Appell an Unternehmen
Die heimische Wirtschaft appelliert gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Marburg und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf an die heimischen Unternehmen, Plätze für Praktika, Arbeitsmarktorientierungen oder ähnliches für Geflüchtete aus der Ukraine anzubieten.
Darauf haben sich die heimischen Wirtschaftsakteure (IHK, Kreishandwerkerschaften, Agentur und Stadt Marburg) heute in einer Telefonkonferenz auf Initiative von Volker Breustedt, Leiter der Marburger Arbeitsagentur, und Marian Zachow, Erster Kreisbeigeordneter, verständigt.
„Wir wollen dafür sorgen, dass UkrainerInnen, die hier Zuflucht vor Krieg und Gewalt finden, ihre Zeit nicht tatenlos in Unterkünften und Wohnungen verbringen, sondern die Möglichkeit bekommen, mit Arbeit, Spracherwerb und anderen Aktivitäten hier ihren Alltag sinnvoll zu gestalten“, betonen Breustedt und Zachow.
Deswegen werden die heimischen Unternehmen aufgerufen, etwaige Praktikumsplätze, Einstiegsqualifizierungen und anderes zeitnah an die Agentur für Arbeit oder den Landkreis Marburg-Biedenkopf zu melden. „Auch wenn aktuell die Menschen eher die Sorgen um die Heimat und ihre Angehörigen in diesem Krieg umtreibt - wir wollen sorgfältig vorbereitet sein, um vernünftige Angebote machen zu können; und je früher wir entsprechende Angebote haben, desto eher sind wir handlungsfähig.“
Natürlich hoffe man, dass die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine möglichst bald in eine freie, selbstbestimmte, friedlich-freiheitliche und demokratische Ukraine zurückkehren können.
„Aber: Integration kennt keine Zeitachse“, unterstreicht Marian Zachow. „Unser Ziel ist es, dass die Menschen - auch wenn sie nur einige Monate hier bleiben - Marburg-Biedenkopf in guter Erinnerung behalten und die Zeit hier nicht ungenutzt und tatenlos verstreicht.In den Jahren 2014/2015 habe der Landkreis Marburg-Biedenkopf nationale und internationale Anerkennung für sein Konzept Arbeitsmarkt- und bildungsorientierter Integration gefunden, das von Stadt Marburg, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Arbeitsagentur sowie IHKen und Handwerk vernetzt und in enger Kooperation mit den Unternehmen umgesetzt wurde, „daran wollen wir auch jetzt wieder anknüpfen“, unterstreicht Zachow.
Volker Breustedt bietet die Unterstützung der Arbeitsagentur an, die sowohl die heimischen Unternehmen als auch die geflüchteten Menschen mit Beratung und Vermittlung unterstützen wird.
Betriebe können etwaige Angebote an marburg.arbeitgeber@arbeitsagentur.de
mailen oder sich unter Tel. 0800 45555 20 telefonisch (kostenfrei) melden. In einer ersten Phase sei es nach seiner Einschätzung wichtig, vor allem Möglichkeiten zu eröffnen, dass mehrere Menschen in Gruppen an einem Ort gemeinsam beschäftigt bzw. in Praktika o.ä. aktiv werden könnten, damit man dies sinnvoll mit Sprachkursen, allgemeiner Begleitung und Bildung verzahnen könne.
„Deswegen würden wir uns natürlich zunächst besonders freuen, wenn uns Unternehmen vernetzt mehrere Plätze, z.B. in Gruppen von 5-10 Personen, in räumlicher Nähe anbieten könnten, damit wir hier Modellprojekte entwickeln können. „Das heißt aber nicht, dass nur Großunternehmen gefragt sind, auch kleine Betriebe aus Industrie, Handwerk und Dienstleistungen können sich hier -auch quer über Branchen und Gewerke hinweg- vernetzen. Das wollen wir gern unterstützen“, versichert Breustedt.
Marian Zachow weist auch darauf hin, dass der Zeitraum zwischen der ersten Meldung und einem tatsächlichen Einstieg in eine Tätigkeit etwas länger werden kann. „Aktuell sind noch viele statusrechtliche Fragen ungeklärt, unklar ist zudem, wie und ob am Ende die Details aussehen und welche Möglichkeiten bestehen und ob bürokratische Hürden überwunden werden müssen“, sagt er, „wir sehen allerdings auf allen Ebenen sehr klare Signale, dass man es so flexibel und unkompliziert wie möglich gestalten will, so dass wir gute Chancen sehen, dass auch eine unkomplizierte Arbeits- oder Praktikumsaufnahme zeitnah und unkompliziert möglich sein wird. Besonders hilfreich wären dabei natürlich Unternehmen, die -etwa aufgrund ukrainisch-sprachiger MitarbeiterInnen- auch Sprachbarrieren gut überwinden können. Wer hier speziell helfen könne und sprachliches oder besonderes Know-How biete, könne natürlich mit gutem Beispiel vorangehen.
Natürlich erfolgt dieser Aufruf zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Aber die Wirtschaftsakteure stimmen überein, dass die Arbeitsmarktintegration mit gut durchdachten und geplanten Konzepten am besten gelinge. Als Beispiel nennen Breustedt und Zachow etwa vernetzte Konzepte mit Sprachtraining, Bildung und anderen. Deswegen wolle man frühzeitig planen und so schnell wie möglich die Chance haben, sinnvolle und innovative Strategien zu entwickeln. Denkbar sei auch eine sinnvolle Einbindung von sozialer Arbeit, Dolmetscher-Angebote und ähnlichem.
Gleichzeitig weisen Agentur und Landkreis darauf hin, dass die bewährten Strukturen wie das „Arbeitsmarktbüro für Flüchtlinge“ auch für Menschen aus der Ukraine und Unternehmen zur Verfügung steht. Hier können sich die geflüchteten Menschen ebenfalls für eine Beratung melden- Kontakt:
Tel: 06421 - 605-322
E-Mail: marburg.arbeitsmarktbuero-fluechtlinge@arbeitsagentur.de
Zugleich werden Landkreis und Arbeitsagentur einen Informationsverteiler für ein regelmäßiges „UPDATE“ zur aktuellen Lage aufzubauen, über das aktuelle Infos an Unternehmen z.B. zum Rechtstatus o.ä. laufend ausgetauscht werden können.
Ebenfalls übereingekommen sind die Wirtschaftsakteure, dass man sich künftig im
14-Tages-Rhytmus zusammenfindet, um gemeinsam zu arbeiten.
„Dieses konzertierte Handeln hat sich bewährt, und es wird auch 2022 wieder zu erfolgreicher Integration führen“, betonen Marian Zachow und Volker Breustedt abschließend.
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