Ausbildungsplatz sucht Auszubildende

Gemeinsam ziehen die Spitzenvertreter der Partner des Ausbildungskonsenses Bilanz zum Ausbildungsjahr 2021/2022.

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 88

„Die Chancen für Jugendliche, einen Ausbildungsplatz zu finden, sind so gut wie lange Zeit nicht mehr“, resümiert Oliver Schmale, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Meschede-Soest. „Nach zwei erschwerten Jahren durch die Pandemie sind wir froh, wieder mehr Schülerinnen und Schüler persönlich erreicht zu haben“, ergänzt er. „Die beste Fachkraft, die ich als Betrieb oder Unternehmen gewinnen kann, ist eine, die ich selbst ausgebildet habe. Dass Ausbildung eine der besten Investitionen in die Zukunft eines Unternehmens ist, wissen unsere Betriebe vor Ort und melden uns die freien Ausbildungsplätze. Jetzt ist es an den jungen Menschen. Informiert und bewerbt euch. Falls Ihr unsicher seid, nehmt Kontakt mit der Berufsberatung auf. Die Kolleginnen und Kollegen helfen bei der Orientierung und der Suche nach einem Ausbildungsplatz.“

Die Kreise im Überblick:

Im Hochsauerlandkreis ist die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Ausbildungsjahr 2021/2022 um 34 auf 1.539 gestiegen. Die Betriebe meldeten 2.419 Ausbildungsstellen, 167 mehr als im letzten Jahr. Die Schere zwischen unversorgten Jugendlichen und den unbesetzten Ausbildungsstellen klafft weiter auseinander. Noch unbesetzt sind 415 Stellen, 66 junge Menschen sind noch unversorgt. Damit stehen rechnerisch jedem/r unversorgten Bewerber/in 6,29 freie Ausbildungsstellen zur Verfügung.

Im Kreis Soest konnten im abgelaufenen Ausbildungsjahr 1.423 Bewerberinnen und Bewerber aus 1.914 Ausbildungsstellen auswählen. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Arbeitsagentur konnten 152 Jugendliche mehr begrüßen als im letzten Jahr, die Zahl der Ausbildungsstellen ist um 127 gesunken. Noch unbesetzt sind 158 Stellen, unversorgt sind 75 junge Menschen. Im Kreisgebiet stehen zumindest rechnerisch jedem/r unversorgten Bewerber/in 2,11 freie Ausbildungsstellen zur Verfügung.

Das Resümee der Ausbildungsmarktpartner sieht folgendermaßen aus:

Oliver Schmale, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Meschede-Soest: „Erfahrungsgemäß sind zum Ende des Ausbildungsjahres leider nie alle Ausbildungsstellen besetzt und auch nie alle Bewerberinnen und Bewerber versorgt, da Angebot und Nachfrage aus berufsfachlichen, regionalen, qualifikationsspezifischen oder auch infra-strukturellen Gründen voneinander abweichen. Trotz rückläufiger Schulentlasszahlen hält sich die Anzahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber in der Berufsberatung auf einem guten Niveau. War der Ausbildungsmarkt lange davon geprägt, dass es weniger Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber gab, wandelt sich der aktuelle Ausbildungsmarkt Schritt für Schritt in einen Bewerberinnen- und Bewerber-Markt. Also für junge Menschen eine gute Nachricht. Für die Unternehmen macht das die Herausforderungen allerdings immer größer. Unser Ziel ist es, mehr jungen Menschen die Möglichkeiten einer beruflichen Ausbildung als Karriereeinstieg aufzuzeigen. Noch zu wenige junge Menschen und auch ihre Eltern haben das im Blick.“

Jörg Nolte, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Arnsberg, Hellweg-Sauerland: „Die berufliche Bildung erlebt am Hellweg und im Sauerland einen echten Boom. Trotz der stark rückläufigen Bewerberzahlen konnten wir Ende Oktober 8 Prozent mehr Ausbildungsverträge als im Vorjahr registrieren. Das ist auch im NRW-Vergleich (dort im Durchschnitt 2,6 %) ein Rekordwert. Und es gehen sogar noch weitere Ausbildungsverträge bei uns ein. Die Unternehmen bekennen sich damit trotz der schwierigen Konjunkturprognose zu ihrem Standort und zur Sicherung ihres Fachkräftenachwuchses durch Ausbildung. Unsere Betriebe ernten damit auch den Erfolg für ihre enormen Bemühungen, immer mehr junge Menschen für den Einstieg in die berufliche Karriere zu begeistern. Das ist für mich ein starkes Signal für das Engagement unserer Unternehmen und die guten regionalen Chancen. Einen Wehrmutstropfen gibt es jedoch auch in diesem Jahr: Es fehlen Bewerber. Unsere Mitgliedsunternehmen konnten nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzten. Das Potenzial für Ausbildung in der Region hat also noch Luft nach oben. Unsere Botschaft an junge Menschen lautet daher weiter: Ihr werdet gesucht und gebraucht. Eine berufliche Ausbildung und eine mögliche anschließende Weiterqualifizierung stehen in unserer Region für hervorragende Karriereperspektiven. Wir bieten sowohl jungen Menschen als auch IHK-Mitgliedsunternehmen Unterstützung an: Die IHK-Azubi-Finder stehen bei der Vermittlung und Besetzung freier Ausbildungsplätze mit Rat und Tat zur Seite (Tel. 02931/878-300, WhatsApp, Livechat,  www.azubi-finder.de).“

Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen: Es ist einmal mehr erschreckend zu sehen, wie sich der Trend von Jahr zu Jahr fortsetzt: Die Schere zwischen offenen Ausbildungsstellen und Bewerbern geht immer weiter auseinander. Im Bezirk der Handwerkskammer Südwestfalen konnten wir zum Stichtag 30. September bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen erfreulicherweise ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Im Hochsauerlandkreis ist jedoch die Tendenz deutlich negativ: Wurden 2021 noch 554 Verträge abgeschlossen, sind es jetzt noch 526.

Problematisch – und letztlich seit Jahren bekannt – ist zum einen die demografische Entwicklung, zum anderen aber hat die berufliche Ausbildung nicht den Stellenwert bei der Berufswahl, die sie verdient. Der Akademisierungstrend ist ungebrochen. Hier gilt es, mit vereinten Kräften gegenzusteuern. Die Politik muss handeln, die berufliche Bildung muss endlich so ausgestaltet werden, dass Schüler, Eltern und Lehrer die betriebliche Ausbildung als gleichwertige Alternative wahrnehmen.

Gelingt uns das nicht, ist mittelfristig aufgrund des Fachkräftemangels mit erheblichen Wohlstandsverlusten zu rechnen. Die Spirale dreht sich immer weiter: Weniger Personal, weniger Aufträge, weniger Umsatz, weniger Gewerbesteuern, weniger öffentliche Leistungen.

Das Team Fachkräftesicherung der Handwerkskammer setzt sich daher gezielt mit vielfältigen Aktionen und Maßnahmepaketen für Nachwuchs- und Fachkräftewerbung ein. Als Handwerkskammer engagieren wir uns gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Unsere Wirtschaft und damit die Zukunftsfähigkeit unseres Landes stehen auf dem Spiel.

Detlef Schönberger, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe: „Die Zahl der im Kreis Soest insgesamt neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse im Handwerk ist im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt 10,7 Prozent gesunken. Im Jahr 2021 gab es noch eine Steigerung von 20,5 Prozent. Auch in den Innungsgewerken der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe konnte das hohe Niveau der Ausbildungsverträge in 2021 mit einem Plus von 37,7 Prozent nicht gehalten werden. In 2022 gab es nach aktuellem Stand der Ausbildungsverträge einen Rückgang um 22,1 Prozent.

Das kann sich aber noch ändern. Denn Ausbildungsverträge für das laufende Ausbildungsjahr können bis in den Januar 2023 hinein abgeschlossen werden. Allein in der Ausbildungs-Börse der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe stehen im Kreis Soest über 140 attraktive freie Ausbildungsstellen zur Wahl. Hier sind viele Berufe dabei, die für die Erreichung der Klimaziele vor Ort unverzichtbar sind. Denn Handwerker sind Klimaschützer von Beruf mit besten Karrierechancen inklusive: Meister, Betriebsübernahme, Studium sogar ohne Abitur.

Mit der Dating-App „Passt!“ der Kreishandwerkerschaft geht die Kontaktaufnahme zum Ausbildungsbetrieb besonders schnell (www.passt-app.de). Auch die Ausbildungs-Coaches der Kreishandwerkerschaft informieren gerne und stellen direkt Kontakte zu Innungsbetrieben in der Region her: Telefon 02921 892-214 und -232, E-Mail: ausbildungsberatung@kh-hl.de.