Am Stand der Polizei rotiert ein Blaulicht. Die Caritas kommt mit dem Slogan: „Ich halte, was die Kirche verspricht.“ Für die Hufeland-Klinik reckt eine Skelett-Hand den Mittelfinger: „Du kannst uns mal … deine Bewerbung schicken.“ Bei der Ausbildungsmesse der Arbeitsagentur Montabaur in der Stadthalle Lahnstein springt ins Auge: Im Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen buhlen die Betriebe immer offensiver um Aufmerksamkeit.
„Diese Ausbildungsmesse gibt es seit 2009. Sie hat nicht nur eine lange und gute Tradition. Sie spiegelt auch sehr deutlich den Wandel zum Bewerbermarkt. Noch nie hatten junge Menschen so gute Perspektiven für den Berufsstart und eine so große Auswahl an Angeboten“, sagt Elmar Wagner, Chef der Agentur für Arbeit Montabaur. Er dankt Oberbürgermeister Lennart Siefert dafür, dass die Stadt Lahnstein die Messe seit ihrer Premiere unterstützt. Als Arbeitgeber machen Agentur und Stadtverwaltung wie jedes Jahr den Jugendlichen auch die eigenen Studien- und Ausbildungsgänge schmackhaft. Und sie wissen, wie groß die Konkurrenz um kluge Köpfe ist.
„Die Schülerinnen und Schüler bewerben sich nicht mehr bei uns. Wir bewerben uns bei den Nachwuchskräften!“, bringt Siefert die Situation auf den Punkt. „Diese Chancen sollte die junge Generation nutzen. Ich hoffe sehr, dass die Jugendlichen die Messe nicht nur besuchen, um Kugelschreiber und andere Giveaways zu sammeln, sondern Interesse zeigen und sich informieren.“ Mit diesem Wunsch spricht er den etwa 40 Ausstellern aus der Seele, die einen breiten Branchenmix repräsentieren. Ihnen steht der Arbeitgeberservice der Agentur Montabaur zur Seite. Das Publikum bilden etwa 600 Jungen und Mädchen aus sechs Schulen im Rhein-Lahn-Kreis. Darüber hinaus sind alle Interessierten zum Messebesuch eingeladen.
Von Anfang an ist die Globus Markthalle Lahnstein bei der Ausbildungsmesse mit im Boot. Personalleiter Jürgen Lenz erzählt, dass der demografische Wandel auch hier zu Buche schlägt. Viele ältere Beschäftigte gehen in die Rente, und besonders im Verkauf an den Frischetheken sowie in der Metzgerei werde es immer schwieriger, die Lücken zu füllen.
Kreativität ist zunehmend gefragt bei der Rekrutierung von Personal. So zeigt die Hufeland-Klinik (Bad Ems) den berüchtigten Mittelfinger, um Bewerbungen für ihre Ausbildungsstellen in der Pflege, der Physiotherapie und im medizinischen Bereich zu bekommen. „Wir müssen die Neugier wecken, damit die Schüler Kontakt aufnehmen“, sagt Barchira Ibrahim, Praxisanleiterin für die Azubis in der Pflege. „Die Frage nach dem Stinkefinger kann der Einstieg zu einem Gespräch sein, bei dem die nächste Frage lautet: Was ist eigentlich Pneumologie?“
Bei der so umworbenen Zielgruppe herrscht oft noch Unentschlossenheit, wohin die berufliche Reise gehen soll. Lana (14) könnte sich „etwas Soziales“ vorstellen und zwar eher im Bereich Pflege als Erziehung. Ihre gleichaltrige Freundin Yarin weiß, was sie nicht will - auf gar keinen Fall in die Gastronomie - und orientiert sich vielleicht in Richtung Finanzsektor. Zwei 15jährige Mitschüler haben noch keinerlei Vorstellung, welche Ausbildung sie machen wollen. Gut, dass es die Berufsberatung gibt: Hier können die beiden sich mitten im Messegetümmel VR-Brillen auf der Nase setzen und virtuell in die Betriebswelt eintauchen. „Ich suche mir einen Job aus!“, verkündet Maan.
Filme anschauen mag hilfreich sein zur ersten Orientierung. Besser ist es, den Echtbetrieb kennenzulernen – zum Beispiel in einem Praktikum. Wichtig aber ist auch guter Rat, und den gibt es bei der Agentur für Arbeit kostenlos.
Jugendliche – gerne gemeinsam mit ihren Eltern – sind zum Gespräch bei der Berufsberatung willkommen. Termine können online vereinbart werden, telefonisch unter der Nummer 02602 123 222 oder per Mail: Montabaur.Berufsberatung@arbeitsagentur.de.
Der Arbeitgeberservice ist kostenfrei erreichbar unter 0800 4 5555 00.