Der Kreis Limburg-Weilburg ist nach wie vor eine klassische Auspendlerregion. Das geht aus einer aktuellen Veröffentlichung der Limburger Arbeitsagentur hervor. Demnach fanden am 30. Juni letzten Jahres 52.915 der 67.974 im Kreisgebiet wohnenden Arbeitnehmern ihren Arbeitsplatz außerhalb ihres Wohnortes. Das waren 587 mehr, als noch im Jahr zuvor. 31.250 Arbeitnehmer pendelten sogar über die Kreisgrenzen hinaus zu ihren Arbeitsstätten. Dies entspricht einer Auspendlerquote von 46,0 Prozent – mit anderen Worten: Nahezu jeder Zweite pendelt aus. Nachdem die Pendlerzahl letztmals 2012 gesunken war, ist sie in den letzten zehn Jahren um rund 3.700 Personen angestiegen. „Für die hohe Auspendlerbereitschaft im Kreis Limburg-Weilburg gibt es mehrere Ursachen“, erklärt Jessica Crone, Geschäftsführerin Operativ der Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar: So sei das Rhein-Main-Gebiet mit seiner großen Angebotspalette an Beschäftigungsmöglichkeiten und meist besser bezahlten Arbeitsplätzen schnell und gut erreichbar. Zudem habe das Pendeln in der Region eine lange Tradition. „Für die meisten Arbeitnehmer ist es kein Thema, auszupendeln. Sie kennen das von ihren Freunden, Verwandten und Bekannten.“ Aber auch die vergleichsweise geringe Fläche des Landkreises habe Einfluss auf den hohen Pendleranteil, sagt Crone: „Ein Großteil unserer Gemeinden grenzt an benachbarte Landkreise, so dass es häufig nur ein kleiner Schritt ist, um Auspendler zu sein.“ Angesichts des hohen Fachkräftebedarfs sei es bedauerlich, dass sehr viele Fachkräfte und Akademiker zwar hier leben und wohnen, knapp die Hälfte von ihnen ihre Arbeitskraft jedoch andernorts einsetzen. „Andererseits haben wir damit aber ein Potenzial in der Region, um das uns andere Landkreise beneiden und dass es mit klugen Ideen für die heimischen Unternehmen zu heben gilt.“
Die meisten zieht es nach Frankfurt
Beliebtestes Auspendlerziel ist nach wie vor die Stadt Frankfurt. Hier finden 6.962 Arbeitnehmer aus dem Kreis Limburg-Weilburg ihren Arbeitsplatz. Danach folgen der Lahn-Dill-Kreis (3.069) und der Rhein-Lahn-Kreis (2.560).
Auch mehr Einpendler
Gestiegen ist im letzten Jahr auch die Zahl der Einpendler: 20.488 Arbeitnehmer, die nicht im Kreis Limburg-Weilburg wohnen, pendeln hierher zur Arbeit ein. Dies entspricht 35,8 Prozent der 57.237 im Kreis beschäftigten sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer. Damit stieg die Zahl der Einpendler innerhalb eines Jahres um 128 Personen. Für Crone ein Indiz, dass die Attraktivität des Beschäftigungsstandortes Limburg-Weilburg weiter zunehme. Die meisten Einpendler kommen aus dem Rhein-Lahn-Kreis (4.850) und dem Westerwaldkreis (4.690). 2.260 Arbeitskräfte mit Wohnsitz im Lahn-Dill-Kreis arbeiten im Landkreis Limburg-Weilburg. Der Saldo von Aus- und Einpendlern beläuft sich auf -10.762 (Pendlersaldo).
Blick in die Kommunen
Legt man den Fokus auf die Stadt- und Gemeindegrenzen, weisen nur Limburg und Weilburg positive Pendlersalden aus. In allen anderen Kreisgemeinden überwiegt die Zahl der Auspendler. Die höchsten Auspendlerquoten verbuchen Elbtal (92,7 Prozent), Weinbach (91,9) und Selters (91,2 Prozent). Die Gründe für die hohe Auspendelbereitschaft sind nach Crones Angaben unterschiedlich: „Hier spielen neben der Gewerbedichte auch das angebotene Berufsspektrum, Gemeindegrößen, deren Lage und Verkehrsanbindungen, die Wohnqualität, das Lohngefüge, die Infrastruktur sowie Beschäftigungsanreize anderer Beschäftigungsstandorte eine entscheidende Rolle.“ Die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur warnt davor, von einer hohen Auspendlerquote auf die Wirtschaftskraft einer Gemeinde zu schließen. Für eine qualitative Beurteilung müssten auch die Einpendlerquote, die Zahl der an ihrem Wohnort Beschäftigten sowie weitere Kriterien herangezogen werden.
Hintergrundinformationen
Die Daten der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SvB) sowie der Ein- und Auspendler für den Kreis Limburg-Weilburg stehen aktuell zum Stichtag 30.06.22 zur Verfügung. Insgesamt wurden zu diesem Stichtag 57.237 Beschäftigte mit Arbeitsort und 67.974 mit Wohnort in Limburg-Weilburg gezählt.