Bilanz des Berufsberatungsjahres 2022/2023 für Lübeck und Ostholstein

•    Betriebliche Ausbildung bleibt ein wichtiger Baustein für die Fachkräftesicherung
•    Angebot an Ausbildungsstellen steigt weiter an und die Chancen für Jugendliche sind sehr gut
•    Vermittlungsbemühungen laufen weiter und ein verspäteter Eintritt in die Ausbildung 2023 ist noch möglich
•    Bewerbungen für 2024 sollten jetzt gestartet werden

03.11.2023 | Presseinfo Nr. 137

Die Entwicklung hin zum Bewerbermarkt setzte sich auch 2022/2023 fort. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen übersteigt das 17. Jahr in Folge die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber deutlich.

„Die Ausbildungsbereitschaft ist in unserer Region ungebrochen hoch und Betriebe setzen weiterhin verstärkt auf eigenen Nachwuchs. Fachkräfte werden gebraucht, um die Herausforderungen der Zukunft in Bereichen, wie Klima- und Umweltschutz oder Digitalisierung, bewältigen zu können. Jungen Menschen bietet die betriebliche Ausbildung nicht nur viele spannende Berufe, sondern einen sicheren Berufsstart sowie ausgezeichnete Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten“, erläutert Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.

„Obwohl das Ausbildungsjahr bereits begonnen hat, haben Jugendliche, die flexibel und offen für Alternativen sind, bis Jahresende noch gute Chancen auf einen Ausbildungsvertrag. Den Stoff müssen die Auszubildenden für die verpassten Monate zwar nachholen, aber das lohnt sich, denn eine fundierte Ausbildung ist ein wichtiger Grundstein für die berufliche Zukunft“, ermutigt Dusch.

„Viele gehen davon aus, dass es ausreicht, wenn sie sich mit dem Halbjahreszeugnis bewerben. Doch in einigen Ausbildungsberufen und dualen Studiengängen wird es längst Zeit, aktiv zu werden. Für die Ausbildungs- und Studiengänge bei der Arbeitsagentur muss man beispielsweise bis Ende November die Bewerbung einreichen. Junge Menschen, die 2024 die Schule verlassen, sollten deshalb jetzt mit den Bewerbungen starten. Für 2024 liegen uns in Lübeck und Ostholstein bereits mehr als 1.600 Ausbildungsangebote vor. Die Berufsberatung unterstützt gerne bei der Berufswahl oder der Suche nach Alternativen“, bietet der Agenturleiter an.

Gespräche können Jugendliche unter der E Mail luebeck.berufsberatung@arbeitsagentur.de oder ostholstein.berufsberatung@arbeitsagentur.de vereinbaren.

Entwicklung im Agenturbezirk
Das Angebot an Ausbildungsstellen liegt mit 1.385 das 17. Jahr in Folge höher als die Zahl der bei der Berufsberatung gemeldeten Jugendlichen. Der Arbeitsagentur Lübeck wurden im sogenannten Berufsberatungsjahr, das von Oktober 2022 bis September 2023 dauerte, 3.658 Ausbildungsstellen gemeldet. Das waren 140 oder 4,0 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 2.273 Jugendliche haben die Berufsberatung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 168 oder 8,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit standen rein rechnerisch jedem Jugendlichen 1,6 Ausbildungsstellen (Vorjahr 1,7) zur Verfügung. 
Am Ende des Beratungsjahres waren noch 430 Bewerber*innen auf der Suche und 768 Stellen nicht besetzt. 

#AusbildungStarten
Die Daten bestätigen einen bekannten, langjährigen Trend: Jugendliche streben immer häufiger einen höheren Schulabschluss an, viele gehen auf weiterführende Schulen. Sie fehlen dann als Bewerberinnen und Bewerber um die betrieblichen Ausbildungsstellen. „Sie bleiben damit in einem Umfeld, das sie kennen. Dabei kann man bereits mit einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung einen höheren allgemeinbildenden Abschluss erreichen. Auch für Abiturienten bietet eine anspruchsvolle Ausbildung oder ein duales Studium gute Karriere- und Verdienstmöglichkeiten. Informieren Sie sich bei der Berufsberatung zu den Möglichkeiten, direkt beruflich durchzustarten“, rät Markus Dusch.

Alternativen für Ausbildungssuchende 2023
„Für die Jugendlichen, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben, gehen die Vermittlungsbemühungen selbstverständlich weiter. Es lohnt sich für Ausbildungssuchende immer, einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Zu jedem Ausbildungsberuf gibt es Alternativen, die unter Umständen gar nicht bekannt sind und gegebenenfalls mehr Chancen bieten. Neben der Vermittlung in Ausbildung werden gemeinsam mit den jungen Menschen auch Alternativen wie zum Beispiel Einstiegsqualifizierungen gesucht. Während des Langzeitpraktikums können sich die Jugendlichen beweisen und den Betrieb von ihren Stärken überzeugen“, so der Agenturleiter. 

Angebote für Unternehmen
„Ich danke allen Unternehmen, die wieder mit viel Engagement jungen Menschen den Start ins Berufsleben ermöglicht haben. Machen Sie weiter, lassen Sie keine Ausbildungsstelle unbesetzt! Entdecken Sie mit uns die versteckten Talente, die zu Fachkräften in Ihrem Unternehmen entwickelt werden können. Bei Bedarf unterstützen wir zum Beispiel mit der „Assistierten Ausbildung“ - unserem kostenfreien Angebot an zusätzlichem Unterricht und sozialpädagogischer Begleitung. Gerne informieren wir Sie zu den Angeboten“, bietet Dusch Unternehmen an.

Daten für die Hansestadt Lübeck
Das Ausbildungsangebot und die Zahl der Ausbildungssuchenden stiegen in der Hansestadt an. Es wurden 2.008 Ausbildungsstellen zur Besetzung angeboten, 22 oder 1,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 1.371 Bewerber*innen haben die Berufsberatung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 111 oder 8,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Rein rechnerisch standen jedem Jugendlichen 1,5 Ausbildungsstellen zur Verfügung (Vorjahr 1,6). Am Ende des Beratungsjahres waren noch 298 Bewerber*innen auf der Suche und 418 Stellen nicht besetzt.

Daten für den Kreis Ostholstein
Auch im Kreis Ostholstein stiegen das Ausbildungsangebot und die Zahl der Ausbildungssuchenden an. Es wurden 1.650 Ausbildungsstellen zur Besetzung angeboten, 118 oder 7,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 902 Bewerber*innen haben die Berufsberatung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 57 oder 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Rein rechnerisch standen wie im Vorjahr jedem Jugendlichen 1,8 Ausbildungsstellen zur Verfügung. Am Ende des Beratungsjahres suchten noch 132 Bewerber*innen einen Ausbildungsplatz und 350 Stellen waren nicht besetzt.

Berufe
Rund ein Drittel aller Ausbildungsstellen wurden für Berufe in den Bereichen kaufmännische Dienstleistungen, Handel/Verkauf, Vertrieb sowie Tourismus/Hotel- und Gastgewerbe (1.260) angeboten. Ein weiterer Schwerpunkt lag in Berufen der Produktion und Fertigung (770). In den Berufskategorien Buchhaltung/Verwaltung wurden 420, Gesundheit/Soziales 280 und in Bauberufen 330 Ausbildungsplätze bereitgestellt. 
Auch bei den Jugendlichen zeigte sich eine Präferenz für Dienstleistungsberufe (490) sowie Fertigungsberufe (500). Für das Berufsfeld Buchhaltung/Verwaltung interessierten sich 330, Gesundheit/Soziales 260 und für Bauberufe 230 Bewerber*innen.

Top 10 der Berufswünsche
Nach wie vor konzentrieren sich 54,3 Prozent der 856 Bewerberinnen und 39,7 Prozent der 1.417 Bewerber auf zehn Berufe, die nahezu unverändert zum Vorjahr sind.
Bewerberinnen:
•    Medizinische Fachangestellte
•    Verkäuferin
•    Kauffrau – Büromanagement 
•    Kauffrau im Einzelhandel
•    Zahnmedizinische Fachangestellte
•    Verwaltungsfachangestellte
•    Friseurin
•    Hotelfachfrau
•    Kosmetikerin
•    Tiermedizinische Fachangestellte
Bewerber:
•    Kfz-Mechatroniker
•    Verkäufer
•    Fachinformatiker – Anwendungsentwicklung
•    Kaufmann – Bürokommunikation
•    Kaufmann im Einzelhandel
•    Fachlagerist
•    Fachinformatiker – Systemintegration
•    Tischler
•    Elektroniker – Energie-/Gebäudetechnik
•    Anlagenmechaniker – Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik

Struktur der Bewerbenden 
Es haben sich mehr junge Männer (+8,1 Prozent) und junge Frauen (+7,1 Prozent) bei der Berufsberatung für eine Ausbildungsstelle gemeldet als im Vorjahr. Der Anteil weiblicher Bewerbenden lag wie im Vorjahr bei 37,7 Prozent und bei den männlichen Bewerbenden bei 62,3 Prozent. 
384 junge Menschen hatten eine ausländische Nationalität. Das waren 64 (+20,0 Prozent) mehr als im Vorjahr. Darunter waren 158 Personen mit einer Fluchtmigration. Ende des Berichtsjahres suchten 87 noch eine Ausbildung, 44 mehr als letztes Jahr.
Der Anteil der gemeldeten Jugendlichen, die im Berichtsjahr die Schule verlassen haben, ist auf 46,2 Prozent gestiegen und liegt damit höher als vor dem Corona-Einbruch. 
Entsprechend ist auch der Anteil von jüngeren Bewerber*innen unter 20 Jahren auf 55,6 Prozent gestiegen. 30,7 Prozent der Ausbildungssuchenden waren 20 bis 25 Jahre alt und 13,7 Prozent älter als 25 Jahre.
Die überwiegende Zahl der Jugendlichen, die sich bei der Berufsberatung meldeten, hatte einen Mittleren Schulabschluss (ehemals Realschule 36,6 Prozent) und einen Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (ehemals Hauptschule 35,4 Prozent). Eine Fachhochschul- oder Hochschulreife besaßen 18,9 Prozent. 

Verbleib der Bewerbenden
40,5 Prozent der jungen Menschen, die mit Hilfe der Arbeitsagentur eine Ausbildungsstelle gesucht haben, mündeten in eine Berufsausbildung ein und weitere 2,2 Prozent sind in der bisherigen Ausbildung geblieben. Die anderen Jugendlichen haben mit einem Schulbesuch, Studium oder Praktikum (12,5 Prozent) sowie einer Fördermaßnahme (2,3 Prozent) oder einem Freiwilligendienst (1,2 Prozent) begonnen.