Über das Arbeitsmarktgeschehen im Landkreis haben sich jetzt Kommunalpolitikerinnen der Frauen Union Limburg-Weilburg bei der Limburger Arbeitsagentur informiert. Die Kreisvorsitzende, Christine Zips, begrüßt die turnusmäßigen Informationsbesuche bei der Agentur für Arbeit, um sich jeweils über den Sachstand und die Veränderungen auf dem heimischen Arbeitsmarkt zu informieren.
Agentursprecher Ralf Fischer gab zunächst einen historischen Überblick über arbeitsmarktliche Herausforderungen von der Anwerbung südländischer Arbeitskräfte in den 60er Jahren, über die Ölpreiskrise, die Massenarbeitslosigkeit der 80er, die Eingliederung der Spätaussiedler bis hin zu den Folgewirkungen der deutschen Wiedervereinigung. All diesen Krisen sei gleich gewesen, dass sie vorwiegend auf Deutschland begrenzt und vergleichsweise isoliert nacheinander aufgetreten seien. Die Problemlagen der 2000er Jahre seien hingegen vor allem international aufgetreten und etliche davon gleichzeitig zu bewältigen gewesen. Zudem seien die Abstände der Krisen immer kürzer geworden. Fischer nannte beispielhaft die Folgen der Dotcom-Blase, den Zusammenbruch der Lehman Brothers Bank, die Flüchtlingswelle 2015, die Corona-Pandemie sowie den Anstieg der Zuwanderung, den weiter andauernden Angriffskrieg Russlands, verbunden mit der Energiewende und einer hohen Inflationsrate. Hinzugekommen seien jetzt die Auswirkungen der Lage in Israel. Fachkräftemangel, Transformation, Digitalisierung, Dekarbonisierung, New Work und vor allem KI würden künftig ebenfalls erhebliche Herausforderungen für den Arbeitsmarkt bedeuten.
Arbeitsmarkt in Limburg-Weilburg bleibt robust
Die CDU Frauen zeigten sich erfreut darüber, dass der heimische Arbeitsmarkt trotz all dieser Krisen robust geblieben ist. Fischer machte deutlich, dass die Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent weiterhin unter dem Hessenschnitt (5,3 Prozent) liege. Im Oktober 2005 sei die Quote sogar doppelt so hoch gewesen (9,3 Prozent). Einen signifikanten Anstieg gebe es bei den Ausländern und Jugendlichen. Dies sei vor allem auf die Fluchtmigration aus der Ukraine zurückzuführen. 510 der derzeit 4.432 Arbeitslosen kämen aus diesem Land. Sie würden - anders als die meisten Syrienflüchtlinge - vom Jobcenter betreut. Viele von ihnen absolvieren Integrations-, Sprach- oder Qualifizierungskurse und es benötige Zeit, sie beruflich zu integrieren. Dass dies immer besser funktioniere, belegte Fischer mit Zahlen: 174 Ukrainer arbeiteten im März (aktuellste Daten) in Limburg-Weilburg sozialversichert. Der Agenturmitarbeiter ging auch auf die Struktur der Erwerbslosen ein: „Knapp sechzig Prozent der Arbeitslosen in Limburg-Weilburg haben keinen beruflichen Abschluss. Ihr Risiko in die Langzeitarbeitslosigkeit zu rutschen ist ungleich höher, als bei berufsqualifizierten Arbeitslosen.“ Der Sprecher berichtete weiter, dass die Zahl der gemeldeten Stellen weiter zurückgehe. Vor allem die Zeitarbeit, die für Geringqualifizierte gute Einstiegschancen biete, entfalte deutlich weniger Nachfrage, als in den letzten Jahren.
Immer mehr Teilzeitbeschäftigte
Zips begrüßt die positive Entwicklung der Beschäftigung im Landkreis und insbesondere den Aufwuchs neuer Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe, im Sozialwesen und in der Immobilienbranche. „Gerade in diesen Arbeits- und Berufsfeldern liegen große Chancen, in Arbeit zu kommen“, betonte sie.
„Getragen wird der Beschäftigungsaufbau von teilzeitarbeitenden Frauen. Dies ist umso erfreulicher, als viele von ihnen nach der Erziehungs- oder Pflegephase in der Lage sein werden, ihre Arbeitszeit auszuweiten“, berichtete Fischer. Während die Zahl der beschäftigten Männer um 209 abgenommen habe, sei bei den Frauen ein Anstieg um 335 Erwerbstätige zu verzeichnen gewesen. Einen Beschäftigungsschwund gab es zudem bei den Vollzeitstellen (-287). Dieser wurde durch den Anstieg im Teilzeitsektor (+413) kompensiert. Erstaunt nahmen die Kommunalpolitikerinnen zur Kenntnis, dass in den Altersklassen von 15 bis unter 55 Jahren aktuell 561 Arbeitnehmer weniger beschäftigt waren, als vor einem Jahr. Bei den über 55jährigen stieg die Zahl der Beschäftigten um 687 Personen. Als weiteren Indikator für eine stabile Beschäftigungslage verwies der Agentursprecher auf die geringe Zahl der Kurzarbeitenden: „Während zu Beginn der Corona-Pandemie 14,2 Prozent aller Beschäftigten kurzarbeiteten, hat sich die Quote inzwischen auf 0,6 Prozent reduziert“.
Mädchen wählen Monoberufe
Mit einem abschließenden Blick auf den Ausbildungsmarkt berichtete Fischer, dass sich der Bewerberrückgang auch im abgelaufenen Jahr fortgesetzt habe. Abiturienten würden sich zusehends den Studienberufen zuwenden. Unter Mädchen sei der Studierendenanteil besonders hoch. Auffällig sei auch, dass die Top-Wunschberufe der Jungs (Kfz.-Mechatroniker, Anlagenmechaniker Sanitär/Heizung, Elektroniker, Fachinformatiker, Fachlagerist, Tischler) nach der Lehre vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten und überdurchschnittliche Einkommen garantieren. Anders sei dies bei den zehn meistgenannten Wunschberufen der Mädchen. Medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten, Friseurinnen, Bauzeichnerinnen und Verkäuferinnen würden später deutlich weniger Karrierechancen zur Verfügung stehen.
Die CDU Frauen resümierten, dass der Arbeitsmarkt im Landkreis für Frauen und auch für Männer viele Chancen auf einen wohnortnahen attraktiven Arbeits- und Ausbildungsplatz biete.