Erst im Frühjahr trat Tanja Zerbin-Münstedt die Nachfolge der langjährigen Beauftragten für Chancengleichheit (BCA) in den Arbeitsagenturen in Buchholz, Lüchow, Lüneburg, Uelzen und Winsen an. Nun steht bereits ein besonderes Jubiläum in ihrem Terminkalender. Vor 25 Jahren wurden mit dem Gesetz zur Reform der Arbeitsförderung in den damaligen Arbeitsämtern „Beauftragte für Frauenbelange“ eingeführt. Sie sollten die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt fördern. Inzwischen gibt es in jeder Agentur für Arbeit und jedem Jobcenter Beauftragte für Chancengleichheit.
Zu diesem Anlass finden im September in Niedersachsen und Bremen unter dem Motto „Zeit der Chancen“ Veranstaltungen auch in den Landkreisen Harburg, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg und Uelzen sowie online statt. Was sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat, welche (neuen) Handlungsfelder es gibt und welche Informationsangebote Frauen nutzen können, darüber informiert die Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen.
Sven Rodewald, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen, kann die Entwicklung seit der Jahrtausendwende wie folgt umreißen: „Die Arbeitslosigkeit der Frauen ist gesunken, ihre Erwerbsbeteiligung dabei deutlich gestiegen, Teilzeitarbeit hat auch heute überwiegend ein weibliches Gesicht - es ist vieles geschafft, aber es gibt weiterhin Herausforderungen. Mit unserer BCA Tanja Zerbin-Münstedt haben wir auch künftig eine wichtige Fachexpertin, Netzwerkerin und Ansprechpartnerin für Frauen und Unternehmen“.
Wirft man einen Blick auf die Arbeitslosenquoten im Jahr 2000, lagen diese bei den Frauen zwischen 8,1 Prozent im Landkreis Harburg, 10,2 Prozent im Landkreis Lüneburg, 10,5 Prozent im Landkreis Uelzen und sogar 20,2 Prozent in Lüchow-Dannenberg. Bis zum vergangenen Jahr sind sie deutlich zurückgegangen und betrugen in Harburg 4,2 Prozent, in Uelzen 4,3 Prozent, in Lüneburg 5,1 Prozent und in Lüchow-Dannenberg 6,9 Prozent. „Ein Anhaltspunkt dafür, dass sich Frauen zunehmend Chancen im Erwerbsleben eröffnen und sie diese auch genutzt haben“, führt Zerbin-Münstedt aus.
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit war insofern nachhaltig, als dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gleichzeitig gestiegen ist. Während im Jahr 2001 die Beschäftigungsquoten der Frauen noch unter 50 Prozent lagen, nahmen sie bis 2021 deutlich zu. Mit einer Quote von 61,2 Prozent verzeichnete der Landkreis Harburg die höchste im Agenturbezirk Lüneburg-Uelzen, gefolgt von Uelzen (58,6 Prozent), Lüneburg (55,9 Prozent) und Lüchow-Dannenberg (54,2 Prozent).
„Jedoch sind Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen und damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiterhin Themen, denen sich überwiegend Frauen stellen müssen“, hebt die BCA hervor. Dies spiegelte sich auch in den Zahlen wider, denn überwiegend bedeutet Arbeit Beschäftigung in Teilzeit für Frauen. Sie arbeiten häufiger sozialversicherungspflichtig, aber auch häufiger mit geringerer Stundenanzahl als noch 2000. Die Teilzeitquote lag im Juni vergangenen Jahres bei 60,5 Prozent in Lüchow-Dannenberg, bei 55,4 Prozent in Uelzen und 52,9 Prozent in Lüneburg. Die geringste Teilzeitquote bei sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen wies der Landkreis Harburg mit 52,0 Prozent auf. Die sogenannten Minijobs (nicht versicherungspflichtig) sind in der Teilzeitquote nicht berücksichtigt.
„Die Entwicklung zeigt, dass durchaus ein Schritt in Richtung Chancengleichheit getan ist, aber es auch noch Handlungsfelder gibt“, fasst der Agenturchef zusammen; die Erwerbsbeteiligung wurde überhaupt ein Thema. Nun geht es darum, diese auszubauen. Denn im Kanon der Instrumente, um den Fachkräftemangel zu begegnen, ist die Erwerbsbeteiligung der Frauen ein wichtiger Teil.
Mit Blick auf die Teilzeitquote appelliert Rodewald an Unternehmen, Möglichkeiten zu prüfen, um den Stundenumfang ihrer eingearbeiteten Mitarbeiterinnen anzuheben. Flexible Arbeitszeitmodelle, die eine einfachere Vereinbarkeit von Job und Familie fördern, darunter auch Homeoffice, Ausbildungsangebote in Teilzeit oder attraktive betriebliche Weiterbildungen und Karrierewege nennt er beispielhaft. Diese Punkte können zudem in die Waagschale geworfen werden, wenn es darum geht, Mitarbeiterinnen im Unternehmen zu halten und neue Bewerberinnen für sich zu gewinnen.
Frauen, die den Aktionsmonat als Zeit der Chancen nutzen möchten, können sich über die Veranstaltungsdatenbank auf der Internetseite der BCA informieren. Dort werden auch auch laufend aktuelle Informationen eingestellt: www.arbeitsagentur.de/vor-ort/lueneburg-uelzen/chancengleichheit
Die Seite zum Aktionsmonat „Zeit der Chancen“ mit zahlreichen Online-Veranstaltungen ist hier aufrufbar: www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-nsb/zeit-der-chancen