Wenn sich erst im Hörsaal herausstellt, dass das begehrte Studium nicht den eigenen Vorstellungen entspricht, bedeutet das nicht das Ende der Karriere. Spätestens jetzt sollte über Alternativen nachgedacht werden, die mit den eigenen Interessen und Fähigkeiten übereinstimmen. Hier setzt die Initiative „Spurwechsel“ an.
Die Gründe für den Studienausstieg sind vielfältig. So reicht die Spannbreite von Leistungs- oder finanziellen Problemen, mangelnder Motivation bis hin zum Wunsch nach beruflicher Neuorientierung.
Studienaussteiger bei den Betrieben im Hochsauerland willkommen
Fakt ist: Die beruflichen Chancen, die sich gerade im Hochsauerland in vielen Berufen und Branchen bieten, können Studienzweifler für sich nutzen. Das wissen auch Personalleiter Stephan Rosenkranz von der Fa. M. Busch GmbH und Julia Schulte, Personalleiterin von der Brillen Rottler GmbH, zu berichten. „In der Studienzeit hat sich die Persönlichkeit der jungen Menschen weiterentwickelt. Durch die gemachten Erfahrungen, wissen sie letztendlich genau, was sie nicht wollen. Da setzt die Arbeit von uns Personalern an, eine Brücke in die Unternehmen zu bauen. So kann es für beide Seiten eine „Win-win-Situation“ werden“, weiß der erfahrene Personalverantwortliche Rosenkranz zu berichten.
Auch Julia Schulte sieht Vorzüge, wenn Studierende die Entscheidung treffen, einen anderen Weg zu gehen. „Wir haben einige erfolgreiche Beispiele, warum ein Richtungswechsel nicht das Ende, sondern oft erst der Anfang ist. Weiterbildungs- und Karrierewege sind genauso individuell wie die Menschen dahinter. Deswegen unterstützen Rottler auch immer wieder Praktikanten - egal ob Schüler, Studenten oder Studienzweifler. Man darf und sollte sich ausprobieren, um leichter eigene berufliche Entscheidungen treffen zu können.“
Die Experten der Agentur für Arbeit und den Kammern werben für mehr Toleranz im sozialen Umfeld. „Ein Studienabbruch ist kein Weltuntergang, mag er auch im persönlichen oder familiären Kontext zunächst als solcher empfunden werden“, so Berufs- und Studienberater Ulli Haselhoff von der Agentur für Arbeit Meschede-Soest. „Niemand trifft so eine Entscheidung leichtfertig. Bei vielen löst der Studienzweifel große Verunsicherungen und Ängste aus. Wenn die Studienzweifel kommen, sollte man frühzeitig, auch unter Hinzuziehung professioneller Hilfe, die Gründe analysieren die eigenen Interessen und Fähigkeiten neu ausloten und lösungsorientiert alternative Perspektiven entwickeln. Ein Studienabbruch ist keine Karriereabbruch. Lösungen können in einem Studiengang- oder Hochschulwechsel liegen, aber auch in einem Perspektivenaufbau auf der Basis einer betrieblichen oder schulischen Ausbildung. Für Studienaussteiger mit einer Erstausbildung bietet oft der Wiedereinstieg in den erlernten Beruf mit entsprechenden Weiterbildungen gute Perspektiven.
Auf www.spurwechsel-hsk.net finden sich alle Informationen über das Beratungs-, Vermittlungs- und Unterstützungsangebot sowie die einzelnen Ansprechpartner und Kontaktmöglichkeiten.
Studienaussteiger profitieren in der Initiative von dem gebündelten Know-How der Partner im Netzwerk. Gemeinsam mit den Studienaussteigern werden neue Perspektiven in einer Ausbildung, einer beruflichen Tätigkeit oder in einem Studienfachwechsel gefunden. Hierzu haben sich im Jahr 2015 die Agentur für Arbeit Meschede-Soest, die Industrie- und Handelskammer Arnsberg Hellweg-Sauerland und die Handwerkskammer Südwestfallen zu dem Netzwerk Spurwechsel zusammengeschlossen. Von knapp 400 beratenen Studienzweifelnden wurden etwa 280 zu Spurwechselnden und fanden ihren Weg in einer Ausbildung, einem dualen Studium oder einer Arbeitsstelle. Nur 22 Prozent der Studienzweifelnden verfügte bereits vor Studienanritt über eine betriebliche oder schulische Erstausbildung. Entschlossen sich im Jahr 2000 ca. ein Drittel eines Jahrgangs zu einem Studium, so sind es heute weit mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler.