Der Ausbildungsmarkt 2021/2022

Am Ausbildungsmarkt im Nordschwarzwald sind die Folgen der Corona-Pandemie immer noch spürbar. Die Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, kann dennoch eine positive Bilanz für den Ausbildungsbeginn 2022 ziehen.

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 44

Von Oktober 2021 bis September 2022 wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim insgesamt 4.643 Ausbildungsstellen gemeldet, 518 oder 12,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Eine Lehrstelle mit Unterstützung der Berufsberatung der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim suchten 2.746 Bewerberinnen und Bewerber, das waren 60 oder 2,2 Prozent mehr als 2020/2021.


„Nach zwei coronabedingt extrem schwierigen Jahren hat sich der Ausbildungsmarkt im Nordschwarzwald immer mehr stabilisiert. Zur Sicherung ihrer Fachkräfte von morgen setzen unsere Unternehmen auch bei unsicheren Rahmenbedingungen immer mehr auf die eigene Ausbildung. Besonders freut es mich aber, dass die großen Anstrengungen meiner Berufsberaterinnen und Berufsberater erfolgreich waren und wir, entgegen dem landesweiten Trend, wieder mehr Jugendliche für eine duale Ausbildung gewinnen konnten“, so die Agenturchefin.


Beim Vergleich mit den Zahlen von 2019/2020, die noch nicht von Corona beeinflusst waren, wird aber auch bei den Bewerberinnen und Bewerbern ein rückläufiger Trend erkennbar. Damals waren 3.598 Jugendliche gemeldet, 852 oder 23,7 Prozent mehr als im aktuellen Berichtsjahr. Das liegt zum einen daran, dass immer weniger Schülerinnen und Schüler die Schulen verlassen als noch vor einigen Jahren. Aber auch Corona wirkt noch nach. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Unsicherheiten haben bei den Jugendlichen dazu geführt, dass sie sich erstmal für einen weiteren Schulbesuch entschieden haben. Viele haben auch ein Schuljahr wiederholen müssen.

Der Ausbildungsmarkt bietet also beste Chancen für junge Menschen, die eine Ausbildung beginnen wollen. Für die Jugendlichen eine gute Nachricht, die Herausforderungen für die Betriebe werden dadurch jedoch zunehmend größer.

Auch im abgelaufenen Berichtsjahr gab es deutlich mehr unbesetzte Ausbildungsstellen (773) als unversorgte Bewerberinnen und Bewerber (57). Trotzdem ist es nicht allen Bewerberinnen und Bewerbern gelungen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und reichen von fehlender Mobilität, über das Nichterfüllen der Anforderungen der Betriebe bis hin zu fehlender Flexibilität bei den Berufswünschen.

Um noch mehr Ausbildungssuchende und Betriebe zusammenzubringen, ist auf beiden Seiten noch mehr Kompromissbereitschaft gefragt. „Die jungen Leute sollten sich unbedingt auch für Ausbildungsberufe jenseits ihres Traumberufes öffnen und Betriebe auf der anderen Seite sollten auch Jugendlichen eine Chance geben, die nicht ihren Idealvorstellungen entsprechen. In diesem Fall können wir gemeinsam mit dem Betrieb und dem Jugendlichen ein Unterstützungsangebot entwickeln, mit dem sichergestellt ist, dass noch vorhandene Defizite abgebaut werden können“, so Lehmann.

Ausbildungsstellen
Die Top Ten der gemeldeten Ausbildungsstellen führen die Kaufleute im Einzelhandel (287) an, gefolgt von den Verkäuferinnen/Verkäufern (222), den Industriekaufleuten (197) und den Hotelfachleuten (157).
In einigen Berufen ist die Chance auf eine Ausbildungsstelle deutlich höher als in anderen. So fehlten Bewerber vor allem für Hotel- und Gaststättenberufe sowie für viele Handwerksberufe, beispielsweise im Lebensmittelhandwerk und im Lebensmittelverkauf sowie in Bau- und baunahen Berufen.
Am 30. September 2022 waren insgesamt noch 773 Ausbildungsstellen gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr waren das 48 oder 5,8 Prozent weniger. Die meisten freien Ausbildungsstellen gab es bei den Köchen (53), Hotelfachleuten (44), Restaurantfachleuten (39) und den Kaufleuten im Einzelhandel (38).

Bewerberinnen/ Bewerber
Hauptberufswünsche der Jugendlichen waren Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement (176), Industriekaumann/Industriekauffrau (154), Verkäufer/in (136), Kraftfahrzeugmechatroniker/in - PKW-Technik (132) und Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel (116).
1.376 oder 50,1 Prozent aller Bewerberinnen und Bewerber haben eine Berufsausbildung begonnen. 593 oder 21,6 Prozent haben sich für einen Schulbesuch, ein Praktikum oder ein Studium entschieden und 36 oder 1,3 Prozent für eine geförderte Qualifizierung wie eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder eine Einstiegsqualifizierung. Weitere 205 (7,5 Prozent) haben eine Arbeit aufgenommen, 61 oder 2,2 Prozent engagieren sich in gemeinnützigen, sozialen Diensten. 291 oder 10,6 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber haben keine Angaben zu ihrem Verbleib gemacht.