Im August ist die Arbeitslosigkeit in Rheinhessen gegenüber dem Vormonat sichtlich stärker gestiegen als im Durchschnitt der letzten Jahre. Gut zwei Drittel des Anstiegs entfiel dabei auf die von den Jobcentern betreuten Arbeitslosen. Etwa die Hälfte der Menschen, die sich neu arbeitslos melden mussten, hatte einen ausländischen Pass, rund ein Drittel war jünger als 25 Jahre.
„Es sind verschiedene Faktoren, die den Arbeitsmarkt im August negativ beeinflusst haben“, erklärt Heike Strack, Leiterin der Mainzer Arbeitsagentur. „Zum einen melden sich in den Sommermonaten immer zahlreiche junge Menschen nach dem Abschluss ihrer Ausbildung vorübergehend arbeitslos. Als ausgebildete Fachkräfte finden diese in der Regel aber schnell wieder in Beschäftigung. Zum anderen meldeten sich Geflüchtete aus der Ukraine nach dem Ende ihres Sprachkurses bei den Jobcentern wieder arbeitslos und weitere aus Kriegsgebieten und Asylherkunftsländern geflohene Menschen kamen hinzu.“ Schließlich habe auch die schwache Konjunktur zum Anstieg der Arbeitslosenzahlen beigetragen. „Wir beobachten, dass sich vor allem Menschen, die zuvor in Helferjobs beschäftigt waren, arbeitslos melden mussten. In konjunkturellen Schwächephasen sind diese üblicherweise unter den ersten, die ihre Jobs verlieren.“
Dass der Arbeitsmarkt erheblich an Aufnahmefähigkeit eingebüßt habe, zeige ein Blick auf die gemeldeten Stellen. Deren Zahl lag um knapp 30 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Vor allem aus der Zeitarbeit, aus dem Handel und dem verarbeitenden Gewerbe wurde weniger Stellen gemeldet. „Aber auch wenn wir bei den Betrieben aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in vielen Branchen eine gewisse Zurückhaltung bei Neueinstellungen registrieren, suchen auf der anderen Seite nach wie vor zahlreiche Unternehmen händeringend nach Fachkräften“, so Strack. „Entscheidend ist dabei die Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber, weshalb für uns die Aus- und Weiterbildung der Menschen, die sich bei uns melden, höchste Priorität hat.“ In diesem Zusammenhang werde man auch alles daransetzen, möglichst viele der derzeit noch über 1.300 offenen Ausbildungsstellen zu besetzen.
Die Arbeitsmarktzahlen im Überblick
Im August waren in Rheinhessen bei den Dienststellen der Arbeitsagentur und den Jobcentern insgesamt 24.593 Personen als unterbeschäftigt registriert. Das waren 361 mehr als im Juli und 1.034 oder 4,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. 18.850 Männer und Frauen waren arbeitslos gemeldet. Das waren 952 mehr als im Vormonat und 709 oder 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote stieg von 4,9 auf 5,2 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie 5,0 Prozent betragen.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften gab gegenüber dem Vormonat nach. Neu gemeldet wurden 1.314 Stellen, 131 weniger als im Juli und 530 oder 28,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Stellenbestand belief sich im August auf 6.808 Stellen, 16 Prozent weniger als im Vorjahr.
Von den 18.850 Arbeitslosen im August wurden 6.752 von der Arbeitsagentur und 12.098 von den Jobcentern betreut. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit betraf zu rund zwei Dritteln die von den Jobcentern betreuten Arbeitslosen.
Auch auf allen regionalen Arbeitsmärkten im Bezirk der Mainzer Arbeitsagentur kam es im August zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. In Mainz stieg die Arbeitslosenquote von 5,3 auf 5,6 Prozent, in Worms von 7,6 auf 8,0 Prozent, im Landkreis Mainz-Bingen von 4,0 auf 4,2 Prozent und im Landkreis Alzey-Worms von 4,0 auf 4,1 Prozent.