Entgegen dem zu dieser Jahreszeit sonst üblichen Rückgang der Arbeitslosenzahlen, zeigte sich die Arbeitslosigkeit in Rheinhessen im Juni gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert. Verantwortlich hierfür war vor allem eine hohe Zahl an arbeitslosen Ausländerinnen und Ausländern. Sie wies den bei Weitem höchsten Wert des Monats Juni seit vielen Jahren auf. Da die Einbeziehung der ukrainischen Kriegsgeflüchteten in die statistische Erfassung durch die Jobcenter in Landkreis Mainz-Bingen erst im Juli 2022 erfolgt war, zeigte sich dort im Vorjahresvergleich mit knapp 23 Prozent ein besonders deutlicher Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Rechtskreis SGB II. In ganz Rheinhessen lag die Arbeitslosigkeit insgesamt um knapp 9 Prozent über den Vorjahreswerten.
„Der Juni brachte nicht die erhoffte Entspannung am Arbeitsmarkt“, so Heike Strack, Leiterin der Mainzer Arbeitsagentur. „Vielmehr sehen wir, dass sich der erneute Anstieg der Zuwanderung aus humanitären Gründen auch in der Arbeitsmarktstatistik abbildet. Und dies nicht nur in der Arbeitslosigkeit, sondern vor allem auch in einem deutlichen Anstieg der Unterbeschäftigung im Vergleich zum Vorjahr.“ Neben zahlreichen Geflüchteten aus der Ukraine gebe es aktuell auch wieder eine erhebliche Anzahl von Geflüchteten aus Asylherkunftsländern, insbesondere aus Syrien und Afghanistan. Sie alle für den deutschen Arbeitsmarkt fit zu machen, sie in Sprachkurse zu vermitteln, berufliche Qualifikationen anerkennen zu lassen oder Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen in die Wege zu leiten, stelle derzeit die mit Abstand größte Herausforderung für die Jobcenter dar. Die Arbeitsmarktstatistik zeige aber auch die Erfolge der bisherigen Maßnahmen. Inzwischen gehen in Rheinhessen über 4.500 Menschen aus Asylherkunftsländern einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach.
Wie bereits im Vormonat, war die Arbeitskräftenachfrage aus der Wirtschaft leicht rückläufig. Dennoch zeige laut Strack der hohe Stellenbestand von über 7.000 offenen Stellen, die teilweise lange Laufzeiten aufwiesen, dass der Fachkräftemangel nach wie vor viele Betriebe vor große Probleme stelle. Vor dem Hintergrund der sich immer schneller wandelnden Berufsbilder sei die Weiterbildung von Arbeitslosen sowie von Beschäftigten und die Implementierung einer Kultur des lebenslangen Lernens das Gebot der Stunde.
Die Arbeitsmarktzahlen im Überblick
Im Juni waren in Rheinhessen bei den Dienststellen der Arbeitsagentur und der Jobcenter insgesamt 24.096 Personen als unterbeschäftigt registriert. Das waren 144 weniger als im Mai, aber 2.260 oder 10,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. 17.732 Männer und Frauen waren arbeitslos gemeldet. Das waren 23 weniger als im Vormonat, aber 1.419 oder 8,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 4,9 Prozent. Vor einem Jahr hatte die Quote 4,5 Prozent betragen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften verlief vergleichsweise verhalten. Neu gemeldet wurden 1.290 Stellen, 109 weniger als im Mai und 214 oder 14,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Stellenbestand belief sich im Juni auf 7.051 Stellen, 11,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Von den 17.732 Arbeitslosen im Juni wurden 6.258 von der Arbeitsagentur und 11.474 von den Jobcentern betreut. Im Bereich der Arbeitsagentur kam es im Juni zu einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit, während sie im Verantwortungsbereich der Jobcenter leicht anstieg. Die Entwicklung auf den regionalen Arbeitsmärkten im Bezirk der Mainzer Arbeitsagentur verlief im Juni uneinheitlich. In der Städten Mainz und Worms ging die Arbeitslosigkeit leicht zurück. Die Arbeitslosenquote sank hier jeweils um 0,1 Prozent auf 5,1 bzw. 7,8 Prozent. In den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms blieben die Quoten unverändert bei 3,9 bzw. 4,0 Prozent.
Qualifikation schützt vor Arbeitslosigkeit / Arbeitsagentur fördert Weiterbildungen
Arbeitslose ohne abgeschlossene Ausbildung haben ein wesentlich höheres Risiko arbeitslos zu werden. Ihre Arbeitslosenquote liegt in Rheinhessen bei über 15 Prozent. Bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung liegt sie bei 2,5 Prozent.
Weiterbildungen werden von den unterschiedlichen Bildungsträgern in Rheinhessen angeboten und können auch während einer Beschäftigung erfolgen. Einen Überblick über die Angebote bietet das Onlineportal https://www.arbeitsagentur.de/kursnet.
Arbeitgeber können die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens stärken, indem sie ihre Beschäftigten qualifizieren. Die Agentur für Arbeit unterstützt dabei im Rahmen der Qualifizierungsoffensive WEITER.BILDUNG! Interessierte Unternehmen können sich vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur individuell beraten lassen. Mehr Informationen unter www.arbeitsagentur.de.