Zum zweiten Mal in Folge ist regional die Arbeitslosigkeit gesunken: Aktuell werden für den Bezirk der Arbeitsagentur Montabaur – er umfasst den Westerwald- und den Rhein-Lahn-Kreis – 6.943 Personen ohne Job gezählt. Das sind 146 weniger als vor einem Monat, aber 830 mehr als vor einem Jahr. Die Quote ist von März auf April um 0,1 Prozentpunkte auf jetzt 3,8 Prozent gesunken. Im April 2023 lag sie bei 3,4 Prozent.
„Die verhaltene Frühjahrsbelebung setzt sich fort, und es gehen wieder mehr Menschen aus Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit“, sagt Elmar Wagner, Chef der Arbeitsagentur Montabaur. „Insgesamt zeigt sich der Arbeitsmarkt immer noch stabil, aber die Dynamik bleibt schwach. Darin spiegelt sich die Konjunkturschwäche und die Verunsicherung der Wirtschaft darüber, wie es weitergeht.“
Die Regionalprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bestätigt die ungewisse Zukunftsperspektive. Während die Bundesregierung die Voraussage für das Wirtschaftswachstum 2024 vorsichtig auf 0,3 Prozent angehoben hat, nimmt das IAB an, dass das Bruttoinlandsprodukt lediglich um 0,1 Prozent steigt. Auf dieser Basis würde im Agenturbezirk Montabaur die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung minimal sinken. Demnach gibt es dieses Jahr im Durchschnitt 106.100 Männer und Frauen mit sozialversicherungspflichtigen Jobs. Die Arbeitslosigkeit dürfte flächendeckend zunehmen. Für den Bezirk Montabaur errechnen die Forscher einen Anstieg um 6,5 Prozent auf 6.600 betroffene Personen.
„Die Beschäftigung bewegt sich immer noch auf einem Rekordlevel, und die Arbeitslosenquote bleibt im bundesweiten Vergleich niedrig“, stellt Wagner fest. „Aber auch bei diesen guten Rahmenbedingungen sind die Herausforderungen groß: Wir registrieren branchenübergreifend merklich mehr Entlassungen. Gerade der Mittelstand, der unsere Region prägt, hat zunehmend zu kämpfen. Für Arbeitsuchende sind die Aussichten, einen Job zu finden, derzeit schlechter als vor der Pandemie - besonders für Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte. Ihre Chancen erhöhen wir mit gezielter individueller Förderung.“ In den vergangenen Monaten ist die Langzeitarbeitslosigkeit zwar leicht gesunken, aber noch immer ist jeder vierte Erwerbslose davon betroffen.
Auch am Stellenmarkt schlägt die eingetrübte Stimmung sich nieder. Hier ist kein Frühlingshoch erkennbar. Im April meldeten die Betriebe 419 Jobangebote; das sind 91 weniger als vor einem Monat und 110 weniger als vor einem Jahr. Derzeit sind 3.172 Jobs zu vermitteln. Das Angebot ist um etwa 10 Prozent zurückgegangen.
Der Blick auf den Ausbildungsmarkt zeigt: Seit dem 1. Oktober (Beginn des Ausbildungsjahres) haben sich bei der Arbeitsagentur 1.693 junge Leute gemeldet, die eine Lehrstelle suchen. Das sind 53 Personen oder 3,2 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2022/23. Auf der anderen Seite meldeten die Unternehmen nach einer Spitze im Vorjahr nun 141 Ausbildungsstellen weniger (minus 7 Prozent); insgesamt sind es bisher 1.872. „Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe bleibt jedoch hoch – und das Angebot für Ausbildungssuchende ist deutlich höher als die Nachfrage“, betont Elmar Wagner.
Derzeit sind 951 Bewerber und Bewerberinnen noch auf der Suche. Elmar Wagner: „Diese Zahl wird rasch schmelzen, denn in den kommenden Wochen fallen viele Entscheidungen, wohin die Reise geht – in die gewünschte Ausbildung oder doch lieber in eine weiterführende Schule oder ein Studium.“ Wer beim Wunsch bleibt, eine klassische Lehre zu machen möchte, hat beste Chancen: Es gibt noch 1.165 unbesetzte Stellen.
Zum Arbeitsmarkt in den beiden Landkreisen, die die Agentur betreut: Für den Westerwaldkreis sind 4.253 Arbeitslose gemeldet – 57 Personen weniger als im März und 515 mehr als im April 2023. Hier blieb die Quote im Monatsverlauf bei 3,7 Prozent. Damit liegt sie 0,4 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.
Im Rhein-Lahn-Kreis werden 2.690 Personen ohne Job gezählt. Das sind 89 weniger als im Vormonat und 315 mehr als im Vorjahresmonat. Die Quote ist von März auf April um 0,1 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent gesunken und aktuell einen halben Prozentpunkt höher als im April 2023.