Am regionalen Arbeitsmarkt hat sich im Juni wenig verändert: Die Erwerbslosenquote für den Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur (Westerwald- und Rhein-Lahn-Kreis) bleibt mit 3,3 Prozent auf dem Wert des Vormonats und ist 0,4 Prozentpunkte höher als vor einem Jahr. Aktuell sind 5.924 Männer und Frauen ohne Job gemeldet – 25 Personen weniger als im Mai und 758 Personen mehr als im Juni 2022.
„Die Entwicklung ist derzeit unspektakulär“, beobachtet Elmar Wagner, Chef der Agentur für Arbeit Montabaur. „Die Corona-Pandemie ist ein hoffentlich abgeschlossenes Kapitel. Der Ukrainekrieg dauert zum Leidwesen der betroffenen Menschen an und wirkt sich negativ auf die Wirtschaft aus. Der Zustrom Geflüchteter ist jedoch verebbt.“
Noch immer stammt jeder dritte Arbeitslose aus dem Ausland, was vor allem der Lage in der Ukraine geschuldet ist. Den „großen Schub“ gab es vor einem Jahr, als die Geflüchteten in die Obhut der Jobcenter übergingen und dort erfasst wurden. „Diese erste Herausforderung ist geschafft“, sagt Elmar Wagner. „Jetzt geht es darum, realistische Perspektiven zu eröffnen: Wer eine Zukunft in Deutschland sieht, kann einen Beitrag leisten, den enormen Fachkräftebedarf abzufedern – wenn nötig, mit entsprechender Förderung. Aber der Arbeitsmarkt bietet auch niedrigschwellige Jobs, zum Beispiel in der Gastronomie und im Handel. Hier liegen insbesondere Möglichkeiten für die Ukrainer*innen, die in ihre Heimat zurückkehren und bis dahin bei uns ihren Lebensunterhalt verdienen wollen.“
Quote und Arbeitslosenzahl sind konstant geblieben. Trotzdem herrscht immer viel Fluktuation. Während der vergangenen Wochen gab es 1.621 Abgänge aus der Arbeitslosigkeit, auf der anderen Seite stehen 1.608 Zugänge.
Am Stellenmarkt hält die Flaute an. Seit Januar haben die Unternehmen 2.674 Jobangebote gemeldet; das ist ein Minus von 985 Stellen bzw. 26,9 Prozent gegenüber der ersten Jahreshälfte 2022. Gründe sind die Planungsunsicherheit angesichts Inflation, Energiekrise, Lieferengpässen und Materialnot.
Die beste Möglichkeit, für Fachkräfte zu sorgen, ist und bleibt „maßgeschneidert“ Nachwuchs im eigenen Betrieb auszubilden. Das wissen die heimischen Unternehmen. Auf der Suche nach geeigneten Kandidat*innen suchen sie verstärkt den Kontakt zur Jugend und präsentieren sich zum Beispiel bei Ausbildungsmessen und in den Schulen. Auch die Statistik spiegelt diese Strategie: Seit Beginn des Ausbildungsjahres (1. Oktober 2022) wurden dem Arbeitgeberservice 2.093 Lehrstellen gemeldet. Hier steht ein deutliches Plus von 161 Angeboten (8,3 Prozent) gegenüber dem gleichen Zeitraum 2021/22.
Gleichzeitig belebt sich die Nachfrage: 1.820 junge Leute haben den Wunsch geäußert, eine Ausbildung zu absolvieren; das sind 188 Personen (11,5 Prozent) mehr als zuvor. Elmar Wagner: „Dass es in Zeiten des demografischen Wandels und sinkender Schulabgängerzahlen mehr Bewerbende gibt, zeigt auch, dass die Präsenz der Arbeitsagentur an allen Schulen Früchte trägt. Mit Unterstützung der Berufsberatung finden viele Jungen und Mädchen zum Beispiel heraus, wo ihre Stärken liegen – und werden ermutigt, in diese Bereiche hineinzuschnuppern. So lernen Arbeitgeber und potentielle Azubis sich kennen. Ein Erfolgskonzept, denn betriebliche Praktika münden oft in Ausbildungsverträge!“ Derzeit sind 755 Bewerber*innen noch auf der Suche. Sie haben beste Chancen, kurzfristig ins Berufsleben zu starten, denn aktuell sind 1.162 Ausbildungsplätze unbesetzt. Jede/r hat also theoretisch die Wahl zwischen 1,5 Angeboten.
Und so entwickelte sich der Arbeitsmarkt in den Landkreisen, die der Agenturbezirk Montabaur umfasst: Im Westerwaldkreis sind derzeit 3.651 Personen ohne Job gemeldet - 5 mehr als im Mai und 654 mehr als im Juni 2022. Die Arbeitslosenquote bleibt mit 3,2 Prozent auf dem Level des Vormonats. Vor einem Jahr lag sie bei 2,6 Prozent.
Im Rhein-Lahn-Kreis sind 2.273 Arbeitslose gemeldet. Hier gibt es gegenüber dem Vormonat einen Rückgang um 30 Personen, gegenüber dem Vorjahresmonat eine Zunahme um 104 Personen. Die Quote ist in den zurückliegenden Wochen von 3,5 auf 3,4 Prozent gesunken. Im Juni 2022 waren es 3,3 Prozent.