Die Agentur für Arbeit hat jetzt für den Landkreis Limburg-Weilburg eine Bilanz für das Ausbildungsjahr 2022/2023 gezogen. „Trotz der vielfältigen Krisen haben sich viele Jugendliche ihren Ausbildungswunsch erfüllen können“, skizzierte die Vorsitzende der Geschäftsführung, Angelika Berbuir, die Entwicklung des Ausbildungsmarktes vom 1. Oktober 2022 bis 30. September 2023. Für Unternehmen werde es hingegen zunehmend problematischer, ihre Wunschbewerber zu finden.
Zahl der gemeldeten Bewerber in zehn Jahren um ein Drittel zurückgegangen
Bei den Ausbildungsplatzbewerbern habe der Rückgang in diesem Jahr zwar erneut gebremst, aber nicht verhindert werden können. 1.339 Jugendliche suchten im genannten Zeitraum mit Hilfe der Limburger Arbeitsagentur einen Ausbildungsplatz. Das waren 78 Jugendliche oder 5,5 Prozent weniger, als ein Jahr zuvor. „Auf den ersten Blick erscheint der Rückgang in unserem Landkreis verglichen mit anderen Regionen moderat“, berichtete die Agenturchefin. Betrachte man allerdings die Entwicklung der letzten zehn Jahre, stünden den Betrieben im aktuellen Berichtsjahr 669 Ausbildungsplatzbewerber weniger zur Verfügung, als noch im Jahr 2013. Der Bewerberrückgang betrage somit 33,3 Prozent – und dies bei stetig wachsendem Fachkräftebedarf. Eine wesentliche Ursache für den kontinuierlichen Rückgang sei neben dem demografischen Wandel auch das geänderte Bildungsverhalten der jungen Leute, die vermehrt das Abitur und ein Studium anstreben. Während die Bewerberzahlen bei den Hauptschülern im Vorjahresvergleich um 1,3 Prozent und bei den Realschülern um 3,0 Prozent abnahm, betrug der Rückgang bei den Abgängern mit (Fach)Hochschulreife 13,8 Prozent. Berbuir hält eine dem Studium vorgeschaltete Berufsausbildung für die bessere Alternative - zumal man so für viele Studiengänge auch ohne Abitur die Studienberechtigung erhalten könne. „Bewerber mit Ausbildung plus Studium sind für viele Arbeitgeber deutlich attraktiver, als reine Akademiker. Nicht selten böten Betriebe ihren erfolgreichen Auszubildenden sogar ein anschließendes duales Studium im Unternehmen an, gab die Leiterin der Arbeitsagentur zu bedenken. Außerdem garantiere ein akademischer Abschluss nicht per se bessere Karrierechancen und höhere Einkünfte, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belege. Auf Platz eins der Wunschberufe der Jugendlichen aus dem Kreisgebiet standen in diesem Jahr die Kaufleute - Büromanagement, gefolgt von Verkäufern, Kfz.-Mechatronikern und medizinischen Fachangestellten.
Deutlicher Anstieg gemeldeter Lehrstellen
Der enorme Fachkräftebedarf bildet sich nach Angaben der Arbeitsagentur im deutlichen Anstieg der gemeldeten Ausbildungsstellen ab. Nachdem die Zahl der gemeldeten Lehrstellen im Jahr zuvor in Limburg-Weilburg entgegen des Bundestrends gesunken war, nahm sie 2023 wieder kräftig zu. 1.166 Ausbildungsstellen meldeten die heimischen Betriebe und Verwaltungen der Arbeitsagentur. Hinzu kamen weitere 69 außerbetriebliche Ausbildungsplätze, die Arbeitsagentur und Jobcenter zur Verfügung stellten. Dies waren zusammengenommen 132 Ausbildungskapazitäten mehr als im Ausbildungsjahr zuvor (+12,0 Prozent).
592 Jugendliche schließen einen Ausbildungsvertrag
Im aktuellen Berichtsjahr sind mit Hilfe der Arbeitsagentur 592 Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen worden, sagte Berbuir. Das waren 36 weniger als im letzten Ausbildungsjahr (-5,7 Prozent). „Die Betriebe verhalten sich angesichts der immer weniger werdenden Ausbildungsinteressenten zunehmend flexibler, wenn es um die Nachwuchsgewinnung geht. Viele Arbeitgeber geben heute Jugendlichen eine Chance, die noch vor wenigen Jahren am Ausbildungsmarkt gescheitert wären“, so die Leiterin der Arbeitsagentur weiter. Für solche ‚Bewerber aus der zweiten Reihe‘ gebe es in Form der Assistierten Ausbildung flexible Unterstützung seitens der Arbeitsagentur und des Jobcenters.
Zum Berichtsjahresende gab es noch 169 freie Lehrstellen – wie es weitergeht
145 Ausbildungsplatzsuchende entschieden sich in diesem Jahr mangels Ausbildungsvertrages für eine Alternative, wie beispielsweise eine weiterführende Schule, ein Studium, einen sozialen Dienst, eine Erwerbstätigkeit oder eine Fördermaßnahme. 523 Bewerber meldeten sich im laufenden Jahr bei der Berufsberatung ab, ohne Gründe dafür mitzuteilen. 79 Ausbildungssuchende blieben zum Stichtag Ende September unversorgt. Dem standen zum Berichtsjahresende 169 unbesetzte gegenüber, die meisten davon als Verkäuferinnen (14). Unbesetzte Ausbildungsplätze in nennenswertem Umfang gab es auch für Kaufleute im Einzelhandel, Elektronikern und Straßenbauern. Die Agenturchefin ist zuversichtlich, dass ein Großteil der offenen Stellen und unversorgten Bewerber noch zusammengeführt werden können. Die Berater und Vermittler hätten noch gute Argumente und wirksame Förderinstrumente, um für einen weiteren Ausgleich zu sorgen.