Dass es auf regionaler Ebene und branchespezifisch deutliche Einkommensunterschiede gibt, zeigt jetzt eine Veröffentlichung der Bundesagentur für Arbeit (BA). Wie die Wetzlarer Arbeitsagentur berichtet, werden in dem vorliegenden Zahlenwerk die mittleren Bruttoeinkünfte (Medianeinkommen) mit Stichtag 31. Dezember 2022 nach Regionen, Personenmerkmalen und Branchen ausgewiesen. Maßgeblich ist dabei der Beschäftigungsort.
Beim Vergleich der Einkünfte von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) belegt Hessen mit einem mittleren Einkommen von 3.938 Euro den dritten Platz. Höhere Einkünfte erwirtschaften Arbeitnehmer nur in Hamburg und Baden-Württemberg. Bundesweit liegt der Mittelwert bei 3.646 Euro. Gegenüber dem Jahr 2021 sind die Löhne und Gehälter damit im Mittel um 130 Euro gestiegen. Der Anstieg lag damit sogar über den Werten der Vorpandemiejahre. Im Lahn-Dill-Kreis zahlten die Unternehmen im letzten Jahr an ihre vollzeitbeschäftigten Mitarbeiter im Mittel 3.651 Euro monatlich. Damit lag der Monatslohn durchschnittlich 120 Euro höher als im Jahr zuvor. Hessischer Spitzenreiter bei den Einkünften ist Frankfurt (4.794 Euro). Mit monatlich 3.191 Euro ist der Werra-Meißner-Kreis hessenweit der Landkreis mit dem geringsten mittleren Einkommen.
Gender-Pay-Gap liegt bei 524 Euro monatlich
Geschlechtsspezifisch traten auch an Lahn und Dill unter den Vollzeitbeschäftigten deutliche Unterschiede auf. Männer verdienten 3.802 Euro und somit 524 Euro mehr als vollzeitbeschäftigte Frauen (3.278 Euro). Damit hat sich die Schere im Vergleich zum Vorjahr (540 Euro) geringfügig geschlossen. Die Veröffentlichung unterscheidet zudem nach Nationalitäten (Deutsche: 3.755 Euro, Ausländer: 2.791 Euro), Altersstrukturen und Qualifikationsniveaus. Demnach lag das mittlere Einkommen für ungelernte Arbeitskräfte in der Region bei 2.776 Euro. Facharbeiter brachten 3.634 Euro mit nach Hause, Akademiker 5.479 Euro.
In der Differenzierung nach Branchen wurden an Lahn und Dill in der Finanz- und Versicherungsbranche (4.461 Euro), in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie (4.155 Euro) und in der öffentlichen Verwaltung (4.066 Euro) die höchsten Medianeinkommen erzielt. Am unteren Ende der Einkommensskala fanden sich das Gastgewerbe (2.208 Euro) und die Arbeitnehmerüberlassung (1.987 Euro). Im unteren Entgeltbereich waren im Lahn-Dill-Kreis 9.092 Arbeitnehmer (14,5 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten) tätig. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 15,6 Prozent. Hier sind sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte verortet, die weniger als 2/3 des Medianentgelts aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten erzielen (Schwellenwert bundesweit: 2.431 Euro). Die vollständige Entgeltstatistik gibt es im Internet kostenlos unter https://bit.ly/3Bi7RQw
Hintergrundinformation:
Das Medianeinkommen bezeichnet die Einkommenshöhe, von der aus die Anzahl der Personen mit niedrigeren Einkommen gleich groß ist, wie die der Personen mit höheren Einkommen. Damit definiert der Median das mittlere Einkommen.
Warum betrachtet die Entgelt-Statistik üblicherweise den Median?
Die Berechnung von Mittelwerten – wie dem arithmetischen Mittel – ist methodisch nicht sinnvoll, da die tatsächlichen Bruttomonatsentgelte oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze nicht bekannt sind. Der Medianwert ist hingegen geeignet, um die Streuung der Entgelte zu charakterisieren. Der Median hat im Gegensatz zum arithmetischen Mittel zudem den Vorteil gegenüber sogenannten Ausreißern, also Werten, die extrem von anderen Werten abweichen, robust zu sein.