Dass es auf regionaler Ebene und branchespezifisch deutliche Einkommensunterschiede gibt, zeigt jetzt eine Veröffentlichung der Bundesagentur für Arbeit (BA). Wie die Wetzlarer Arbeitsagentur berichtet, werden in dem vorliegenden Zahlenwerk die mittleren Bruttoeinkünfte (Medianeinkommen) mit Stichtag 31. Dezember 2023 nach Regionen, Personenmerkmalen und Branchen ausgewiesen. Maßgeblich ist dabei der Beschäftigungsort.
Beim Vergleich der Einkünfte von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) belegt Hessen mit einem mittleren Einkommen von 4.087 Euro den dritten Platz. Höhere Einkünfte erwirtschaften Arbeitnehmer nur in Hamburg und Baden-Württemberg. Bundesweit liegt der Mittelwert bei 3.796 Euro. Gegenüber dem Jahr 2022 sind die Löhne und Gehälter damit im Mittel um 150 Euro gestiegen.
Im Lahn-Dill-Kreis zahlten die Unternehmen im letzten Jahr an ihre vollzeitbeschäftigten Mitarbeiter im Mittel 3.792 Euro monatlich. Damit lag der Monatslohn durchschnittlich 141 Euro höher als im Jahr zuvor. Hessischer Spitzenreiter bei den Einkünften ist Frankfurt (4.962 Euro). Mit monatlich 3.340 Euro ist der Werra-Meißner-Kreis hessenweit der Landkreis mit dem geringsten mittleren Einkommen.
Gender-Pay-Gap liegt bei 530 Euro monatlich
Geschlechtsspezifisch traten auch an Lahn und Dill unter den Vollzeitbeschäftigten deutliche Unterschiede auf. Männer verdienten 3.941 Euro und somit 530 Euro mehr als vollzeitbeschäftigte Frauen (3.411 Euro). Damit hat sich die Schere im Vergleich zum Vorjahr um sechs Euro vergrößert. Die Veröffentlichung unterscheidet zudem nach Nationalitäten (Deutsche: 3.902 Euro, Ausländer: 2.951 Euro), Altersstrukturen und Qualifikationsniveaus. Demnach lag das mittlere Einkommen für ungelernte Arbeitskräfte in der Region bei 2.906 Euro. Facharbeiter brachten 3.768 Euro mit nach Hause, Akademiker 5.645 Euro.
In der Differenzierung nach Branchen wurden an Lahn und Dill im Finanz- und Versicherungsgewerbe (4.647 Euro), Im Informations- und Kommunikationssektor (4.305 Euro) und in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie (4.250 Euro) die höchsten Medianeinkommen erzielt. Am unteren Ende der Einkommensskala fanden sich das Gastgewerbe (2.374 Euro) und die Arbeitnehmerüberlassung (2.175 Euro). Im unteren Entgeltbereich waren im Lahn-Dill-Kreis 8.656 Arbeitnehmer (13,8 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten) tätig. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 14,5 Prozent. Hier sind sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte verortet, die weniger als 2/3 des Medianentgelts aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten erzielen (Schwellenwert bundesweit: 2.530 Euro).
Die vollständige Entgeltstatistik gibt es im Internet kostenlos unter https://bit.ly/3Bi7RQw.
Hintergrundinformation:
Das Medianeinkommen bezeichnet die Einkommenshöhe, von der aus die Anzahl der Personen mit niedrigeren Einkommen gleich groß ist, wie die der Personen mit höheren Einkommen. Damit definiert der Median das mittlere Einkommen.
Warum betrachtet die Entgelt-Statistik üblicherweise den Median?
Die Berechnung von Mittelwerten – wie dem arithmetischen Mittel – ist methodisch nicht sinnvoll, da die tatsächlichen Bruttomonatsentgelte oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze nicht bekannt sind. Der Medianwert ist hingegen geeignet, um die Streuung der Entgelte zu charakterisieren. Der Median hat im Gegensatz zum arithmetischen Mittel zudem den Vorteil gegenüber sogenannten Ausreißern, also Werten, die extrem von anderen Werten abweichen, robust zu sein.