Entgegen der saisonüblichen Entwicklung zum Jahresende hat die Arbeitslosigkeit in Rheinhessen im Dezember noch einmal leicht abgenommen. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 4,5%. Bei den von der Arbeitsagentur betreuten Arbeitslosen lagen die Zahlen sogar um knapp ein Drittel niedriger als vor einem Jahr und damit wieder auf Vorkrisenniveau. „Die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit ist im Versicherungsbereich derzeit kurz, und die Betroffenen finden schnell wieder eine neue Beschäftigung,“ erklärt Heike Strack, Leiterin der Mainzer Arbeitsagentur.
Auch im Bereich der Jobcenter gab es aktuell eine leichte Verbesserung. Dennoch lag hier die Zahl der Langzeitarbeitslosigkeit noch deutlich über den Vorjahreswerten. „Das macht uns auch deshalb große Sorgen, weil sich die Arbeitslosigkeit zusehends strukturalisiert“, so Strack. Bildungsangebote würden oftmals aus Angst vor den theoretischen Anforderungen nicht angenommen. Stattdessen werde auf Aushilfsjobs zurückgegriffen, die in den meisten Fällen bald wieder in die Arbeitslosigkeit führten. „Wir müssen jeden Tag Überzeugungsarbeit leisten. Sprachkenntnisse und berufliche Qualifikation bleiben der Schlüssel für eine dauerhafte Erwerbstätigkeit.“
Absolute Gewinner am Arbeitsmarkt sind derzeit laut Strack Jugendliche und junge Erwachsene. Die Arbeitslosenzahlen liegen hier inzwischen sogar deutlich niedriger als vor der Pandemie. Auch die neuesten Beschäftigtenzahlen für den Agenturbezirk Mainz zeichnen ein positives Bild. Mit einem Anstieg um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal wiesen die Zahlen zum Stichtag am 30.06.2021 den mit Abstand stärksten Zuwachs in Rheinland-Pfalz auf.
Dennoch trübt die Pandemie nach wie vor den Blick auf die weitere Entwicklung. Nachdem die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld seit Monaten kontinuierlich zurückgegangen war, steigt sie seit Anfang Dezember wieder stark an. Besonders betroffen sind die Gastronomie, die Hotellerie und der Veranstaltungsbereich. „Die pandemiebedingten Schutzmaßnahmen zeigen auch Wirkung auf dem Arbeitsmarkt“, weiß Strack. „Dadurch bleiben Lokale und Hotels, Kinos und Theater leer, Buchungen werden storniert.“
Gleichzeitig war die Nachfrage nach Arbeitskräften im Dezember so hoch wie lange nicht. Der Stellenzugang lag nicht nur erheblich über den Werten von 2020, sondern auch signifikant höher als in den Jahren zuvor. Neue Mitarbeitende wurden vor allem im Bereich der Dienstleistungen, in der öffentlichen Verwaltung, im Gesundheits- und Sozialwesen und im Handel gesucht. Für Strack ist die aktuelle Nachfrage ein deutliches Zeichen dafür, dass der Fachkräftemangel immer deutlicher spürbar wird. „Wir werden im kommenden Jahr unsere ganz Kraft darauf legen, dem steigenden Fachkräftebedarf mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Pflege und Erziehung.
Die Arbeitsmarktzahlen im Überblick
Im Dezember waren in Rheinhessen bei den Dienststellen der Arbeitsagentur und den Jobcentern insgesamt 21.781 Personen als unterbeschäftigt registriert. Das waren 79 weniger als im Vormonat und 3.328 weniger als vor einem Jahr. 16.227 Männer und Frauen waren arbeitslos gemeldet. Das waren 91 weniger als im November und 3.242 oder 16,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote blieb bei 4,5 Prozent konstant. Im Vorjahr hatte sie bei 5,4 Prozent gelegen.
Von den 16.227 Arbeitslosen im Dezember wurden 5.954 von der Arbeitsagentur und 10.273 von den Jobcentern betreut. Der aktuelle Rückgang der Arbeitslosigkeit entfiel ausschließlich auf den Bereich der Jobcenter.
Die Arbeitgeber meldeten 1.568 neue Stellen. Das waren 193 mehr als im November und 460 oder 41,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Auf den regionalen Arbeitsmärkten im Bezirk der Mainzer Arbeitsagentur änderten sich die Arbeitslosenquoten wie folgt: Im Gesamtbezirk blieb die Quote bei 5,4 Prozent, in der Stadt Mainz fiel sie von 5,0 auf 4,9 Prozent und in der Stadt Worms von 7,4 auf 7,2 Prozent. Im Landkreis Alzey-Worms und im Landkreis Mainz-Bingen blieben die Quoten konstant bei 3,7 bzw. 3,4 Prozent.