Der 21-jährige Wickeder ist von Geburt an schwer körperlich beeinträchtigt. Vor allem in seiner Motorik ist er stark eingeschränkt und angewiesen auf einen schweren E-Rollstuhl. Er besuchte deshalb nach seiner Schulzeit die Werkstatt für Menschen mit Behinderung der Caritas Arnsberg, das Arbeits- und Bildungszentrum (ABZ) in Arnsberg-Oeventrop. Vorerst unschlüssig und mit großen Vorbehalten, wie er berichtet: „Ich wollte richtig arbeiten und nicht Schrauben verpacken.“ Das war es doch, was man immer von so einer Einrichtung hörte!
Doch nach der Beratung durch die Agentur für Arbeit und einem ersten Kennenlernen der Einrichtung vertraute er der Sozialpädagogin und Standortleitung des ABZ, Stefanie Bierwagen und dem zuständigen Berufsbildungsbegleiter Oliver Albrecht, die ihn ermutigten und ihm empfahlen, es einfach zu versuchen! „Ich wollte es mir dann doch zumindest mal anschauen.“ Geblieben ist er bis zum Ende des Berufsbildungsbereichs, einer 2jährigen Qualifizierungsphase, in der die persönlichen und beruflichen Fähigkeiten mit sehr unterschiedlichen Methoden gefördert werden.
„Die Werkstatt hat mir einige Chancen geboten, die ich nicht erwartet hätte.“
Er hat in der Werkstatt eine fantastische Entwicklung vollzogen. Nicht zuletzt seiner freundlichen, motivierten und zielstrebigen Art hat er es zu verdanken, dass er schließlich bei einer gemeinsamen Veranstaltung zum Thema „Inklusion und Arbeitsmarkt“ des Caritasverbands Arnsberg-Sundern e.V. zusammen mit dem Bundesverband mittelständischer Wirtschaft ein eingeladenes Unternehmen der Region auf sich aufmerksam machen konnte. Die Hagelstein Rettungsdienst GmbH war begeistert von seiner Präsentation und lernte den jungen Mann in einem Praktikum näher kennen.
Hagelstein Rettungsdienst GmbH lebt Inklusion
Die Hagelstein Rettungsdienst GmbH betreibt in Hüsten die größte Lehrrettungswache im HSK sowie fünf weitere Nebenwachen in Sundern, Meschede, Brilon, Winterberg und Bad Fredeburg. Die Schwestergesellschaft, das Institut für Notfallmedizin (INM), betreibt zudem über 30 Notarztstandorte in NRW und beschäftigt über 650 Notärztinnen und Notärzte. Zudem werden die Mitarbeitenden im Haus aus- und weitergebildet.
In der Verwaltung unterstützen gut 25 Mitarbeitende, Tendenz steigend. „Wir wachsen weiter und suchen dauerhaft qualifiziertes Personal. Auch Krankentransporte gehören zu unserem gesellschaftlichen Auftrag. Barrierefreiheit und rollstuhlgerechte Gebäude machen es uns möglich, auch Menschen mit einer körperlichen Behinderung, so wie bei Leonard, zu beschäftigen. Im Praktikum konnten wir schnell erkennen, dass Leonard ein cooler und toller Typ ist, der prima zu dem Rest der Mannschaft passt. Er ist hochmotiviert und willensstark, so dass wir gemeinsam mit den beteiligten Institutionen einen Arbeitsplatz für ihn verwirklichen konnten“, berichtet Dr. Marcel Kaiser, Geschäftsführender Gesellschafter von Hagelstein Rettungsdienst GmbH. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten war vorbildlich“, sagt er weiter.
Anfang August konnte Leonard Danilchenko seinen Arbeitsvertrag für eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung unterzeichnen! Seitdem unterstützt er das Team am Verwaltungsstandort in Arnsberg und organisiert dort überwiegend die Kundenbetreuung der Hotelgäste der unternehmenszugehörigen Gastronomie „Torhaus Möhnesee“. „Auch andere Menschen mit Behinderungen können das schaffen“, ist sich Leonard Danilchenko sicher. „Man darf nur nicht aufgeben“, sagt er und möchte mit seiner Geschichte möglichst vielen Betroffenen Mut machen.
Begleitung und Unterstützung
Leonard Danilchenko ist unendlich dankbar: „Dass alle meine Möglichkeiten erkannt haben und ich, trotz unzähliger Anträge und der deutschen Bürokratie durchgehalten habe, damit mein Traum in Erfüllung gehen konnte, ist ein großes Geschenk. Glücklicherweise haben hier viele Zahnräder ineinander gepackt.“ Die Agentur für Arbeit unterstützt finanziell die behinderungsbedingte notwendige Taxi-Beförderung zwischen Wohnort und Arbeitsplatz und ermöglichte die Anschaffung technischer Hilfen am Arbeitsplatz wie z.B. einer Spracherkennungssoftware zur Bearbeitung von Schriftstücken. Michael Gießmann (Betriebsintegrierte Beschäftigung, Caritas Arnsberg) sowie Jessica Peters vom Integrationsfachdienst (IFD) begleiten Leonard Danilchenko und den Arbeitgeber weiterhin bei diversen Fragen und Antragsstellungen. Beim Wechsel aus einer WfbM kann bei Abschluss eines sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisses für die Dauer von bis zu fünf Jahren ein Lohnkostenzuschuss von mindestens 50% bis zu 75 % der Arbeitnehmerbruttolohnkosten durch den LWL gezahlt werden. Eine Förderung des Arbeitsverhältnisses darüber hinaus, ist ebenfalls möglich.
Vielfalt im Betrieb hilft nicht nur Menschen mit Behinderungen - sie steigert die soziale Kompetenz aller Beschäftigten, fördert Teamarbeit und ermöglicht innovative und unkonventionelle Lösungen. Interessierte, die sich über die Vorteile von Inklusion informieren möchten, kontaktieren gerne das Team „Berufliche Rehabilitation und Teilhabe“ per Email: meschede-soest.161-reha@arbeitsagentur.de.