Unterschätztes Potenzial: Ausbildung trotz Einschränkung

Jugendlicher findet nach schwerer Krankheit einen Ausbildungsplatz und entpuppt sich als großer Gewinn.

18.12.2024 | Presseinfo Nr. 69

In der Arbeitswelt wird das starke Potenzial von Menschen mit Behinderung noch immer unterschätzt. Dabei ist eine Behinderung nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. So auch bei Jannik. 

Der heute 21-jährige ist nach der Realschule schwer erkrankt und hatte nach einer lebensnotwendigen Knochenmarkspende den Mut, sich um eine Ausbildungsstelle zu kümmern. Nach der Behandlung setzte er sich mit der Arbeitsagentur in Verbindung, „um Möglichkeiten auszuloten, wie es für mich weitergehen könnte.“ Im Dschungel der unzähligen Ausbildungsmöglichkeiten gar nicht so einfach. Das Team Rehabilitation und Teilhabe für Menschen mit Behinderung der Agentur für Arbeit Meschede-Soest hat ihm eine Berufsorientierung vorgeschlagen. „Dort konnte ich in unterschiedliche Berufsbereiche blicken“, erzählt er im Gespräch. Was bis dahin fehlte, war ein Arbeitgeber.

In weiteren Beratungsgesprächen mit den Experten der Arbeitsagentur entstand der Kontakt zur Firma Brillen Rottler in Arnsberg, die kurzfristig einen Ausbildungsplatz zu besetzen hatten. Nach einem ersten Kennenlernen folgte ein Praktikum. „Wir erlebten Jannik so wie er wirklich ist: Motiviert, begeisterungsfähig und interessiert. Trotz oder gerade wegen seiner persönlichen Geschichte machte er es uns als Arbeitgeber leicht. Wir haben ihm schlussendlich einen Ausbildungsplatz zum Kaufmann für Büromanagement angeboten“, erzählt Julia Schulte, Leiterin Personal bei Brillen Rottler GmbH und Co. KG. „Bis dahin hatten wir keine Erfahrung mit Azubis, die eine Beeinträchtigung haben und stellten schnell fest, dass das auch gar nicht nötig ist. Die Betreuung aller Beteiligten Institutionen war vorbildlich unkomplizierter als man denkt.“ 

Die Ausbildung wurde über die Aktion 100 gefördert. Jährlich stehen darüber 150 Teilnahmeplätze in NRW für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger mit Behinderung bereit. Bildungsträger unterstützen die Praxisbetriebe während der gesamten Ausbildungszeit. 

Jannik konnte mit dem Einverständnis der Kreishandwerkerschaft im Januar 2022 seine Ausbildung beginnen. „Er hat sich super entwickelt und ist ein absoluter Gewinn für uns. Mit der großartigen Leistung während der Ausbildung, konnte er sogar die Ausbildung verkürzen und wurde als einer von 40 Super-Azubis von der Kammer ausgezeichnet. Im Sommer wurde er von uns in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis übernommen“, sagt Julia Schulte weiter. Er arbeitet jetzt in der Rottler Akademie im Bereich des Managements und unterstützt die Leitung hinsichtlich aller organisatorischen Aufgaben.

„Noch vor einiger Zeit habe ich mich mit Krankheit, Krankenhaus und Therapie auseinandersetzen müssen. Jetzt stehe ich hier, mache nebenberuflich meinen Wirtschaftsfachwirt und hole das Beste aus anderen Jugendlichen heraus, damit sie ihre Prüfung gut meistern“. Noch immer stehen Vorbehalte gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen vielen Arbeits- und Ausbildungsplätzen im Weg. Zu Unrecht, wie diese Geschichte eindrücklich beweist. „Viel Mut, glückliche Umstände und die Offenheit aller Beteiligten haben mir gezeigt: es ist egal was war. Es zählt was ist und was man daraus macht!“

Vielfalt im Betrieb hilft nicht nur Menschen mit Behinderungen - sie steigert die soziale Kompetenz aller Beschäftigten, fördert Teamarbeit und ermöglicht innovative und unkonventionelle Lösungen. Interessierte, die sich über die Vorteile von Inklusion informieren möchten, kontaktieren gerne das Team „Berufliche Rehabilitation und Teilhabe“ per Email: meschede-soest.161-reha@arbeitsagentur.de.