Arbeit finden in Deutschland? Unterstützungsangebote nutzen

Seit Beginn des Angriffskrieges haben viele ukrainische Menschen ihr Heimatland verlassen und in Deutschland Schutz gefunden. Ein Teil hat bereits Integrationskurse besucht, erste Sprachkenntnisse erworben. Wie Betrieb und Arbeitsuchende zusammenfinden können, zeigt ein Beispiel aus Lippstadt.

25.03.2024 | Presseinfo Nr. 13

Im Herbst letzten Jahres haben Bundesminister Hubertus Heil gemeinsam mit dem Vorstand der Bundesagentur für Arbeit und den „Job-Turbo“ zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten initiiert. Ein Kernelement ist der schnelle Einstieg in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. „Oft scheitern Arbeitsaufnahmen aber durch die sprachlichen Anforderungen. Außerdem gestalten sich die Anerkennungsverfahren der Berufsabschlüsse schwierig, beziehungsweise haben keine Aussicht auf eine Anerkennung, weil es das Berufsbild in Deutschland nicht gibt“, schildert Andreas Canisius, Teamleiter Arbeitgeberservice im Kreis Soest, einen Teil der Herausforderungen im Integrationsprozess.

Das es auch anders geht, zeigt Christian Oertel, Geschäftsführer bei Tiefkühl- und Feinkost Otto Stedtfeld GmbH in Lippstadt. Seit einem halben Jahr arbeitet Viktor M. dort als Helfer in der Lebensmittelherstellung. Er ist zwei Monate zuvor aus der Ukraine geflüchtet und hat sich direkt um Arbeit bemüht. „Viktor hat sich beim Schlachthof nebenan beworben, da war aber zu der Zeit keine Stelle frei. Dann haben wir ihm unseren Betrieb gezeigt“, schildert Christian Oertel den kooperativen Ablauf der Vermittlung. In seinem Heimatland hat Viktor als Friseur gearbeitet, somit keine beruflichen Kenntnisse für das Lebensmittelhandwerk mitgebracht: „Das ist aber kein Problem. Er übernimmt zum Anfang Aufgaben, bei denen keine Fachbegriffe und Fachkenntnisse erforderlich sind. Wir haben auch einen russisch sprechenden Mitarbeiter, der schon einmal bei der Übersetzung hilft.“

Im Kreis Soest haben sich das Jobcenter AHA Kreis Soest und die Agentur für Arbeit eng abgestimmt. „Wir sind uns einig, dass wir mit dem klassischen Vermittlungsprozess keinen Erfolg haben werden. Wir begleiten die Kundinnen und Kunden beim Erwerb der Sprachkenntnisse und der Anerkennung vorhandener beruflicher Qualifikationen, suchen geeignete Arbeitsstellen und unterstützen sie im Bewerbungsprozess auch durch eine Begleitung zu Vorstellungsgesprächen“, so Michael Hammerschmidt, Bereichsleiter Integration im Soester Jobcenter. Die Vermittlerinnen und Vermittler des Jobcenters und des Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Meschede-Soest haben gemeinsame Bewerbertage organisiert. „Wir haben selber einige russisch und ukrainisch sprechende Mitarbeitende. Damit können wir Sprachbarrieren überbrücken, berufliche Erfahrungen und Interessen besser abklären“, berichtet Michael Hammerschmidt. Zu den Bewerbertagen werden die zugewanderten Bewerberinnen und Bewerber regelmäßig eingeladen, um ihnen passgenaue Arbeitsstellen vorzuschlagen. „Wenn es passt, nehmen unsere Mitarbeitenden direkt Kontakt mit dem Betrieb auf und versuchen eine Brücke zwischen Bewerber und Betrieb herzustellen“, erklärt Andreas Canisius. Erste Integrationserfolge konnte das Jobcenter bereits registrieren. „Wir haben zum aktuellen Zeitpunkt 48 Zugewanderte in Arbeitsverhältnisse vermitteln können“, so Hammerschmidt. „Die Branchen sind dabei von Gastronomie, Baugewerbe bis Reinigung vielseitig.“

Die Integration von Viktor M. ist nur ein Beispiel von vielen positiven Entwicklungen auf unserem regionalen Arbeitsmarkt. Der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und das Jobcenter unterstützen Unternehmen bei der Integration von geflüchteten Menschen. Wenn es sinnvoll ist, kann auch parallel das Thema Weiterbildung behandelt werden. „Auch Menschen aus anderen Herkunftsländern unterstützen wir mit unseren Möglichkeiten“, ergänzt Canisius. Viktor M. absolviert derzeit an zwei Abenden pro Woche einen Sprachkurs. Christian Oertel ist vom Engagement seines Mitarbeiters überzeugt und möchte weitere Mitarbeiter mit geringen Sprachkenntnissen einstellen: „Ich würde jederzeit weitere Helfer nehmen, aber auch gelernte Metzger oder Fleischer.“

Mit dem dualen Ausbildungssystem hat Deutschland einen vergleichsweise hohen Standard. Besonders die Anerkennung von Berufsabschlüssen aus anderen Ländern beansprucht einige Zeit. Trotzdem kann der Arbeitgeberservice die Integration geflüchteter Menschen mit individuellen Förderangeboten zur weiteren Qualifizierung unterstützen. Interessierte Unternehmen können telefonisch unter 0800 4 5555 20 oder per E-Mail unter Soest.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de Kontakt zum Arbeitgeberservice aufnehmen.