So geht individuelle Berufsorientierung während der Pandemie an der Katharina-Kasper-Schule in Wirges, wo sich junge Menschen mit Handicaps darauf vorbereiten, nach zwölf Jahren Schulzeit in die Arbeitsphase zu starten. Die ersten Berührungsängste mit der Technik und dem neuen Kommunikationsformat sind längst vergessen und man ist sich einig: virtuelle Meetings sind cool und bringen voran.
Schulweg ins Leben: Mit diesem Leitgedanken werden an der Katharina-Kasper-Schule in Trägerschaft des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn Jungen und Mädchen unterrichtet und gefördert. Der ganzheitliche Bildungsgang umfasst ihre geistige wie soziale Entwicklung, außerdem Wahrnehmung, Motorik und Sprache.
Den Grundstein für eine möglichst selbstbestimmte Zukunft legt die berufliche Orientierung in enger Kooperation mit der Agentur für Arbeit Montabaur, die auch bei der weiteren Förderung der wichtigste Kostenträger ist. Reha-Berater Mario Dieninghoff trifft sich mit allen Schülerinnen und Schülern zum individuellen Gespräch. Mit im Boot sind Eltern, Lehrerinnen, Lehrer und Schulleiter Volker Vieregg. Alle wissen: Der Weg ins Leben ist für diese Jugendlichen ein Weg der kleinen Schritte, auf dem viel Unterstützung und Ermutigung notwendig sind.
Dabei ist der persönliche Kontakt enorm wichtig. Aber was tun in Corona-Zeiten mit Lockdowns und weitgehenden Einschränkungen? Die Agentur für Arbeit hat sehr schnell auf Video-Kommunikation gesetzt. Gerade in der Berufsberatung hat sie sich als gutes Instrument erwiesen, um die Verbindung nicht abreißen zu lassen. Junge Menschen sind in der digitalen Welt zu Hause und schätzen die Vorteile der Technik. Mario Dieninghoff freut sich, dass sich das Konzept auch bei seinen Schützlingen umsetzen lässt: „Manchmal brauchen sie Hilfe. Aber die meisten loggen sich selbst mit zwei, drei Klicks zum online-Termin ein – und haben damit gleich ein Erfolgserlebnis, das sie motiviert!“
Die Resonanz ist jedenfalls durchweg positiv. „Es war ganz schön anstrengend, aber es hat mir sehr gut gefallen“, erklärt eine Schülerin. Ein Mitschüler ergänzt: „Ich konnte meine Ideen zu meiner Arbeit gut erklären, auch wenn ich etwas aufgeregt war.“ Auch Schulleiter Vieregg ist zufrieden mit der neuen Lösung: „Diese Online-Konferenz hat sich als sehr passendes Medium erwiesen. Die Gespräche werden schülerorientiert geführt, und alle können ihre Vorstellungen einbringen und sich intensiv austauschen.“
Im Mai geht es weiter – in größerem Kreis. Auf die Vorbereitungsgespräche folgt die Berufswegekonferenz. Dann sind neben den Hauptpersonen, ihren Eltern, Lehrkräften und dem Reha-Berater auch der Schulträger, Träger von Behinderteneinrichtungen, die Kreisverwaltung der Westerwaldkreises als Eingliederungshilfeträgerin und die zuständigen Integrationsfachdienste vertreten. Sie verfolgen das gemeinsame Ziel, dem Entlassjahrgang der Katharina-Kasper-Schule Perspektiven zu eröffnen. Diese reichen von der Tagesförderstätte über die Werkstatt für behinderte Menschen bis hin zu einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt. Denn kein Weg soll in einer Sackgasse enden.