Der Sommer geht zu Ende, und für viele junge Menschen hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen: Mit einer Ausbildung starten sie ins Erwerbsleben. Aber längst nicht allen Betrieben ist es gelungen, die dringend benötigten Nachwuchskräfte zu gewinnen: Aktuell sind bei der Agentur für Arbeit Montabaur (Westerwald- und Rhein-Lahn-Kreis) noch 747 offene Lehrstellen ausgewiesen. Auf der anderen Seite stehen 316 Bewerber*innen, die weiter auf der Suche sind.
„Die Chancen für einen erfolgreichen Berufsstart sind so gut wie nie, und er kann auch in den kommenden Wochen noch gelingen“, sagt Elmar Wagner, Chef der Arbeitsagentur Montabaur. „Allerdings profitieren nicht alle jungen Menschen in gleichem Maß von dieser günstigen Marktlage.“ Die Gründe sind vielfältig: Noch immer verlassen zu viele Jugendliche die Schule ohne einen Abschluss, melden sich arbeitslos oder verdienen ihr Geld mit Helferjobs. Andere treffen eine falsche Wahl und brechen – oft erst nach geraumer Zeit – ihre Ausbildung oder ihr Studium ab. Wieder andere kommen wegen persönlicher Probleme nicht voran, und manchmal türmen sich unterschiedliche Schwierigkeiten zu einer scheinbar unüberwindlichen Barrikade.
„Mehr denn je gilt: Niemand darf verloren gehen“, betont Wagner. „Für die Jugendlichen ist eine solide Qualifikation wichtig, um im (Berufs)Leben zu bestehen. Und die Unternehmen brauchen neue Fachkräfte, um ihren Betrieb aufrecht zu erhalten und für die Zukunft zu sichern.“ In diesem Bewusstsein bleibt die Ausbildungsbereitschaft hoch: Seit Beginn des statistischen Berichtsjahres im Oktober 2022 haben die Betriebe der Arbeitsagentur 2.179 Lehrstellen gemeldet; das sind 187 mehr als im Vergleichszeitraum 2021/2022 (plus 9,4 Prozent). Zugleich wurden 1.943 Bewerber*innen gezählt. Trotz des demografischen Wandels, der schwindende Schulabgängerzahlen zur Folge hat, steht hier ein Plus von 186 Personen bzw. 10,6 Prozent. Wagner führt dies nicht zuletzt auf das Engagement der Berufsberatung zurück, die an allen Schulen präsent ist.
Die Aufgabe der Arbeitsagentur sieht er immer stärker darin, auch schwächere Kandidat*innen auf den Weg zu bringen und wirbt – auch im Interesse der Unternehmen – dafür, die bestehenden Förderangebote in Anspruch zu nehmen.
Ein Überblick:
- Die Assistierte Ausbildung (AsA) hilft jungen Menschen, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden und zum erfolgreichen Abschluss zu kommen. Dafür gibt es unter anderem Stütz- und Förderunterricht, um Sprach- und Bildungsdefizite abzubauen und fachtheoretische Inhalte zu festigen sowie sozialpädagogische Begleitung und Hilfe bei der Prüfungsvorbereitung oder in Krisensituationen. Die Unternehmen werden zum Beispiel bei Organisations- und Verwaltungsfragen unterstützt. Betrieb und Azubi bekommen über die Agentur für Arbeit eine feste Ansprechperson.
- Eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) kommt für junge Menschen in Frage, die nicht mehr schulpflichtig sind, aber noch nicht wissen, welcher Beruf zu ihnen passt. Sie lernen unterschiedliche Berufsfelder und Betriebe kennen und können so herausfinden, was das Richtige für sie ist. Eine BvB kann auch Jugendlichen mit einer abgebrochenen Ausbildung neue Orientierung geben.
- Die Einstiegsqualifizierung (EQ) ist ein Langzeitpraktikum mit Sozialversicherungspflicht, um jungen Leuten mit Vermittlungshemmnissen eine Brücke in eine betriebliche Berufsausbildung zu bauen. Dabei erhalten Arbeitgeber Zuschüsse zur Praktikumsvergütung sowie einen Pauschalbetrag zum gesamten Sozialversicherungsbeitrag. So lernen Betriebe potenzielle Auszubildende kennen, während die Praktikant*innen ihre Talente entdecken und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können.
Wenn auch mit Förderung eine Ausbildung im Unternehmen nicht möglich ist, kann eine Außerbetriebliche Berufsausbildung (BaE) bei einem Bildungsträger absolviert werden – entweder in dessen Werkstätten (integrativ) oder bei einem anerkannten Ausbildungsbetrieb (kooperativ). Bei beiden Modellen wird ein möglichst frühzeitiger Übergang in eine reguläre Ausbildung angestrebt.
Junge Menschen können sich – persönlich oder virtuell - über die Berufsberatung vor Ort informieren: www.arbeitsagentur.de/bildung/berufsberatung oder wählen direkt die Hotline in Montabaur: 02602 123222. Unternehmen steht der Arbeitgeber-Service zur Seite – entweder über die bereits bekannten Ansprechpersonen oder kostenlos telefonisch über die 0800 4 5555 20.