Erstmals seit April ist die regionale Arbeitslosigkeit spürbar gesunken. Im September waren innerhalb des Bezirks der Agentur für Arbeit Montabaur (Westerwald- und Rhein-Lahn-Kreis) 5.682 Menschen ohne Job gemeldet. Das sind 382 Personen weniger als vor einem Monat, jedoch 630 Personen mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote beträgt aktuell 3,2 Prozent. Sie ist 0,2 Prozentpunkte niedriger als im August und 0,4 Prozentpunkte höher als im September 2021.
„Der deutliche Anstieg ab der Jahresmitte war vorwiegend im Bereich der Jobcenter zu verbuchen, die seit Juni für die Geflüchteten aus der Ukraine zuständig sind und damit eine immense Aufgabe zu bewältigen haben“, sagt Elmar Wagner, Chef der Arbeitsagentur Montabaur. „Jetzt ist der große Schub der Schutzsuchenden erfasst und die Situation beginnt sich zu stabilisieren.“
Die Agentur ist die Adresse für diejenigen, die Anspruch auf Arbeitslosengeld als Versicherungsleistung haben. Ihre Zahl hat sich auf Vorjahresniveau eingependelt. Die Jobcenter betreuen Menschen und ihre Familien, die auf die steuerfinanzierte Grundsicherung (ab 2023 das Bürgergeld) angewiesen sind. In diesem Bereich ist die Erwerbslosigkeit um fast ein Viertel gestiegen. Die untypische Entwicklung ist vor allem dem Krieg gegen die Ukraine geschuldet. Elmar Wagner sieht jedoch auch ein positives Signal: „Seit der Pandemie liegt der Fokus mehr denn je darauf, zu verhindern, dass Langzeitarbeitslosigkeit sich verfestigt. Der Rückgang im Vergleich zum Herbst vergangenen Jahres ist ein erster Erfolg.“
Von der positiven Tendenz im September profitiert vor allem die jüngere Generation. Das wiederum passt ins saisonale Bild des Arbeitsmarkts: Junge Leute, die sich im Spätsommer nach Ausbildung oder Studium arbeitslos meldeten, haben erwartungsgemäß rasch neue Perspektiven gefunden. Als frische Fachkräfte sind sie gefragt. Die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen ist innerhalb eines Monats um 0,5 Prozentpunkte gesunken und liegt jetzt bei 2,5 Prozent.
Der Stellenbestand bleibt im Dauerhoch und spiegelt den enormen, branchenübergreifenden Bedarf an qualifiziertem Personal. 4.121 Jobs können derzeit vermittelt werden. Die Zugänge sind allerdings rückläufig. Mit 470 Stellen meldeten die Unternehmen im September 138 Angebote weniger als im August, und auch in der Summe seit Jahresbeginn steht ein Minus gegenüber 2021.
Positiv entwickelt sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Zum Stichtag 31. März – diese Statistik wurde gerade veröffentlicht – hatten im Agenturbezirk Montabaur 105.459 Männer und Frauen einen sozialversicherungspflichtigen Job. Nach zwei Jahren gab es wieder einen Anstieg gegenüber dem Vorquartal (plus 580 Personen), und dieser liegt über dem Landesdurchschnitt.
Und so entwickelte sich der Arbeitsmarkt in den beiden Landkreisen, die der Agenturbezirk Montabaur umfasst: Im Westerwaldkreis sind derzeit 3.504 Menschen ohne Job – 232 weniger als im August, aber 325 mehr als im September 2021. Die Quote ist in den vergangenen Wochen von 3,3 auf 3,1 Prozent zurückgegangen. Vor einem Jahr wurden 2,8 Prozent errechnet. Im Rhein-Lahn-Kreis sind aktuell 2.178 Männer und Frauen arbeitslos. Das sind 150 Personen weniger als vor einem Monat und 305 mehr als vor einem Jahr. Die Quote ist im Monatsverlauf von 3,6 auf 3,3 Prozent gesunken. Im September vergangenen Jahres waren es wie bei den Nachbarn 2,8 Prozent.