Die Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar hat jetzt für den Lahn-Dill-Kreis eine Bilanz für das Ausbildungsjahr 2023/2024 gezogen. 1.289 Jugendliche suchten von Oktober 2023 bis September 2024 mit Hilfe der Arbeitsagentur und des Jobcenters einen Ausbildungsplatz. Das waren 125 Jugendliche oder 8,2 Prozent weniger, als ein Jahr zuvor. Damit habe man nach zwei Jahren ohne Bewerberrückgänge wieder sinkende Bewerberzahlen verzeichnen müssen, heißt es in der Veröffentlichung der Agentur für Arbeit. Betrachte man die Entwicklung der letzten zehn Jahre, stünden den Betrieben im aktuellen Berichtsjahr 1.361 Ausbildungsplatzbewerber weniger zur Verfügung, als 2014. Die Bewerberzahl habe sich somit in einer Dekade mehr als halbiert (-51,3 Prozent). Eine wesentliche Ursache für den kontinuierlichen Rückgang sei neben dem demografischen Wandel auch das geänderte Bildungsverhalten der jungen Leute, die vermehrt das Abitur und danach ein Studium anstreben. Während sich bundesweit bei den Abiturienten diesbezüglich eine verhaltene Trendwende abzeichne, sei deren Anteil unter den Ausbildungssuchenden im Lahn-Dill-Kreis abermals zurückgegangen. Dabei erlange man in Hessen auch mit einer abgeschlossenen Ausbildung für viele Studienfächer die Studienberechtigung und könne dann später neben dem abgeschlossenen Studium auch eine Berufsausbildung vorweisen, gab die stellvertretende Chefin der Arbeitsagentur, Jessica Crone, zu bedenken. Zudem garantiere ein akademischer Abschluss nicht per se bessere Karrierechancen und höhere Einkünfte, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belege. Auf Platz eins der Wunschberufe der Jugendlichen aus dem Kreisgebiet standen in diesem, wie im Vorjahr, die Kaufleute - Büromanagement, gefolgt von Verkäufern, Kfz.-Mechatronikern und Industriemechanikern.
Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen geht erstmals leicht zurück
Die Suche der Unternehmen nach geeigneten Auszubildenden habe in diesem Jahr an Lahn und Dill erstmals leicht nachgelassen. 1.991 Ausbildungsstellen meldeten die heimischen Betriebe und Verwaltungen der Arbeitsagentur zur Besetzung. Hinzu kamen weitere 46 außerbetriebliche Ausbildungsplätze, welche die Arbeitsagentur zur Verfügung stellte. Dies waren insgesamt 29 Ausbildungskapazitäten weniger als im Ausbildungsjahr zuvor (-1,4 Prozent). „Trotz des leichten Rückgangs haben sich die heimischen Unternehmen erneut sehr stark in der Ausbildung engagiert. Der Fachkräftemangel und das Ausscheiden der Babyboomer setzt die Betriebe und Verwaltungen unter Druck. Insbesondere für Abiturienten und Schüler der Fachoberschulen hätte es noch vielfältige Ausbildungschancen gegeben“, sagte Crone weiter. Von den 2.037 gemeldeten Stellen konnten letztlich 1.112 (54,4 Prozent) besetzt werden. 593 Lehrstellen wurden von den Personalverantwortlichen storniert, 70 aus anderen Gründen abgemeldet. 262 Ausbildungsstellen blieben zum 30. September noch unbesetzt, die meisten davon als Dachdecker (16). Unbesetzte Berufsausbildungsstellen nennenswertem Umfang gab es auch für Kaufleute im Einzelhandel, Bankkaufleute, Metallbauer und Fachkräfte für Lagerlogistik.
628 Jugendliche aus Lahn-Dill schließen einen Ausbildungsvertrag
In diesem Ausbildungsjahr konnten insgesamt 628 bei Arbeitsagentur und Jobcenter gemeldete Jugendliche aus dem Lahn-Dill-Kreis Ausbildungsverträge schließen. Dies waren 71 weniger als 2023 (-10,2 Prozent). Die Divergenz zwischen 628 einmündenden Jugendlichen und 1.112 besetzen Ausbildungsstellen ergibt sich unter anderem aus der Tatsache, dass auch Jugendliche, die nicht oder nicht mehr bei der Berufsberatung gemeldet waren oder aus benachbarten Agenturbezirken kommen, über andere Kanäle (z.B. Jobbörse der Arbeitsagentur) auf die freien Ausbildungsstellen aufmerksam wurden.
153 Ausbildungsplatzsuchende entschieden sich in diesem Jahr mangels Ausbildungsvertrages für eine Alternative, wie beispielsweise eine weiterführende Schule, ein Studium, eine Erwerbstätigkeit, einen sozialen Dienst oder eine Fördermaßnahme. 426 Bewerber meldeten sich im laufenden Jahr bei der Berufsberatung ab, ohne Gründe dafür mitzuteilen. 82 Ausbildungssuchende blieben zum Stichtag Ende September unversorgt. Sebastian Kleist, Vorstand des Kommunalen Jobcenters Lahn-Dill, macht diesen Jugendlichen Mut: „Der Ausbildungsmarkt bietet weiterhin viele Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Auch alternative Möglichkeiten können den Ausbildungssuchenden noch angeboten werden. Ich werbe dafür, diese Angebote zu nutzen, sollten Jugendliche noch keine Perspektive haben. Unsere Beratungsfachkräfte stehen für Gespräche zur Verfügung“. Auch die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur ist zuversichtlich, dass ein Großteil der unversorgten Bewerber und offenen Stellen noch zusammengeführt werden können. Die Berater und Vermittler hätten noch gute Argumente und wirksame Förderinstrumente, um für einen weiteren Ausgleich zu sorgen. Insbesondere mit der Assistierten Ausbildung (AsAflex) könne die Berufsberatung junge Menschen in jeder Phase der Ausbildung durch die Förderung fachtheoretischen Unterrichts oder sozialpädagogischer Begleitung unterstützen.