Wenn Willi Schäfer über seine Mitarbeitenden berichtet, sieht man ihm seine Zufriedenheit an. Einer der 32 Angestellten von Expert-Schäfer in Elz ist Richard Hartmann. Den heute 23-jährigen Beselicher hat Schäfer bereits vor sechs Jahren während eines Schulpraktikums kennengelernt. Auch wenn der junge Mann aufgrund seiner kognitiven Beeinträchtigung keinen Berufsabschluss erzielen konnte, ist er inzwischen ein wichtiges und beliebtes Teammitglied, auf dessen handwerkliche Fähigkeiten, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit Schäfer nichts kommen lässt. Dafür, dass der junge Mann seit Sommer einen festen Arbeitsplatz hat, zeichnet auch ein lokales Netzwerk mitverantwortlich. Aber der Reihe nach:
'UB' ebnet den Weg
Nach dem Hauptschulabschluss wollte Richard Hartmann eine Ausbildung im Lagerbereich machen. Obwohl die Limburger Arbeitsagentur, als auch das Bildungswerk der hessischen Wirtschaft (BWHW), die rehaspezifische Ausbildung unterstützten, stellte sich heraus, dass der junge Mann den theoretischen Ausbildungsanforderungen dieses und anderer Berufe nicht gewachsen war. Nachdem die Lehre nicht fortgeführt werden konnte, erfolgte bei Expert-Schäfer die Aufnahme in eine Probebeschäftigung. Dabei handelt es sich um Förderinstrument der Agentur für Arbeit, speziell für Menschen mit Behinderung. „Im Rahmen der Erprobung ergab sich noch individueller Unterstützungsbedarf, der einer sofortigen Festeinstellung entgegenstand“, erinnert sich Torsten Junker, Reha-Berater der Arbeitsagentur. Daraufhin entschieden sich alle Beteiligten, dem eigentlichen Beschäftigungsbeginn eine ‚Unterstützte Beschäftigung (UB)‘ vorzuschalten. Diese richtet sich an Menschen mit Behinderung, die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben, aber nicht das besonderen Angebot einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung benötigen. Sie besteht aus einer individuellen betrieblichen Qualifizierung sowie einer engen sozialpädagogischen Berufsbegleitung und dauert in der Regel 24 Monate. Finanziert wurde die UB von der Limburger Arbeitsagentur, gestaltet und begleitet wurde sie vom BWHW. Auch der Integrationsfachdienst (IFD) Limburg stieg in dieser Phase in die Begleitung des jungen Mannes ein.
Runder Tisch
Gegen Ende der UB setzten sich alle Beteiligten zusammen, bewerteten den Qualifizierungsverlauf die nunmehr möglichen beruflichen Alternativen. Im August war es dann soweit: Richard erhielt einen Arbeitsvertrag. Seither liefert er zusammen mit einem Techniker Haushaltsgeräte aus und baut sie auch ein. Zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt die Senderprogrammierung der TV-Geräte. Auch nach dem Übergang in die reguläre Beschäftigung bleibt der IFD im Spiel „Wir begleiten Richard und auch den Betrieb so lange, wie es die Beteiligten wünschen“, berichtet die IFD-Diplompädagogin Daniela Pielok Neben ihrer sozialpädagogischen Arbeit kann sie bei Bedarf auch die finanzielle Förderung von Beschäftigungsverhältnissen und behindertenspezifischen Arbeitshilfen des nunmehr ebenfalls beteiligten Integrationsamtes aktivieren, sofern solche erforderlich werden.
Richard Hartmann ist glücklich über den festen Job und das eigene Einkommen. Jetzt hat er sich sein nächstes Ziel gesetzt: „Ich mache den Führerschein und dann sehen wir weiter!“ Der junge Mann hat sich nicht nur einen Job erkämpft sondern auch das nötige Selbstbewusstsein aufgebaut, sind sich alle Netzwerker einig.