Die Arbeitslosigkeit in der Region ist erstmals seit November gesunken: Ende März sind im Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur - er umfasst den Westerwald- und den Rhein-Lahn-Kreis - 6.353 Menschen ohne Job gemeldet. Das sind 120 Personen weniger als vor einem Monat, jedoch 1.217 Personen mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 3,5 Prozent und ist damit 0,1 Prozentpunkte niedriger als vor einem Monat und 0,7 Prozentpunkte höher als vor einem Jahr.
„Im März deutet sich wie erwartet eine Frühjahrsbelebung an“, beobachtet Elmar Wagner, Chef der Arbeitsagentur Montabaur. „Erheblich mehr Menschen als in den Vorwochen konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden, um ins Erwerbsleben zu gehen. Davon profitieren vorwiegend Männer: Sie dominieren in den witterungsabhängigen Außenberufen und finden nach der Winterpause wieder Arbeit, weil die Auftragsbücher sich füllen. Allerdings fällt der Saisoneffekt im langjährigen Vergleich schwach aus.“
Am Stellenmarkt ist derzeit kein Aufwind zu verzeichnen. Im Gegenteil: In den vergangenen Wochen haben die Unternehmen 425 Jobs und damit 76 weniger als im Februar gemeldet. Im Vorjahresvergleich steht mit dem Stellenrückgang um 223 ein Minus von einem Drittel. Derzeit können 3.537 Stellen vermittelt werden. Das ist der niedrigste März-Wert seit sechs Jahren.
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bleibt allen Krisen zum Trotz auf Rekordniveau und wächst sogar weiter. Das zeigt die Statistik für das dritte Quartal 2022, die jetzt vorliegt. Am 30. September 2022 waren im Agenturbezirk Montabaur 106.968 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig erwerbstätig. Das ist ein Plus von 1.635 Personen oder 1,6 Prozent gegenüber dem gleichen Stichtag 2021. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (iab) rechnet damit, dass der Aufwärtstrend anhält. Angesichts der gestiegenen Arbeitskräfteknappheit, so die Analyse, versuchten viele Betriebe, ihre Beschäftigten selbst in konjunkturellen Schwächephasen zu halten. Die grundsätzliche Stabilität komme dem Arbeitsmarkt auch bei der Verarbeitung des wirtschaftlichen Schocks infolge des Ukraine-Kriegs zugute.
Erste Aussagen können über den Ausbildungsmarkt getroffen werden. Das statistische Ausbildungsjahr dauert jeweils vom 1. Oktober bis 30. September. In der ersten „Halbzeit“ 2022/23 wurden der Agentur für Arbeit Montabaur 1.939 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet; das sind 169 Angebote bzw. 9,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2021/22. Trotz des demografischen Wandels ist auch die Zahl der Bewerbenden gestiegen, die den Service der Arbeitsagentur nutzen. „Nach Corona fällt es wieder leichter, Kontakt aufzunehmen“, sagt Elmar Wagner. „Wir haben während der Pandemie gelernt und sind digitaler geworden. Die Videokommunikation, die sehr hilfreich war, wird weiterhin genutzt. Unsere Berufsberatung stellt aber immer wieder fest, wie wichtig die persönlichen Gespräche in der Schulsprechstunde oder bei einem Termin in der Arbeitsagentur sind – gerne auch zusammen mit den Eltern.“ 1.495 junge Leute haben sich von Oktober bis März bei der Agentur gemeldet. Hier steht ein deutliches Plus von 188 Personen bzw. 14,4 Prozent. Derzeit sind 962 Jugendliche noch auf der Suche. Angesichts eines Angebots von 1.363 offenen Ausbildungsstellen haben sie beste Aussichten, den Platz ihrer Wahl zu finden.
Für die Unternehmen hingegen wird es nicht einfacher, geeigneten Nachwuchs zu gewinnen. Elmar Wagner: „Weil das Potenzial schmilzt, sollten die Betriebe auch Jugendliche in den Blick nehmen, die den Erwartungen noch nicht ganz entsprechen. Denn hier können wir fördern - mit einer Einstiegsqualifizierung oder assistierter Ausbildung samt ausbildungsbegleitender Hilfen. Damit meistern auch Schulabgänger*innen mit schwächeren Noten oder sozialen Handicaps die Ausbildung und entwickeln sich zu den dringend benötigten Fachkräften.“
Und so sieht es am Arbeitsmarkt in den beiden Landkreisen des Agenturbezirks aus: Im Westerwaldkreis sind derzeit 3.827 Menschen ohne Job – 95 weniger als im Februar und 616 mehr als im März 2022. Die Arbeitslosenquote wird in Bezug auf alle zivilen Erwerbspersonen errechnet, die in einem Gebiet leben. Im Westerwaldkreis ist sie in den vergangenen Wochen um 0,1 auf 3,3 Prozent gesunken und liegt einen halben Prozentpunkt über dem Vorjahreswert.
Für den Rhein-Lahn-Kreis werden 2.526 Arbeitslose gezählt. Das sind 25 Personen weniger als im Februar und 601 mehr als vor einem Jahr. Die Quote hat sich in den vergangenen vier Wochen nicht verändert. Mit 3,9 Prozent ist sie einen glatten Prozentpunkt höher als im März 2022 und auch deutlich über dem Wert des Nachbarkreises. Der Hauptgrund dafür ist, dass im Rhein-Lahn-Kreis überdurchschnittlich viele Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen wurden und während der Betreuung durch das Jobcenter in die Arbeitslosenstatistik einfließen.