Ende August werden im Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur (Westerwald- und Rhein-Lahn-Kreis), 6.064 Menschen ohne Job betreut. Das sind 172 Personen mehr als im Juli. Die Arbeitslosenquote ist um 0,1 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent gestiegen. Noch größer ist der Unterschied gegenüber dem Vorjahr – mit einem Anstieg um 720 Personen bzw. 0,4 Prozentpunkte in der Quote.
„Der Arbeitsmarkt entwickelt sich untypisch für den Spätsommer. Die allmähliche Erholung von der Corona-Krise ist gestoppt; jetzt wirkt sich der Ukrainekrieg aus“, sagt Dieter Knopp, stellvertretender Leiter der Arbeitsagentur Montabaur. „Geflüchtete aus der Ukraine erhalten seit Juni Leistungen der Grundsicherung und melden sich bei den Jobcentern. Das machte sich statistisch zunächst verstärkt im Rhein-Lahn-Kreis bemerkbar. Dort hat sich die Lage inzwischen stabilisiert. Jetzt zieht der Westerwaldkreis nach.“ Die Statistik spiegelt dies deutlich: Während sich die Erwerbslosigkeit an Rhein und Lahn während der vergangenen Wochen nicht verändert hat, ist sie bei den Nachbarn im Westerwald spürbar gestiegen. Der Gesamtbezirk Montabaur verzeichnet den dritthöchsten August-Arbeitslosenstand der vergangenen sieben Jahre - nach 2016 und dann 2020, als der Lockdown die Wirtschaft und das gesamte Leben massiv einschränkten.
Neben dem außergewöhnlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gibt es einen im Sommer üblichen: Junge Leute orientieren sich neu, nachdem sie eine Ausbildung oder ein Studium absolviert haben. Was bereits im Juli zu beobachten war, hat sich im August fortgesetzt. Diese saisonale Spitze wird rasch wieder ausgeglichen sein, denn wer frisch qualifiziert ist, hat am Markt allerbeste Chancen und findet schnell einen neuen Arbeitgeber.
Auf einem Rekordniveau ist seit Monaten der Stellenbestand. Aktuell können 4.157 Jobs vermittelt werden. Dieter Knopp: „Der Bedarf an Fachkräften ist höher denn je und nimmt weiter zu. Um hier gegenzusteuern, setzen wir unter anderem auf die Qualifizierung von Beschäftigten. Hier können erhebliche Fördermittel fließen.“ Die Stellenmeldungen der Betriebe seit Jahresbeginn sind gegenüber 2021 rückläufig, vor allem aus dem Bau- und Gastgewerbe.
Am Ausbildungsmarkt hat sich die Situation aus Sicht der Betriebe, die ihre künftigen Fachkräfte selbst heranziehen möchten, verschärft. Der demografische Wandel schlägt immer stärker zu Buche. Während die geburtenstarken Jahrgänge in die Rente gehen, schmilzt die Zahl der Schulabgänger - und damit das Potenzial an Nachwuchskräften. Seit Beginn des statistischen Ausbildungsjahres im Oktober 2021 bis zum August haben sich bei der Arbeitsagentur Montabaur 1.757 junge Leute mit Ausbildungswunsch gemeldet. Hier steht ein Minus von 85 Personen (- 4,6 Prozent) gegenüber dem gleichen Zeitraum 2020/21. Währenddessen haben die Unternehmen 1.992 Lehrstellen angeboten; das ist ein Plus von 119 Stellen (6,4 Prozent). Derzeit sind 235 Bewerber*innen noch auf der Suche. Auf der anderen Seite gibt es 759 unbesetzte Ausbildungsplätze.
Dieter Knopp: „Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage öffnet sich weiter. Im Juli konnte jeder junge Mensch, der noch nicht das Passende gefunden hatte, rein rechnerisch unter zwei Angeboten wählen, jetzt sind es bereits drei.“ Knopp wirbt für den Azubi-Spot von Arbeitsagentur, Handwerkskammer und weiteren Netzwerkpartnern am Freitag, 9. September, von 12 bis 16 Uhr im Outlet Montabaur. Betriebe stellen interessierten Jugendlichen (gerne auch mit Eltern) sich und ihre Ausbildungsplätze vor. So könnte noch mancher Start ins laufende Ausbildungsjahr gelingen.
Abschließend ein Blick auf die beiden Landkreise, die die Agentur betreut: Für den Westerwald werden 3.736 Menschen ohne Job gezählt. Das sind 170 mehr als im Juli – hier wirkt sich der Ukraine-Effekt aus - und 379 mehr als vor einem Jahr. Die Quote ist im Monatsverlauf um 0,2 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent gestiegen und liegt 0,4 Prozentpunkte über dem Level des Vorjahres.
Im Rhein-Lahn-Kreis sind 2.328 Arbeitslose gemeldet und damit lediglich 2 Personen mehr als im Juli, aber 341 mehr als vor einem Jahr. Mit 3,6 Prozent ist die Quote im Monatsvergleich stabil geblieben. Sie ist jedoch 0,6 Prozentpunkte höher als im August 2021.