September 2024 hatten noch 237 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot, sie gelten als unversorgt. Im vergangenen Jahr waren es 25 unversorgte junge Menschen weniger.
Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Ludwigshafen wurden von Oktober 2023 bis September 2024 insgesamt 2.390 Ausbildungsplätze gemeldet, 81 weniger als vor einem Jahr. 217 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2024 unbesetzt, 151 weniger als im Vorjahr.